Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wüstenpalast

Der Wüstenpalast

Titel: Der Wüstenpalast
Autoren: Lynne Graham
Vom Netzwerk:
eiskalt.
    Dann war er fort, und Bethany saß da und starrte ins Leere, krank vor Schmerz und ihren Qualen schutzlos ausgeliefert.

10. KAPITEL
    Bethany sprang aus dem Bett und erreichte das Badezimmer gerade noch rechtzeitig. Nachdem sie sich fürchterlich übergeben hatte, sank sie auf dem Fußboden zu einem Häufchen Elend zusammen und schluchzte sich die Seele aus dem Leib.
    Razul war eine Woche fort – die schlimmste Woche ihres Lebens – und Bethany hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Sie wollte nicht nach Hause. Am liebsten wäre sie gestorben. Außerdem, wie sollte sie überhaupt nach Hause kommen ohne das erforderliche Visum? Ohne Razuls Erlaubnis durfte sie ja noch nicht einmal das Land verlassen.
    In den vergangenen Tagen hatte sie zwischen Hass und Liebe Razul gegenüber hin und her geschwankt, doch es war ungeheuer schwer, jemanden zu hassen, den man mit jeder Minute mehr vermisste.
    Und Bethany war schwanger. Aber das Kind eines Mannes zu erwarten, der sie in der grausamsten und unverzeihlichsten Weise zurückgewiesen hatte, darin lag keinerlei Freude.
    Zwei Stunden später kündigte Zulema den Besuch von Prinzessin Laila an, die unten wartete.
    “Sagen Sie ihr, dass es mir leid tut, aber ich möchte niemanden sehen.”
    Zulema wirkte sichtlich bestürzt. “Das wird eine schwere Kränkung verursachen, Mylady.”
    Bethany riss sich zusammen. Es war schließlich nicht Lailas Schuld, dass ihr Bruder ein solcher Mistkerl war.
    Laila erhob sich bei Bethanys Eintritt. “Sie fragen sich sicher, weshalb ich hier bin.”
    “Ja.”
    “Sie sehen unglücklich aus.” Mit grimmiger Genugtuung erfasste Laila Bethanys Blässe und die Schatten unter ihren Augen.
    “Ich will nur nach Hause”, erklärte Bethany gepresst.
    “Aber wenn Sie schwanger sind, können Sie unmöglich fort”, erwiderte Laila trocken.
    Bethany erschrak.
    “Bethany, Sie können nicht im Stadtzentrum von Al Kabibi einen Schwangerschaftstest kaufen und erwarten, dass dies ein Geheimnis bleibt. Das hier ist ein kleines Land, und die Datari-Gesellschaft erfreut sich einer höchst effektiven Form der Buschtrommel …”
    Wortlos sank Bethany auf einen Stuhl.
    “Ich nehme an, der Test war positiv”, meinte Laila seufzend. “Razul muss davon erfahren.”
    “Nein!”
    “Nun, wenn Sie es ihm nicht sagen, dann tue ich es”, erklärte Laila mit unverhohlener Ungeduld. “Es geht mich nichts an, dass Sie meinen Bruder fortgetrieben haben. Das macht Sie mir nicht gerade sympathisch, aber die Tatsache, dass Sie möglicherweise mit dem nächsten Thronfolger schwanger sind, macht alle anderen Überlegungen nichtig. Und wenn Sie das nicht begreifen, dann sind Sie wirklich eine Närrin!”
    “Ich habe Ihren Bruder nirgendwohin getrieben! Er hat
mich
verlassen!”
    Lailas Miene war ärgerlich und verächtlich zugleich. “Soviel ich weiß, wollen Sie ihn verlassen. Das hat er mir gesagt …”
    “Er hat gelogen!”
    “Mein Bruder lügt nicht.”
    “Aber Sie wissen ja nichts von dem Versprechen, das er Ihrem Vater gegeben hat, nicht wahr?”, gab Bethany erbittert zurück und stand wieder auf.
    “Ich weiß, dass er versprochen hat, dass er sich, falls die Ehe nicht funktionieren würde, ohne weitere Auseinandersetzungen wieder verheiratet.”
    “Doch Sie wissen nicht, dass unsere Ehe gar keine richtige Ehe war! Die Dinge sind anders, als sie zu sein scheinen.”
    “Was soll das heißen? Hat mein Bruder nicht zwei Jahre lang gewartet, um meinem Vater die Erlaubnis abzuringen, Sie heiraten zu dürfen?”
    “Aber doch nur zeitweise, denn etwas anderem hätte Ihr Vater doch niemals zugestimmt.”
    “Zeitweise? Was für einen Unsinn reden Sie denn da? Razul liebt Sie. Jeder in Datar weiß, wie sehr Razul Sie liebt!”, versicherte Laila gereizt. “Am Ende haben ihn auch alle darin unterstützt, dass er das Recht hat, seine eigene Braut zu wählen. Es ist richtig, dass mein pessimistischer Vater eisern gegen eine solche Heirat war, aber nur deshalb, weil er Angst hatte, Razul könnte ebenso verletzt werden wie er, und dass die Ehe wie bei ihm in einer Scheidung enden würde.”
    Bethany fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. “Razul liebt mich nicht.”
    “Natürlich liebt er Sie, Sie Dummkopf!”, brauste Laila auf. “Was, zum Teufel, glauben Sie eigentlich, wie es Razul jetzt geht? Seine romantische Märchenehe ist so schnell den Bach runtergegangen, dass er sich wie ein kompletter Versager fühlt. Er glaubt, die ganze Familie durch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher