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Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For

Titel: Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
Autoren: Alexandra Potter
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Stilberaterin. Andererseits sollte ich lieber den Mund halten. Immerhin steckt zwischen meinen Zehen Klopapier.
    Die Brautmutter gibt ein lautes Schluchzen von sich, während die älteren Verwandten unter zahlreichen »Ooohs« und »Aaahs« ihre Bewunderung kundtun. Ein unterdrücktes Kichern entschlüpft dem Jungen, der vorhin Fangen gespielt hat, ehe sich die Finger seines Vaters wie ein Schraubstock um sein Ohr legen.
    Und ein erschrockenes Japsen entringt sich meiner Kehle.
    Nur diesmal nicht wegen meiner Blasen an den Füßen.
    Vor mir steht eine Braut in einem grellrosa Kleid im Flamenco-Stil, die alt genug ist, um meine Mutter sein zu können. Obwohl … falsch. Meine Großmutter.
    »Sie sehen atemberaubend aus, meine Liebe«, flüstert Brian und schießt ein Foto nach dem anderen.
    Was soll ich sagen - der Mann ist ein Profi.
    »Das Kleid ist ein Traum … nur ein bisschen nach links … absolut umwerfend … Und jetzt ein hübsches Lächeln für die Kamera …«
    Bewundernd sehe ich ihm zu, während ich ihm einen neuen Film reiche. Brian macht das schon so lange, dass er jedes Mal vom Hochzeitsfieber gepackt wird. Es spielt keine Rolle, ob sie groß oder klein sind, traditionell oder modern, er liebt sie alle. Mit Anfang 20 war Brian mit einem Model namens Phoebe verheiratet, doch nach ein paar Jahren ließen sie sich in aller Freundschaft scheiden (ich weiß nicht, ob es vor oder nach seinem Coming Out war), und seitdem folgte eine lange Reihe gescheiterter Aff ären.
    Was ihn jedoch nicht daran hindert, ein wahrer Romantiker zu sein. Stattdessen hat ihn diese Tatsache nur noch romantischer werden lassen. Beim Anblick des Brautstraußes auf der Haube eines Rolls Royce bekommt er jedes Mal feuchte Augen. Er kann den Hochzeitsmarsch nicht hören, ohne sich mit dem Ärmel die tränenfeuchten Wangen abzuwischen, und muss sich von der Brautmutter ein Papiertaschentuch leihen, um sich während des Ehegelübdes die Nase zu putzen. Ehrlich gesagt, befindet sich dieser Mann jedes Mal in einem Zustand völliger Auflösung. Bei der Stelle, wo es »bis dass der Tod uns scheidet« heißt, muss er nach draußen gehen und frische Luft schnappen.
    Was bedeutet, dass ich einspringen muss. Offiziell bin ich seine Assistentin, aber normalerweise mache ich den Großteil der Aufnahmen. Trotz des ungeschriebenen gesellschaftlichen Gesetzes, dass Frauen beim Anblick Neugeborener, Hundebabys, niedlicher Kleinkinder und - als Krönung - Hochzeiten in Begeisterungsstürme zu verfallen haben, ruft all das keinerlei Reaktion in mir hervor. Das bedeutet nicht, dass ich grundsätzlich gegen Hochzeiten bin. Ganz im Gegenteil - ich bin begeistert von der Vorstellung, mich Hals über Kopf in einen Mann zu verlieben und für den Rest meines Lebens mit ihm glücklich zu sein. Ist das nicht jeder? Aber seit einiger Zeit frage ich mich, ob es dieses »für den Rest meines Lebens glücklich« tatsächlich gibt. Ich meine, vielleicht sollte es eher in ein »für den Moment glücklich« oder »glücklich, bis mir langweilig wird« umformuliert werden. Oder, im Falle von mir und meinem Ex-Freund, in »glücklich, bis er das Mädchen aus der Marketingabteilung flachlegt«. Nicht dass ich verbittert wäre oder so was.
    Heftiges Schnäuzen hinter mir holt mich in die Gegenwart zurück, und ich sehe Brian sich die Nase putzen. Seine Augen sind rot und verquollen, und er versucht, sich auf die Braut und den Bräutigam zu konzentrieren, die gerade ihr Ehegelübde sprechen. Beruhigend tätschele ich ihm den Rücken, reiche ihm ein frisches Taschentuch und nehme ihm die Kamera ab. Ich hebe sie an und zoome das glückliche Paar heran.
    »Priscilla Klein, du sollst wissen, dass ich, obwohl ich schon acht Mal verheiratet war, weiß, dass diese Ehe für immer halten wird …«
    »David Wolstenhume, ich gelobe, dass ich dich immer lieben und ehren werde, selbst wenn du wieder reinmusst …«
    Was mich zu meinem nächsten Wunsch bringt.
    • Ich werde niemals im pinkfarbenen Flamencokleid hei raten. Und keinen Mann, der mit einem Fuß im Gefäng nis steht.
    Der Blitz flammt auf, als ich die beiden fotografiere.
    Sehen Sie? Ich tue es schon wieder …
     
    Als alles vorbei ist, packen wir die Kameras ein, und Brian bietet mir an, mich bis zur U-Bahn mitzunehmen. Aber leider gibt es auf der Straße eine Baustelle, so dass sich der Verkehr über die gesamte Marylebone Road staut und wir mittendrin stecken.
    Ich lege meine nackten Füße aufs Armaturenbrett und
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