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Der Wettlauf zwischen dem Zwerg und der Prinzessin (Die Märchen um Zwergenkönig Jetts Söhne)

Der Wettlauf zwischen dem Zwerg und der Prinzessin (Die Märchen um Zwergenkönig Jetts Söhne)

Titel: Der Wettlauf zwischen dem Zwerg und der Prinzessin (Die Märchen um Zwergenkönig Jetts Söhne)
Autoren: Norma Banzi
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Merkte sie denn nicht, was ihr Schenkel ihm antat? Endlich hörte der Druck auf seine Lenden auf. Diana bettete vorsichtig seinen Kopf auf ihren Schoss. Ihre Gegenwart war auf eine seltsam unbestimmte Art tröstlich. Sie sagte etwas, doch der Schmerz trübte sein Gehör, sein Wahrnehmungsvermögen, alles. Seine Sinne wollten ihm nicht mehr gehorchen. Lange Zeit lag er einfach nur da, hilflos wie ein Kleinkind in den Armen seiner Mutter. Sein Gehör setzte zuerst wieder ein.
"Leon, Liebster! Das wollte ich nicht. Bei den Göttern, was habe ich da nur angerichtet", wiederholte Diana immer wieder.
Apos blickte sie mit einem schiefen Lächeln an. "Diana! Wolltest du mich entmannen, damit du mich nicht heiraten musst, oder wolltest du lediglich unsere Hochzeitsnacht vereiteln?", stöhnte er. Sie lachte unter Tränen. Gleichzeitig weinend und lachend beugte sie sich halb zu ihm herunter, halb zog sie ihn zu sich hoch und bedeckte sein Gesicht mit vielen, vielen Küssen. Bald vertiefte sich das Paar in einen innigen Kuss.
Ratlos standen jene Beobachter daneben, die Apos hatten zu Hilfe eilen wollen. Später, als der Kronprinz sich wieder einigermaßen erholt hatte, passierten er und Diana Hand in Hand das Osttor.
"Ein seltsamer Abschluss des Rennens", kommentierte König Jett die Geschehnisse, als das Paar in die Loge trat.
"Lasst uns lieber sofort die Trauzeremonie durchführen", wandte sich König Rainer an ihn. "Wer weiß, welche seltsamen Anwandlungen meine Tochter noch hat."
"Kniet also nieder!", forderte Jett das Paar auf. Diana und Apos taten, wie ihnen geheißen. Die beiden Könige traten vor sie hin, jeder zu seinem Kind. Der Zeremonienmeister überreichte jedem König das jeweilige Ende einer mehrere Meter langen goldenen Kette, die über und über mit Juwelen besetzt war. Sie war in grauer Vorzeit von den Zwergen geschmiedet und den Menschen als Bündnisgeschenk überreicht worden. Das Königshaus bediente sich ihrer zu besonderen Zeremonien. Allerdings konnte die ihr innewohnende Magie nur von den Zwergen in Gang gesetzt werden. Als Jett das für ihn zugedachte Kettenende in die Hand nahm, erglühten die Juwelen durch seine Kraft. Ein Raunen ging durch die Hochzeitsgesellschaft. Die Herrscher wickelten die Kette sorgsam um das Hochzeitspaar.
"Nimm Dianas linke Hand mit deiner rechten auf", befahl Jett seinem Sohn. Als dies geschehen war, legten die Könige die Enden der Kette dem Paar auf die miteinander verbundenen Hände. Plötzlich floss Gold aus den jeweiligen Kettenenden heraus. Das Edelmetall umschloss die beiden Hände des Paares vollständig. Obwohl Diana auf die Prozedur vorbereitet worden war, zuckte sie zusammen und wollte ihre Hand furchtsam fortziehen, aber Apos hielt sie mit festem Griff. Du brauchst keine Angst zu haben, es tut nicht weh, vernahm sie von ihm. Erst viel später wurde ihr gewahr, dass sie seine Worte direkt in ihrem Bewusstsein empfangen hatte.
"Der Ehebund zwischen Apos und Diana ist geschmiedet", sprach der Zwergenkönig. Seine Botschaft erreichte ohne Mühe auch noch den am weitesten von der Loge entfernt stehenden Hochzeitsgast, ohne dass Jett die Stimme sonderlich erhoben hätte. Es war Mensch wie Zwerg, als trüge etwas die Worte direkt in ihre Herzen, damit sie sich für immer und ewig an die Erneuerung des Bundes zwischen Mensch und Zwerg erinnerten.
Das Gold zog sich in die Kette zurück. Als Diana erleichtert auf ihre Hand blickte, bemerkte sie einen Ring an ihrem Finger, der vorher noch nicht da gewesen war. Und auch bei Apos war ein goldener Ring zurückgeblieben.
"Diese Ringe aus dem Gold der Bundeskette gewachsen, symbolisieren euren Ehebund", sagte König Rainer lächelnd.
"Deine Arbeit ist getan, zurück in deine Kiste!", befahl Jett der Bundeskette. Diese glitt von dem Paar ab und kroch, sich wie eine Schlange windend, in ihr Behältnis zurück. Apos und Diana erhoben sich. Unter dem Jubel der Hochzeitsgesellschaft küssten sie sich wieder und immer wieder. Dabei machte es Diana auch nicht das Geringste aus, sich zu Apos herunterbeugen zu müssen, weil er kleiner war als sie.
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