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Der wilde Planet

Der wilde Planet

Titel: Der wilde Planet
Autoren: John Scalzi
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Stellen zu erkennen, wo er heute früh Löcher in den Felsen gebohrt hatte. Dabei hatte er den Gleiter als Arbeitsplattform benutzt, während er die Ladungen in die Löcher gesteckt und gesichert hatte.
    Carl winselte leise.
    »Feuer!«, sagte Holloway und hörte, wie der Hund einen Satz nach vorn machte.
    An vier Stellen stiegen Rauchwolken von der Klippe auf und schleuderten meterweit Gestein, Erde und Vegetation durch die Gegend. Die Felswand wurde dunkel, als die Vögel (beziehungsweise die hiesigen fliegenden Tiere, die Vögeln entsprachen) von ihren Nistplätzen an der Steilwand vom Lärm und den plötzlichen Erschütterungen aufgeschreckt wurden. Ein paar Sekunden später trafen kurz nacheinander vier Knallgeräusche im offenen Cockpit des Gleiters ein, wo sie nun auch Holloway und Carl vernehmen konnten. Sie waren laut, aber kein Bumm von der Art, die Carl nicht ausstehen konnte.
    Holloway warf einen Blick nach rechts, wo sein Infopanel mit laufendem Akustikpeilungsprogramm lag. Die Akustiksonden, die er über die Klippe verteilt hatte, sendeten ihre Rohdaten an das Programm, das sie umrechnete und zu einer dreidimensionalen Darstellung der internen Struktur der Felsformation verarbeitete.
    »Gut«, sagte er und drehte sich zu Carl herum, dessen Pfote immer noch auf dem Zünder lag. Er blickte mit heraushängender Zunge zu Holloway auf.
    »Guter Junge!«, sagte Holloway und kramte in der Kiste, aus der er schließlich einen Zararaptor-Knochen hervorzog, an dem noch eine Menge Fleisch hing. Er wickelte ihn aus der Folie und warf ihn Carl zu, der sich glücklich darauf stürzte. So war es abgemacht: den Zünder drücken, einen Knochen kriegen. Holloway hatte mehrere Versuche gebraucht, um Carl dazu zu bringen, korrekt auf den Zünder zu drücken, aber die Mühe hatte sich gelohnt. Carl musste ihn ohnehin bei den Vermessungsausflügen begleiten. Also konnte er genauso gut etwas Nützliches oder zumindest Unterhaltsames tun.
    Es war in der Tat eine Verletzung der Sicherheitsvorschriften der Zarathustra Corporation, einem Hund zu erlauben, Dinge in die Luft zu jagen. Aber Holloway und Carl arbeiteten sowieso meistens allein, viele Hundert Kilometer von der ZaraCorp-Niederlassung auf dem Planeten und 178 Lichtjahre von der Firmenzentrale auf der Erde entfernt. Streng genommen war er ohnehin kein Angestellter von ZaraCorp, sondern nur ein Subunternehmer, genauso wie alle anderen Prospektoren und Landvermesser hier auf Zara XXIII . So war es billiger.
    Holloway kraulte liebevoll Carls Kopf. Carl war voll und ganz mit seinem Raptorknochen beschäftigt und schenkte Holloway nicht die geringste Beachtung.
    Ein dringliches Piepen kam von Holloways Infopanel. Er hob es auf und sah, dass die angezeigten Werte auf einmal über die übliche Bandbreite hinausschossen.
    Ein tiefes Rumpeln war im Gleitercockpit zu hören, und es wurde lauter, je länger es anhielt. Carl blickte von seinem Knochen auf und winselte. Dieser Lärm kam einem Bumm gefährlich nahe.
    Holloway drehte sich um und sah eine Staubwolke, die rund um die Felsformation aufgewirbelt wurde und alles verhüllte.
    »Ach du Scheiße«, sagte er. Diese Entwicklung gefiel ihm ganz und gar nicht.
    Nach einigen Minuten hatte sich der Staub ein wenig gelichtet, und sein ungutes Gefühl wurde immer stärker. Durch den Staubschleier konnte Holloway erkennen, dass ein Teil der Felswand eingestürzt war. Der betroffene Teil entsprach ungefähr dem Bereich, in dem er seine Sprengladungen angebracht hatte. Die geologische Schichtung des Gesteins wurde deutlich sichtbar, wo sich zuvor Vegetation befunden hatte. Die Vögel kehrten zurück und suchten nach ihren Nestern, deren Überreste sich hundert Meter unter ihnen befanden. Der Explosionsschutt verschlammte den Fluss am Fuß der Klippe und leitete ihn um.
    »Ach du Scheiße«, wiederholte Holloway und griff nach seinem Fernglas.
    ZaraCorp würde verdammt sauer reagieren, weil er soeben eine Felsformation zum Einsturz gebracht hatte. Die Firma hatte in den letzten paar Jahren hart daran gearbeitet, ihr schlechtes Image in der Öffentlichkeit loszuwerden. Sie galt als rücksichtsloser Umweltzerstörer, doch dieses Image hatte sie sich dadurch erworben, dass sie bereits auf mehreren Planeten die Natur zerstört hatte. Die Öffentlichkeit kaufte ihr das Argument nicht mehr ab, dass unbewohnte Planeten eine höhere ökologische Toleranz hatten oder dass diese Ökosysteme sehr schnell wieder zu einem natürlichen Gleichgewicht
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