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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens
Autoren: Lesley Pearse
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fragte Belle etwas später, als sie in die Küche kam.
    Mog, die gerade ein paar Kleidungsstücke auswusch, drehte sich um. Belle sah in dem malvenfarbenen Kleid und mit dem Strohhut bildschön aus. Die Aufregung hatte ihre Wangen rosa überhaucht, und ihre Augen leuchteten. »Wunderschön schaust du aus, aber jetzt ab mit dir!«
    Etienne trat gerade aus dem Duke of Marlborough , als Belle auf dem Küstenpfad näher kam. Er blieb stehen, um aufs Meer hinauszublicken; er hatte sie nicht gesehen.
    Sie raffte den Rock ihres Kleides, zog ihn eng um sich und versteckte sich hinter einem Baum, um Etienne zu beobachten. Die Sonne schien, und die Pfützen vom Vortag waren fast alle schon getrocknet. Belle fragte sich, ob er mit dem Gedanken spielte, ein Boot zu mieten, um sie an irgendeinen Ort zu entführen. Die See war ruhig und spiegelglatt.
    Den dunklen Anzug vom Vortag mit der dazu passenden Weste hatte er gegen ein marineblaues Jackett, eine hellgraue Hose und eine Weste getauscht, und statt einer Fliege trug Etienne heute eine Krawatte. Für einen Ort, in dem die meisten Männer sich nur für densonntäglichen Kirchgang in Schale warfen, wirkte er dennoch viel zu elegant. Belle rief nach ihm und schlüpfte wieder hinter den Baum.
    Sie kicherte, als sie hörte, wie er in ihre Richtung lief, wartete, bis er fast an ihrem Versteck vorbei war, und sprang mit einem »Buh!« hervor.
    Er lachte. »Das solltest du bei einem alten Soldaten lieber lassen«, sagte er, nahm sie an den Händen und lächelte sie an. »Bei meiner blitzschnellen Reaktion hätte ich dich glatt erschießen können.«
    »Hast du gut geschlafen?«
    »Nicht besonders«, gestand er. »Ich habe ständig von dir geträumt. Was war mit Mog, nachdem ich euch verlassen hatte?«
    »Sie hält dich für einen schlechten Umgang und lässt dir ausrichten, dass du schleunigst auf der Clansman nach Auckland zurückdampfen sollst.«
    Ohne ihre Hände loszulassen, lehnte er sich an den Baum. »Und? Wirst du ihr gehorchen?« Er zog eine Augenbraue hoch.
    »Du hast mir einmal gedroht, mich umzubringen, wenn ich versuche, dir wegzulaufen«, erwiderte sie mit einem unterdrückten Lachen.
    »Ich glaube nicht, dass du dieses hübsche Kleid angezogen hast, um darin zu sterben«, sagte er, ließ ihre eine Hand los und strich leicht über ihre Wange. »Also, wo soll’s hingehen? Ich habe gehört, ein Mann namens Old Tom könnte eventuell dazu überredet werden, uns nach Paihia zu bringen.«
    »Komisch, dass du das vorschlägst, ich habe nämlich zufällig ein, zwei Sachen zum Übernachten dabei«, meinte sie verschmitzt und zeigte ihm ihren kleinen Korb. »Wenn jemand Fragen stellt, wird Mog einfach behaupten, wir wollten französische Verwandte von dir besuchen.«
    Er strahlte. »Ich habe also ihren Segen?«
    »Das hängt ganz von deinem zukünftigen Verhalten ab«, sagte Belle und klimperte mit den Augen. »Vielleicht holst du lieber noch deinen Rasierer und ein sauberes Hemd. Sag, dass du nicht genau weißt, wann du zurückkommst!«
    »Warte auf mich! Ich bin in fünf Minuten zurück«, sagte er, drehte sich um und lief zum Hotel zurück.
    Belle schlenderte langsam am Duke of Marlborough vorbei zur Anlegestelle. Sie hätte vor lauter Glück singen und tanzen können, und sie war sehr froh, dass niemand in der Nähe war, der sie aufhielt und wissen wollte, wohin sie ging.
    Sicher hatte sich bereits herumgesprochen, dass ein Franzose mit dem Schiff gekommen und im Duke abgestiegen war. So war es nun einmal in Russell. Man würde darüber diskutieren, warum er wohl gekommen war und wen er hier kennen könnte, denn alles, was aus dem Rahmen fiel, bildete Gesprächsstoff. Wenn man Belle mit ihm gesehen hätte, würde der Klatsch jetzt schon blühen.
    Mog war so gescheit gewesen, sich daran zu erinnern, dass es in Paihia eine kleine französische Gemeinde gab. Zweifellos würde sie Peggy beiläufig mitteilen, dass Etienne ein alter Freund von Jimmy war, der nach Russell gekommen war, um seinen Angehörigen einen Besuch abzustatten. Und dass er Belle heute mitgenommen hatte, um ihr Gelegenheit zu geben, Paihia kennenzulernen.
    Wenn Vera seinen Namen hörte, würde sie vor Neugier platzen. Belle wünschte, sie könnte zu ihr gehen und ihr alles erklären, doch Mog hatte versprochen, Vera unauffällig zur Seite zu nehmen und ihr die ganze Geschichte zu erzählen.
    Old Tom war kein Mann vieler Worte. Er saß gerade in seinem Boot und flickte ein Fischernetz, und als Etienne sich bei
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