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Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For

Titel: Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
Autoren: Alexandra Potter
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Kamera. Meine Nerven flattern ein wenig, als ich sie mir um den Hals hänge. O.K., das ist es also. Mein erster Job. Ich straffe die Schultern und öffne die Tür. Showtime.
    Doch jegliche Nervosität fällt von mir ab, als ich auf die Straße trete. Es nieselt noch immer, was jedoch der Laune von niemandem einen Abbruch tut. Überall um mich herum mischen sich Straßenkünstler unter Touristen und Leute, die Flyer verteilen, und die nächste Stunde schieße ich ein Foto nach dem anderen, bis um neun Uhr meine Füße in den neuen Schuhen brennen und ich mich auf eine Bank fallen lasse, um mir zu überlegen, was ich als Nächstes tun soll.
    Ich habe jede Menge Flyer in die Hand gedrückt bekommen und mich mit der unschönen Tatsache abgefunden, dass ich mir eine der Shows werde ansehen müssen, die Frage ist nur, welche?
    Gabes Show, kommt mir automatisch in den Sinn.
    Heather Hamilton, du bist nicht hier, um über Gabe nachzudenken, sondern weil du beruflich zu tun hast. Ich wende mich wieder den Flyern zu und halte nach etwas Ausschau, das halbwegs interessant klingt - was ein klein wenig so ist, als bitte man einen Vegetarier, sich etwas aus der Fleischtheke im Supermarkt auszusuchen, aber ich lasse mich nicht beirren.
    Schließlich komme ich zum letzten Flyer. Er ist verkehrt herum, und als ich ihn umdrehe, kann ich den Hoffnungsschimmer nicht leugnen … Aber, nein, es ist die Ankündigung der Show eines Pärchens namens Bob & Beryl, die laut Scotsman brüllend komisch sein soll. Hmm, vielleicht ist es ja wirklich witzig.
    Herrgott noch mal, wem will ich eigentlich etwas vormachen? Ich will keine blöde Vorstellung eines Pärchens sehen, auch wenn sie noch so lustig sein soll. Ich will Gabe sehen. Ich bin verliebt in Gabe. Es ist sinnlos, auch nur zu versuchen, das zu leugnen. Vom ersten Augenblick an, als er mit diesen Sommersprossen und den großen blauen Augen vor meiner Tür stand, wusste ich es.
    Ich zerknülle die Flyer und gehe zu einem großen Metallpapierkorb, der vor buntem Papier bereits überquillt. Resigniert stopfe ich meine Flyer ebenfalls hinein, als mein Blick an etwas hängen bleibt. Es ist ein durchweichtes, gelb-rosa Blatt Papier mit der Silhouette eines Mannes, der aussieht wie …
    ENGEL GABRIEL, GESANDT AUS HOLLYWOOD, UM IHNEN DIE HEITERE SEITE DES LEBENS NÄHERZUBRINGEN.
    HEUTE ABEND, 21.00 UHR IN DER TAVERN. EINTRITT £ 7.50. KOMMEN SIE UND LASSEN SIE SICH RETTEN.
    Wie auf ein Stichwort höre ich die Rathausuhr schlagen. Mit hämmerndem Herzen lausche ich den Schlägen. Neun Uhr. Ich zaudere. Es ist lächerlich, trotzdem bin ich nervös bei der Vorstellung, ihn wiederzusehen - und auf der Bühne. Ich meine, was soll ich sagen? Wie wird er reagieren? Vielleicht hasst er mich, will nicht mit mir reden. Vielleicht sollte ich lieber nicht hingehen …
    Oh wow. Meine Entschlossenheit verabschiedet sich mit Lichtgeschwindigkeit, ehe mein Blick auf etwas fällt, das mir den Atem raubt. Ein herrlich glitzernder Regenbogen spannt sich über dem Schloss. Ich bin nicht religiös, aber das sieht aus wie ein Zeichen. »Entschuldigung.« Ich wirble herum und halte den ersten Menschen an, den ich Flyer verteilen sehen. »Könnten Sie mir den Weg zur Tavern sagen? Ich muss Engel Gabriel sehen …«
     
    Ich lege den Weg dorthin im Laufschritt zurück.
    Zum Glück liegt die Tavern in einer Seitenstraße, die keine fünf Minuten entfernt ist, und als ich ankomme, hat Gabes Show noch nicht angefangen. Aufgrund technischer Probleme hat sich das Ganze verzögert. Ich kaufe eine Eintrittskarte und schlüpfe hinein.
    Die Tavern ist eine winzige Bar im bayerischen Stil. Ich war noch nie in Bayern, aber dem Interieur nach zu schließen ist es ein Land, in dem sich ausgestopfte Eberköpfe und Kiefernholz großer Beliebtheit erfreuen. Mit gesenktem Kopf schiebe ich mich in eine dunkle, rauchige Ecke der Bar. Vor mir befindet sich der lange, schmale Gastraum mit einer provisorischen Bühne, auf der ein Künstler gerade in den letzten Zügen seiner Vorstellung liegt.
    Es ist ein kleiner, hagerer Kerl im obligatorischen T-Shirt mit Logo - »Never Mind the Bollocks«, was in seinem Fall traurigerweise passend ist. Eine Zigarette nach der anderen rauchend, klammert er sich ans Mikrofon, als hinge sein Leben davon ab, und obwohl ich nicht viel von Standup-Comedy verstehe, sehe ich, dass er fast umkommt auf der Bühne. Bis auf vereinzeltes Murmeln der Gäste ist es beinahe still im Raum, und das Ganze verströmt die
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