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Der Zauber deiner Lippen

Der Zauber deiner Lippen

Titel: Der Zauber deiner Lippen
Autoren: OLIVIA GATES
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Cybele Wilkinson. Und ich Rodrigo.“
    „Nur Rodrigo?“
    Normalerweise hatte sie Dr. Valderrama zu ihm gesagt, und in weniger formellen Situationen hatte sie es vermieden, ihn überhaupt irgendwie anzusprechen. Aber nun schmiegte sie sich lächelnd in die Kissen und schien sich den Namen genießerisch auf der Zunge zergehen zu lassen. „Rodrigo …“, sagte sie leise, und der Klang ihrer Stimme erregte ihn. Es war unglaublich, dass sie eine solche Wirkung auf ihn hatte. Nein, schlimmer als unglaublich. Es war absolut inakzeptabel.
    Sein Gesicht versteinerte. „Nicht ganz“, beschied er sie knapp. „Auch noch: Rodrigo Edmundo Arrellano i Bazán Valderrama i de Urquiza.“
    Bei jedem Namen wurden ihre Augen größer. Dann prustete sie los vor Lachen. „Selbst schuld. Ich hätte ja nicht zu fragen brauchen.“
    Jetzt musste auch er schmunzeln. „Das ist noch gar nichts, lediglich eine Auswahl meiner Namen. Ich hätte dir noch vierzig weitere nennen können.“
    Sie kicherte. „Dann kann man eure Familie wohl bis zur spanischen Inquisition zurückverfolgen?“
    „So ungefähr.“
    „Und ich habe nur diesen einen schäbigen Namen? Wilkinson?“
    „Ich weiß nur, dass dein Vater Cedric hieß.“
    „Hieß? Das heißt, er ist tot?“
    „Ja. Ich glaube, er starb, als du sechs oder sieben warst.“
    Unwillkürlich musste sie schlucken und verzog gequält das Gesicht. Nur mit Mühe konnte er sich davon abhalten, sofort an ihre Seite zu eilen. Und als sie schließlich wisperte: „Habe ich denn eine Mutter? Oder überhaupt so etwas wie Familie?“, da krampfte sich ihm vor Mitgefühl das Herz zusammen.
    „Ja, irgendwie schon“, gab er ebenso leise zurück. „Deine Mutter hat wieder geheiratet, und du hast vier Halbgeschwister. Drei Halbbrüder und eine Halbschwester. Sie leben alle in New York.“
    „Wissen sie, was mit mir passiert ist?“
    „Ich habe sie gestern informiert.“ Die Stationsschwester hatte ihn darauf hinweisen müssen, dass er wohl die Familie benachrichtigen müsse. Er selbst war mit den Gedanken ganz bei Cybele gewesen und hatte an nichts anderes als ihre Genesung denken können.
    Wahrscheinlich würde sie als Nächstes wissen wollen, ob die Familie sie nach Hause holen würde. Was sollte er ihr darauf nur antworten? Er konnte ihr doch unmöglich sagen, dass ihre Mutter sich überhaupt nicht für sie interessierte. Dass Mrs Doherty ihm nur vorgejammert hatte, dass sie keine Zeit hätte, weil sie dringend ein wichtiges Geschäftsessen für ihren Mann vorbereiten müsse. Darüber war Rodrigo so wütend geworden, dass er nach einem lautstarken „Wenn Ihnen das wichtiger ist …“ den Hörer auf die Gabel geknallt hatte.
    Doch Cybele stellte die Frage, die er so fürchtete, nicht, sondern sah ihn mit großen Augen an. „Was ist denn nun eigentlich mit mir passiert?“
    Auch diese Frage hätte er am liebsten nicht beantwortet, aber es ließ sich nicht umgehen, nicht wenn sie so direkt fragte. Also holte er tief Luft. „Du bist mit dem Flugzeug abgestürzt.“
    „Was?“ Entsetzt starrte sie ihn an. „Ich wusste ja, dass ich irgendwie in einen Unfall verwickelt war, aber ein Flugzeugabsturz? Wieso das denn? Sind viele Passagiere verletzt worden oder vielleicht sogar … tot?“
    Dios , sie konnte sich tatsächlich an nichts erinnern. Und ausgerechnet er musste sie aufklären. „Nein. Es war ein kleines Flugzeug mit nur vier Plätzen. Aber diesmal waren sogar nur zwei Menschen an Bord.“
    „Nur ich und der Pilot? Ich weiß zwar kaum noch etwas von meiner Vergangenheit, aber ich bin sicher, dass ich kein Flugzeug fliegen kann.“
    Das wurde ja immer schlimmer. Warum musste auch ausgerechnet er, Rodrigo, es sein, der sie über die letzten Tage aufklären musste. Die ganze Sache machte doch auch ihm schwer zu schaffen. Vielleicht sollte er einfach so tun, als habe er einen OP-Termin, damit er ihren bohrenden Fragen entkam. Aber er konnte es nicht. Cybele hatte ein Recht darauf, zu erfahren, was passiert war. „Ein Mann ist das Flugzeug geflogen.“
    „Und wie geht es ihm?“
    „Er ist tot.“
    „Oh, nein …“ Als Rodrigo sah, dass sie die Tränen kaum mehr zurückhalten konnte, setzte er sich auf die Bettkante und nahm Cybeles zitternde Hände in seine. „Ist er beim Aufprall gestorben?“
    Sollte er ihr die Wahrheit sagen? Früher oder später würde Cybele sie sowieso erfahren. Außerdem war er seinen Patienten gegenüber immer ehrlich. „Er ist noch auf dem Operationstisch
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