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Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied
Autoren: Terry Pratchett
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Kessel mit allem Drum und Dran, $ 14, Nachfüllpackungen Grün jeweils $ 1«.
    Nun, es funktionierte. Eigentlich sollte es das nicht, aber die Menschen waren eben Menschen. Tiffany nahm an, dass Annagramma momentan nicht sonderlich daran interessiert war, Besuch zu empfangen, erst recht nicht von jemandem, der den Boffo-Katalog von A bis Z kannte. Deshalb holte sie ihren Besen und machte sich auf den Weg zu Oma Wetterwachs.
    Hinter ihrer Hütte befand sich jetzt ein Hühnerhof. Die Umzäunung bestand aus biegsamen, sorgfältig miteinander verflochtenen Haselnusszweigen. Zufriedenes Gackern war von drinnen zu hören.
    Oma Wetterwachs trat gerade durch die Hintertür und sah Tiffany an, als hätte sich diese nur kurz die Füße vertreten.
    »Ich habe in der Stadt zu tun«, sagte sie. »Es würde mir nichts ausmachen, wenn du mitkommst.« Das war nach Omas Maßstäben ein Empfang mit Blaskapelle und einer feierlichen Begrüßungsrede. Tiffany schloss sich ihr an, und sie gingen den Weg entlang.
    »Ich hoffe, es geht dir gut, Frau Wetterwachs«, sagte sie und musste sich beeilen, um nicht hinter Oma zurückzubleiben.
    »Ich weiß nur, dass ich noch immer hier bin, nach einem weiteren Winter«, antwortete Oma Wetterwachs. »Du siehst gut aus, Mädchen.«
    »Oh, danke.«
    »Wir haben von hier oben den Dampf gesehen«, sagte Oma.
    Tiffany schwieg. Das war alles? Tja. Von Oma durfte man nicht mehr erwarten.
    Nach einer Weile fragte die alte Hexe: »Bist zurückgekommen, um deine Freundinnen zu treffen, nicht wahr?« Tiffany atmete tief durch. In Gedanken war sie dies zigmal durchgegangen: was sie sagen würde, was Oma sagen würde, was sie ihr an den Kopf werfen würde, was Oma ihr an den Kopf werfen würde...
    »Du hast es geplant, nicht wahr?«, platzte es aus ihr heraus. »Wenn du eine der anderen vorgeschlagen hättest, so hätte vermutlich sie die Hütte bekommen, und deshalb hast du mich vorgeschlagen. Und du hast gewusst, du hast gewusst, dass ich ihr helfen würde. Und es hat alles geklappt, nicht wahr? Ich wette, alle Hexen in den Bergen wissen inzwischen, was geschehen ist. Ich wette, Frau Ohrwurm kocht vor Zorn. Und das Beste an allem ist: Niemand ist zu Schaden gekommen. Annagramma macht dort weiter, wo Fräulein Verrat aufgehört hat, die Dorfbewohner sind zufrieden, und du hast gewonnen! Oh, bestimmt behauptest du, dass es mich beschäftigen, vom Winterschmied ablenken und wichtige Dinge lehren sollte, aber du hast trotzdem gewonnen!«
    Oma Wetterwachs ging ruhig weiter. Nach einer Weile sagte sie: »Wie ich sehe, hast du deinen Flitterkram zurück.«
    Es war so, als würde es blitzen, ohne zu donnern. Oder als ob man einen Stein in einen Teich warf, ohne dass es platschte.
    »Was? Oh. Das Pferd. Ja! Weißt du, ich...«
    »Was für ein Fisch?«
    »Äh... ein Hecht«, sagte Tiffany.
    »Manche mögen Hecht, aber mir schmeckt er zu schlammig. In den meisten Geschichten ist es ein Lachs.«
    Und das war's. Gegen Omas Ruhe kam man einfach nicht an. Tiffany konnte schimpfen und quengeln, soviel sie  wollte, es nützte nichts. Sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass Oma jetzt wenigstens wusste, dass sie es wusste. Es war nicht viel, aber mehr bekam sie nicht.
    »Und das Pferd ist nicht der einzige Flitterkram, wie ich sehe«, fuhr Oma fort. »MagieH, wie?« Sie hängte an jede Art von Magie, die sie nicht mochte, ein großes H an.
    Tiffany blickte auf den Ring an ihrem Finger. Er glänzte matt. Er würde nicht rosten, solange sie ihn trug, hatte ihr der Schmied gesagt. Wegen der Fette in ihrer Haut. Er hatte sich sogar die Zeit genommen, mit einem kleinen Meißel winzige Schneeflocken hineinzuritzen.
    »Es ist nur ein Ring, den ich aus einem Nagel machen lassen habe«, sagte sie.
    »Genug Eisen für einen Ring«, murmelte Oma, und Tiffany blieb abrupt stehen. Konnte sie wirklich fremde Gedanken lesen? Es musste etwas in der Art sein.
    »Und warum wolltest du einen Ring?«, fragte Oma.
    Aus vielerlei Gründen, von denen ihr keiner richtig klar war. Sie sagte nur: »Zu jenem Zeitpunkt schien es mir eine gute Idee zu sein.« Sie wartete auf die Explosion.
    »Dann war es das vermutlich«, sagte Oma sanft. Sie blieb ebenfalls stehen und deutete in die Richtung von Nanny Oggs Haus. »Ich habe sie eingezäunt. Natürlich wird sie auch auf andere Weise geschützt, aber manche Tiere sind zu dumm, um sich abschrecken zu lassen.«
    Sie meinte die junge Eiche, die bereits anderthalb Meter hoch war. Ein Zaun aus Pfählen und
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