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Der Wüstenpalast

Der Wüstenpalast

Titel: Der Wüstenpalast
Autoren: Lynne Graham
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Widerstand mir gegenüber besser nachvollziehen können.”
    “Und ich wünschte, ich hätte noch etwas von diesem Widerstand.” Hilflos versank sie in Razuls dunklem Blick.
    “Ich nicht”, antwortete er und nahm ihr das Tässchen ab. “So sollte es zwischen Liebenden sein.”
    Liebende, dachte sie schmerzlich. Seltsam, dass Razul nie mehr von ihr als seiner Frau sprach oder überhaupt davon, dass sie beide verheiratet waren.
    Er neigte sich zu ihr, und Bethanys Herz pochte so heftig, dass sie überzeugt war, er könne es hören. Sie brauchten einander nur anzusehen, und schon flammte das Verlangen wieder auf.
    “Allah hat uns wahrhaftig mit großer Leidenschaft gesegnet.”
    Bethany errötete.
    “Du bist sehr still.” Zärtlich fuhr er mit dem Zeigefinger ihre Unterlippe entlang.
    Plötzlich wurde sie wieder von Schuldgefühlen gepackt. War es nicht ausgesprochen egoistisch gewesen, dass sie versucht hatte, schwanger zu werden? Bis jetzt wusste sie nicht, ob ihre Bemühungen tatsächlich Früchte getragen hatten, aber war es überhaupt fair, ein Kind ohne Vater in die Welt zu setzen, nur damit sie sich ein wenig trösten konnte? Und was soll ich dem Kind sagen, wenn es alt genug ist, um Fragen zu stellen? ging es Bethany durch den Kopf. Dass ich es seines Geburtsrechts und seines rechtmäßigen Erbes beraubt habe?
    “Was ist los,
aziza?”,
erkundigte Razul sich besorgt.
    Er nannte sie
Geliebte.
Seitdem Bethany dies von der lächelnden Zulema erfahren hatte, hütete sie dieses Wort eifersüchtig für sich. Mit verschwimmenden Augen schaute sie auf in das sonnengebräunte Gesicht mit den gemeißelten Zügen, das ihr so lieb und teuer geworden war, und das Bewusstsein über ihr Täuschungsmanöver setzte ihr hart zu. Razul war von Anfang an so aufrichtig zu ihr gewesen.
    “Ach, nichts …”
    “Das war nicht nichts, was ich gerade in deinen Augen gesehen habe”, beharrte er. “Hast du Heimweh?”
    Heimweh? Ich habe doch gar kein Zuhause, dachte sie unglücklich. Sie hatte eine Katze in einer Katzenpension und drei Bonsaibäume, um die sich eine Nachbarin liebevoll kümmerte. Nirgendwo würde Bethany sich ohne Razul je wieder zu Hause fühlen. “Nein.”
    Sie legte ihm die Hände ans Gesicht, streichelte ihm über die Wangen und presste ihre Lippen in leidenschaftlicher Verzweiflung auf die seinen.
    Einen erschreckenden Moment lang reagierte Razul nicht, doch dann zog er Bethany mit einem hungrigen Stöhnen in seine Arme, plünderte ihren weichen Mund mit heißen harten Küssen, und sie war erleichtert, als sie spürte, wie wildes, lustvolles Begehren sie mit seiner betäubenden Süße erfüllte und kein Denken mehr möglich war.
    Dennoch war diesmal etwas anders gewesen als sonst, eindringlicher und tiefer, dachte Bethany danach. Und während sie sich noch bemühte herauszufinden, was genau es war, stieß Razul sie plötzlich von sich fort, sprang auf und begann sich anzukleiden.
    Die Spannung in der Luft war so dicht, dass Bethany der kalte Schweiß ausbrach. Sie setzte sich auf, sich notdürftig mit ihrem achtlos auf dem Boden liegenden Kleid bedeckend.
    “Razul?”
    “Auf diese Weise würdest du dich von mir verabschieden. Du denkst noch immer an das Ende des Sommers, nicht wahr?”, stieß er vehement hervor.
    Verwirrt sah Bethany ihn an. “Was willst du damit sagen?”
    Sein Gesicht war eine zu Eis gefrorene Maske. “Du denkst immer noch daran wegzugehen … Ich sehe es in deinen Augen!”
    “Wie kann ich anders, als daran denken?” Der Schmerz, den sie wochenlang unterdrückt hatte, brach unvermittelt hervor, und sie senkte den Kopf, um ihre Angst zu verbergen.
    “Ich kann nicht mehr länger mit diesem Damoklesschwert leben, das über mir schwebt. Das ist unerträglich. Du liegst wie ein Fluch auf mir!”, fuhr Razul bitter auf. “Aber ich werde diesen Fluch nicht länger erdulden. Ich verlasse dich.”
    Bethany stand dermaßen unter Schock, dass sie kaum begriff. Ich ein Fluch? Er verlässt mich? Aber es ist doch noch gar nicht so weit!
    “Du verlässt mich?”
    “Ich hätte dich in diesen Hubschrauber stecken sollen!”, knirschte Razul. “Es wäre klüger gewesen, es damals zu beenden als jetzt.”
    “Und jetzt läufst du nach Hause zu Daddy”, murmelte Bethany erstickt und voller Hilflosigkeit.
    Ein Ausdruck solch nackter, ungläubiger Empörung zuckte über seine finstere Miene, dass sie wie versteinert war.
    “Du bist nicht dazu geeignet, meine Frau zu sein”, erklärte Razul
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