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Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For

Titel: Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
Autoren: Alexandra Potter
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kurble das Fenster herunter. Brian fährt einen Minivan, auf dessen Seiten Together Forever in schwungvoller, hochzeitlich anmutender Schrift prangt. Eigentlich wollte er einen Hintergrund aus Konfetti, aber der Schriftsetzer berechnete sein Honorar auf Stundenbasis, und offenbar ist Konfetti eine zeit- und arbeitsintensive Angelegenheit, also entschied Brian sich stattdessen für ein silbernes Hufeisen und Hochzeitsglocken.
    Brian hat sein Geld nicht immer als Hochzeitsfotograf verdient. Früher gehörte er zu den großen Paparazzi, die überall in der Welt herumreisen und Prominente bei schicken Filmpremieren ablichten, aber mit dem Tod von Prinzessin Diana hat sich alles verändert. Brian ist ein glühender Monarchist. Er hat sämtliche Hochzeiten der Royals auf Video, trinkt seinen Tee am liebsten aus einer Tasse zum 25-jährigen Thronjubiläum der Queen und hat sogar geweint, als die königliche Jacht Britannia außer Dienst genommen wurde. Bei Dianas Tod war er am Boden zerstört. Als Teil der Paparazzi-Branche fühlte er sich in gewisser Weise mitverantwortlich, also schmiss er alles hin, verkaufte seine Zoom-Linsen und seine Trittleitern und rief Together Forever ins Leben.
    An dieser Stelle kam ich ins Spiel.
    Ich hatte gerade einen Fotolehrgang auf dem College absolviert und bewarb mich auf seine Annonce als Assistentin. Es war nicht unbedingt das, was ich mir vorgestellt hatte - damals war ich von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet und schoss stimmungsvolle Aufnahmen von mit Graffiti bedeckten Hausmauern -, aber ich dachte, es wäre nur vorübergehend. Nur so lange, bis ich ein wenig mehr Erfahrung gesammelt hatte, mein Studiendarlehen zurückzahlen und eine Mappe zusammenstellen konnte, um mich als freie Fotografin zu versuchen. Sechs Jahre später bin ich immer noch hier.
    Sechs Jahre! Unglaublich. Nicht dass ich mich nicht nach anderen Jobs umgesehen hätte, aber Kontakte, Beziehungen und der große Durchbruch sind eben alles in dieser Branche. Und der Zeitpunkt für meinen Durchbruch ist noch nicht gekommen. Ich sage mir ständig, dass es irgendwann so weit sein wird. Eines Tages werde ich die neue Annie Leibovitz sein, werde in schicken Galerien ausstellen und es auf die Titelseiten der Hochglanzmagazine und Zeitungen schaffen …
    Äh, hallo, Erde an Heather.
    »Und wie fandest du die Hochzeit?«, fragt Brian.
    Ich sehe ihn an, wie er, übersät von Konfetti und mit der Zigarette in der Hand, am Steuer sitzt, auf dem er den Evening Standard aufgeschlagen hat.
    »Interessant«, erwidere ich vage - ein klein wenig wie nach einem Kinobesuch, wenn man sich nicht sicher ist, ob der Film dem anderen gefallen hat oder nicht. »Und du?«
    Er schnippt die Asche aus dem Fenster und nickt.
    »Hmmm … anders …«, gibt er ebenso vage zurück.
    »Was das Kleid angeht, weiß ich nicht so recht …«, taste ich mich behutsam vor.
    »Ich schätze, sie hat ihre Kastagnetten vergessen.«
    Ich kichere, worauf er in sein heiseres Raucherlachen ausbricht.
    »Wir sind wirklich gemein.« Er versucht, sich zusammenzureißen. »So schlimm war es nun auch wieder nicht.«
    »Doch, war es.« Ich lächle, was die Schranken endgültig fallen lässt. Das ist eine Art Tradition bei uns - so, wie wenn man mit seinem Freund eine Party besucht hat und auf dem gesamten Nachhauseweg über alle anderen Gäste herzieht.
    »Hast du die Brautjungfern gesehen? Sie waren unglaublich.«
    »Vor allem die kleine Blonde, die unbedingt ihre Hasenohren tragen wollte.«
    »Und der Trauzeuge des Bräutigams, der die Ringe verloren hat. Er sah völlig fertig aus.«
    »Und bekam vor Aufregung sogar Ausschlag.«
    »Und musste sich überall kratzen.«
    »Ich habe beobachtet, wie er die Hände in der Hose hatte.«
    »Nein, hast du nicht.«
    »Ich schwöre bei Gott. Ich habe es aufgenommen.«
    »Mann, das wird ein hübsches Foto.«
    Brian und ich schütteln uns vor Lachen. Die Absurdität unseres Jobs beschert uns eine Art von Unterhaltung, wie sie komischer nicht sein könnte.
    »Also, wann müssen wir morgen da sein?«, frage ich und wische mir die Tränen ab. »Ich verspreche, diesmal komme ich nicht zu spät. Ich werde mir einen neuen Wecker zulegen.«
    »Keine Sorge. Bleib liegen und hol deinen Schönheitsschlaf nach.«
    Ich verziehe das Gesicht. »Aber es ist Wochenende«, erinnere ich ihn. Für Menschen in der Hochzeitsbranche sind Wochenenden stets die hektischsten Tage.
    »Ich weiß. Aber ich gebe dir einen Tag frei.«
    »Einen Tag frei?«,
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