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Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For

Titel: Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
Autoren: Alexandra Potter
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wiederhole ich ungläubig. »An einem Samstag?« Während mir die Bedeutung von Brians Worten aufgeht, werde ich von einem spontanen Hochgefühl erfasst, wie man es nur bekommt, wenn man feststellt, dass man am nächsten Tag nicht zur Arbeit gehen muss. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal ein ganzes Wochenende für mich hatte. Toll. Ich kann lange ausschlafen. Ich kann im Garten hinter dem Haus in Klatschzeitschriften blättern. Ich kann sogar das ganze Wochenende im Bett verbringen, mir Videos ansehen und Pizza liefern lassen … Ganz allein.
    Schlagartig verliert dieser Gedanke seinen Zauber. Wochenenden sind etwas für Paare. Es ist, als verwandle sich die Stadt mit einem Mal in Noahs Arche - die Leute schlendern zu zweit durch den Park, sitzen an Zweiertischen im Café, teilen sich einen Eimer Popcorn im Kino. Normalerweise verbringe ich die Wochenenden gemeinsam mit meiner besten Freundin Jess. Der Großteil unserer alten Clique ist inzwischen gebunden, und als Singles finden wir es angenehmer, zu zweit unterwegs zu sein. Aber sie arbeitet als Stewardess und hat am Wochenende einen Flug nach Delhi und zurück.
    »Bist du sicher? Samstag ist doch immer der Tag, an dem wir am meisten zu tun haben«, wende ich also ein.
    »War«, korrigiert Brian. »In letzter Zeit ist nicht allzu viel los.«
    Das stimmt. Mir ist aufgefallen, dass das Geschäft in den letzten Monaten ein wenig nachgelassen hat, habe mir aber keine allzu großen Gedanken darüber gemacht. Doch nun sehe ich Brian mit hängenden Schultern und einer Furche auf der Stirn von der Breite des Grand Canyon am Steuer sitzen. Etwas stimmt nicht.
    »Du wirst in Zukunft noch mehr freie Wochenenden haben«, fährt er fort.
    »Das Geschäft läuft nicht gut, stimmt’s?«
    Eine unheilvolle Stille breitet sich im Wageninnern aus.
    »Tja, darüber wollte ich mit dir reden …« Seufzend wendet sich Brian mir zu, und ich spüre, wie Unbehagen in mir aufkeimt. Es stimmt eindeutig etwas nicht. »Ich will nicht, dass du in Panik gerätst …«
    Ich gerate in Panik.
    »… weil du eine wunderbare Assistentin und eine sehr begabte Fotografin bist …«
    Oh Gott, ich werde gefeuert. »… und weil ich sehr gern mit dir zusammengearbeitet habe.«
    Habe? Hat er habe gesagt? In der Vergangenheitsform? Mein Magen sackt in Richtung meiner blasenbesetzten Zehen. Bis zu diesem Augenblick habe ich mich noch nie mit dem Gedanken auseinandergesetzt, meinen Job zu verlieren. Ich war viel zu beschäftigt damit, mich über ihn zu beschweren und mir zu wünschen, mir liefe etwas Besseres über den Weg. Nun, im Angesicht der Arbeitslosigkeit, erkenne ich all seine wunderbaren Seiten. In bequemen, weiten Kleidern und Sandalen zur Arbeit gehen zu dürfen, Canapés mit Räucherlachs und Hochzeitstorte zum Mittagessen, einen Boss wie Brian … »Bitte feuere mich nicht!«, platze ich heraus.
    »Dich feuern?«, stößt er mit spitzer Stimme verblüfft hervor. »Gütiger Himmel, nein. Warum sollte ich die beste Assistentin feuern, die ich je hatte?«
    »Aber ich dachte …«, stammle ich verwirrt.
    »Aber es könnte sein, dass ich dich gehen lassen muss.« Der Mut verlässt mich. Brian benimmt sich wie ein Freund, wenn er einen sitzen lässt und behauptet, es läge nicht an einem selbst, sondern an ihm, in der Hoffnung, man fühle sich dadurch besser. Es spielt keine Rolle, wie sie es sagen - das Ergebnis ist immer dasselbe. Er verlässt dich.
    »Ich versuche dir damit zu sagen, dass ich mir die Bücher angesehen habe. Das Geschäft läuft nicht besonders gut -« Er drückt seine Zigarette im Aschenbecher aus und nimmt eine Dose Raumspray aus dem Handschuhfach, »deshalb wäre es, ehrlich gesagt, vielleicht besser, du würdest dich nach einem anderen Job umsehen, Heather.« Er starrt mich an und versucht, meine Reaktion einzuschätzen.
    »Ist es so schlimm?«, frage ich ruhig.
    »Schlimmer.« Er erfüllt das Wageninnere mit einer anständigen Portion Ozeanbrise, legt die Dose zufrieden ins Handschuhfach zurück und wendet sich wieder mir zu.
    »Die Bank verlangt die Rückzahlung meines Darlehens.«
    Schlagartig sieht Brian aus wie ein Mann, auf dessen Schultern die Last der Welt ruht. Die Tränensäcke unter seinen Augen erscheinen noch schwerer, die Furchen links und rechts seines Mundes schneiden sich kratertief in seine Wangen, und er hat etwas Resigniertes an sich, das ich noch nie an ihm beobachtet habe. »Vielleicht wird es ja wieder besser«, werfe ich ein, in dem
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