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Der wilde Planet

Der wilde Planet

Titel: Der wilde Planet
Autoren: John Scalzi
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seinem Fernglas.
    Holloway hatte ein Baumhaus – genauer gesagt, eine Plattform, die auf mehreren sehr hohen Stachelbäumen verankert war. An den Ecken dieser Plattform erhoben sich der bescheidene Fertigbau, in dem Holloway wohnte, und die zwei Verschläge, in denen er die Ausrüstung aufbewahrte, die er als Prospektor benötigte. Die Energie kam von Sonnenkollektoren, die von einem Turbinendrachen in der Luft gehalten wurden und mit dem Kraftwerk auf dem Grundstück verbunden waren. Daran waren auch Holloways Feuchtigkeitssammler und eine Müllverbrennungsanlage angeschlossen. Im Zentrum der Plattform befand sich eine Landefläche, die genug Platz für Holloways Gleiter und ein weiteres Fahrzeug bot, sofern es nicht zu groß war.
    Auf diese Stelle blickte Holloway nun. Sie war leer.
    Holloway entspannte sich ein wenig. Wer Holloways Haus auf einfachem Wege erreichen wollte, musste einen Gleiter benutzen. Es war durchaus möglich, zu Fuß zu kommen und hinaufzuklettern, aber wer so etwas tat, musste großes Glück oder viel Selbstvertrauen haben. Der Dschungelboden gehörte den Zararaptoren und den einheimischen Entsprechungen von Pythons und Alligatoren, und all diese Tiere betrachteten die weichen und langsamen Menschen als leicht zu fangende und leicht zu fressende Beute. Holloway wohnte oben in den Bäumen, weil sich all die großen Raubtiere am Boden aufhielten, abgesehen von den Pythons, die jedoch keine Stachelbäume mochten, und zwar aus den Gründen, die der Name dieser Bäume nahelegte. Außerdem stellte es eine große Herausforderung dar, einen Stachelbaum zu erklettern, wenn man größer als einen halben Meter war, was auf nahezu jeden Menschen zutraf.
    Nichtsdestotrotz suchte Holloway die Plattform und die Baumwipfel ab und hielt nach Kletterseilen oder ähnlichen Dingen Ausschau. Nichts. Die einzige verbleibende Möglichkeit war die, dass jemand von einem schwebenden Gleiter abgesetzt worden war, der dann weitergeflogen war. Aber Holloway wäre auf jedes Fahrzeug im Umkreis von hundert Kilometern aufmerksam gemacht worden, als er den Autopiloten eingeschaltet hatte. Was nicht geschehen war.
    Also lauerte in seiner Wohnung ein Ninja mit Superkräften, der Porzellan zu Boden warf, oder es war nur irgendein dummes Tier. Obwohl Holloway es Bourne grundsätzlich zutraute, einen Schlägertrupp loszuschicken, der ihm eine Abreibung verpassen sollte – insbesondere nach dem, was heute geschehen war – , bezweifelte er, dass Bourne auf die Schnelle einen hochkompetenten Killer auftreiben konnte. Das Beste, was er aufzubieten hatte, waren einige der weniger intelligenten Sicherheitskräfte von ZaraCorp, wie zum Beispiel den bereits erwähnten Joe DeLise. Doch diese Leute (und insbesondere DeLise) hätten sich niemals die Mühe gemacht, sich heimlich anzuschleichen und ihm aufzulauern.
    Demzufolge standen die Chancen gut, dass es sich um ein dummes Tier handelte, wahrscheinlich eine der einheimischen Eidechsen. Sie hatten die Größe von Leguanen, waren also gerade klein genug, um sich in den Stachelbäumen nicht selbst aufzuspießen. Sie waren Vegetarier und kaum intelligenter als ein Stein. Sie krochen in alles hinein, wenn man ihnen die Gelegenheit dazu gab. Als Holloway nach Zara XXIII gekommen war und sein Baumhaus errichten ließ, hatte es hier von diesen Tierchen gewimmelt. Zuerst hatte er einen elektrischen Zaun angebracht, dann aber feststellen müssen, dass es ihn zutiefst deprimierte, jeden Morgen mit dem Anblick und dem Geruch gebratener Eidechsen aufwachen zu müssen. Dann hatte ein anderer Prospektor ihm verraten, dass die Eidechsen eine Heidenangst vor Hunden hatten. Kurz darauf war Carl in sein Leben getreten.
    »Hallo, Carl«, sagte Holloway zu seinem Hund. »Ich glaube, wir haben ein Eidechsenproblem.«
    Carl hob den Kopf. Er hatte großen Spaß an der Rolle, die er im Zusammenhang mit einem Eidechsenproblem zu spielen hatte. Holloway lächelte, übernahm die Kontrollen des Gleiters und setzte zur Landung an.
    Carl war aus dem Gleiter gesprungen, sobald Holloway das Triebwerk heruntergefahren und das Cockpit geöffnet hatte. Er schnupperte begeistert und machte sich auf den Weg zu einem der Lagerschuppen.
    »He, Blödmann!«, sagte Holloway zu Carls aufgeregt wedelndem Schwanz. Er ging zu seinem Hund und schlug ihm sanft gegen die Flanke. »Du läufst in die falsche Richtung. Die Eidechse ist im Haus.« Holloway zeigte in Richtung seines Hauses. Gleichzeitig blickte er zu seinem Haus und
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