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Der Zauber deiner Lippen

Der Zauber deiner Lippen

Titel: Der Zauber deiner Lippen
Autoren: OLIVIA GATES
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können sich nicht erinnern?“
    „Nein … an nichts.“
    Einen Augenblick lang sah er sie an, dann kniff er leicht die Augen zusammen und musterte sie eindringlich. „Wahrscheinlich haben Sie vorübergehend Ihr Gedächtnis verloren. Das ist nicht unüblich in Ihrer Situation. Ihr Gehirn will die traumatischen Erlebnisse ausblenden.“
    Es war eindeutig der Arzt, der hier sprach. War er wirklich nur ihr Arzt ? War sie vielleicht auch schon vor diesem „traumatischen Erlebnis“ bei ihm in Behandlung gewesen und hatte sich in ihn verknallt? Oder kannte er bisher nur das, was bei ihrer Einlieferung ins Krankenhaus an Informationen mitgeliefert worden war? Vielleicht hatte sie in der Zeit ihrer Bewusstlosigkeit, die immer wieder von kurzen Wachphasen unterbrochen worden war, ihm gegenüber eine Art von Abhängigkeit entwickelt. Dann hatte sie einen Mann auf die Wange geküsst, der nur in seiner Eigenschaft als Arzt an ihrem Bett saß! Der ganz sicher gebunden war, vielleicht sogar Frau und Kinder hatte. Wie wahnsinnig peinlich! Sie musste es genau wissen. „Wer … Wer sind Sie?“
    Er erstarrte, wirkte plötzlich wie versteinert. Als er sich nach ein paar endlosen Sekunden wieder gefasst hatte, stieß er leise hervor: „Du weißt nicht, wer ich bin?“
    „Nein … Sollte ich?“ Verdammt . Sie hatte ihn zärtlich auf die Wange geküsst, und nun behauptete sie, ihn nicht zu kennen? „Vielleicht sollte ich … aber ich kann mich nicht erinnern.“
    „Dann hast du mich vergessen?“
    Sie starrte ihn an, dann schüttelte sie langsam den Kopf. „Vielleicht … Aber vielleicht habe ich auch vieles andere vergessen. Auf alle Fälle kann ich mich nicht so ausdrücken, wie ich möchte. Dass ich mich nicht mehr erinnern kann, bedeutet vielleicht, dass ich lediglich vorübergehend vergessen habe, wer … du … bist.“
    Wieder sah er sie lange an, dann strich er mit einer frustrierten Geste sein schwarzes Haar zurück und seufzte. „Ich bin wohl eher derjenige, der hier nicht die richtigen Worte findet. Du kannst dich sogar sehr gut ausdrücken. Ehrlich gesagt habe ich dich noch nie so viele Sätze hintereinander sprechen hören. Normalerweise hast du immer nur einen kurzen Satz herausgebracht.“
    „Dann kennst … du mich also wirklich? Sehr gut sogar?“
    Kurz runzelte er die Stirn. „ Sehr gut kann man eigentlich nicht sagen, Cybele.“
    Leise seufzend sah sie ihn an und lächelte. „Cybele … Ich liebe es, wenn du meinen Namen sagst.“
    Wieder erstarrte er und musterte sie ausdruckslos, dann setzte er sich vorsichtig auf die Bettkante. Unter dem Gewicht gab die Matratze nach, und Cybele rutschte an seine Seite, bis sie mit der Hüfte gegen ihn stieß. Bei der Berührung durchfuhr es sie heiß. Selbst bei ihrer schwachen Konstitution reagierte sie heftig auf ihn. Aber warum? Was hatte er mit ihr gemacht? Sie musste ihn von früher kennen, sonst wäre ihre Reaktion nicht erklärlich.
    Zu ihrer Überraschung lächelte er zurück. „Und du kannst dich wirklich überhaupt nicht mehr an mich erinnern? Du weißt nicht, wer ich bin?“
    „Nein.“ Warum lächelte er? Die Situation war alles andere als komisch. Panik überfiel sie bei der Vorstellung, das Gedächtnis verloren zu haben. Denn das bedeutete, dass sie eine neurologische Störung hatte, dass sie vielleicht nie wieder normal würde leben können. Aber vielleicht war alles nicht so schlimm, vielleicht war dieser Zustand nur vorübergehend. Es tat ihr gut, zu wissen, dass dieser Mann offenbar beunruhigt war, weil sie ihn nicht erkannte. Es machte ihm etwas aus. Sie war ihm wichtig. Das war tröstlich.
    „Ich dachte, das hätte ich klargemacht“, fuhr sie fort. „Zumindest hörte es sich für mich so an. Aber wahrscheinlich hat das nichts zu bedeuten. Denn ich weiß nicht nur nicht, wer du bist. Ich habe auch keine Ahnung, wer … ich bin.“

2. KAPITEL
    Rodrigo war aufgestanden und stellte den Tropf neu ein. Dabei vermied er es sehr bewusst, Cybele anzusehen.
    Cybele – die verbotene Frucht. Die personifizierte Versuchung. Die Frau, die allein durch ihre Existenz sein Leben vergiftete. Alles hätte er dafür gegeben, wenn er den einen Tag mit ihr aus seinem Gedächtnis streichen könnte. Und nun war sie diejenige, die sich nicht mehr an ihn erinnerte.
    Zwei Tage zuvor hatte sie ihn damit konfrontiert, und er hatte sich immer noch nicht von dem Schock erholt. Sie hatte ihm gesagt, dass sie sich nicht mehr an das erinnerte, was ihn wie ein Fluch
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