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Der Wettlauf zwischen dem Zwerg und der Prinzessin (Die Märchen um Zwergenkönig Jetts Söhne)

Der Wettlauf zwischen dem Zwerg und der Prinzessin (Die Märchen um Zwergenkönig Jetts Söhne)

Titel: Der Wettlauf zwischen dem Zwerg und der Prinzessin (Die Märchen um Zwergenkönig Jetts Söhne)
Autoren: Norma Banzi
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beiden Königspaare in der Loge ein. Hanno kündigte an, dass Apos und Diana an der Ruine bereit seien, ihren Wettbewerb zu beginnen. Auf ein Zeichen König Rainers wurden mehrere Signalfahnen geschwungen. Als die Nachricht des Königs den Zeremonienmeister bei der alten Burgruine erreichte, gab dieser das Startsignal für die Prinzessin.
Diana rannte los, Apos folgte ihr fünf Minuten später. Er war der Jäger, sie die Beute. Dianas Aufgabe war es, in den Schlosspark zu gelangen. Da der Park zu drei Seiten von einer Mauer mit je einem Eingangstor umgeben war und zum Norden hin vom Schloss begrenzt wurde, hatte sie die Auswahl zwischen drei Möglichkeiten. Sie konnte durch das Südtor, das Westtor oder das Osttor schlüpfen. Durchschritt Diana eines von ihnen unbehelligt, war sie frei.
Entgegen ihrer ersten Absicht, das am nächsten liegende Südtor zu erreichen, schlug sie alsbald einen Haken, um zum Osttor zu gelangen, da sie auf jenem Weg härteren Untergrund fand und so weniger Spuren für ihren Verfolger hinterließ. Vielleicht hätte sie unter normalen Umständen keine Chance gegen Apos gehabt, aber ihr Zorn auf ihn verlieh ihr ungeahnte Kräfte und Fähigkeiten. Außerdem hatte sie seinen Laufstil und seine Taktik in den letzten Wochen ausreichend studieren können, was ihr einen weiteren Vorteil verschaffte.
Von Anfang an legte sie ein zügiges Tempo vor, suchte sich Diana ihren Weg, immer darauf bedacht, so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen. Manchmal meinte sie, Apos` Schritte irgendwo hinter sich zu hören, doch sie verschwendete keine Zeit, sich nach ihm umzusehen. Sie hatte in den letzten Wochen gelernt, dass es sinnlos und zeitraubend war, sich nach einem Zwerg umzusehen. Ihr einziges Heil lag darin, ständig in Bewegung zu bleiben. Wo sie Abkürzungen fand, nutzte sie sie. Sie lief so schnell, wie sie noch nie gelaufen war. Das Glück war ihr hold. Wie Leon es ihr beigebracht hatte, vermied sie es, so gut es ging, die kleinen Äste der Bäume mit ihrem Körper zu streifen, um sich nicht durch deren Abknicken zu verraten. Sie schlüpfte biegsam noch durch die unwegsamsten Stellen ohne eine Spur zu hinterlassen. Das Osttor war nicht mehr weit. Schon wähnte sich Diana als Siegerin.

Innerlich fluchend begann Apos seine Jagd. Diana war es wirklich ernst damit, ihm davonlaufen zu wollen. Er hatte gehofft, sie werde sich leicht einfangen lassen, sobald sie ihn als ihren Laufkameraden der letzten Wochen erkannt hatte. Aber da irrte er sich ganz gewaltig. Zunächst fand er reichlich Fußspuren von Diana auf dem Weg zum Südtor, doch plötzlich endeten abrupt die Zeichen. Wohin hatte sie sich gewandt, nach Osten oder nach Westen? Beide Möglichkeiten schienen ihm gleichermaßen geeignet. Eine Weile sah er sich nach ihren Spuren um, fand aber kaum noch welche. Sowohl zum Osten als auch zum Westen hin wurde der Untergrund härter. Zu jedem anderen Zeitpunkt wäre er stolz auf seine gelehrige Schülerin gewesen, nun aber packte ihn die blanke Angst, sie zu verlieren.
Apos besann sich auf seine Fähigkeiten. Wenn sie es so haben wollte! In den letzten Wochen hatte sie gelernt, sich vor ihm zu verbergen, er dagegen hatte herausgefunden, dass er ihre Präsenz auch dann erspürte, wenn keine einzige Spur zu sehen war. Es war, als könne er dem Rest ihrer Aura folgen, die sie hinterließ, wo auch immer sie hinging. Er musste nur seinen Instinkten folgen. Es war ein gewagtes Unterfangen. Was, wenn seine Instinkte nicht ausreichten, um die geliebte Frau zu erringen? Dann wäre er seit Jahrtausenden der erste Kronprinz, dem es nicht gelungen war, seine menschliche Prinzessin einzufangen. Alle Zweifel beiseite schiebend, öffnete sich Apos der Aura Dianas und folgte ihr so schnell er konnte. Kurz vor dem Osttor holte er sie endlich ein. Er bekam sie am Gürtel zu packen. Mit einem Wutschrei wand sie sich wie eine Schlange in seinem Griff, was dazu führte, dass sie beide das Gleichgewicht verloren und nacheinander den steilen Abhang hinunterstürzten, den sie gerade erst hochgelaufen waren. Ein Baum beendete unsanft Apos` Fall. Kurz danach prallte Diana so unglücklich gegen ihn, dass ihn einer ihrer Oberschenkel unsanft zwischen den Beinen traf. Plötzlich sah er nur noch Sterne. Grauenhafter Schmerz explodierte in seinem Inneren. Sein Bewusstsein umwölkte sich.
"Leon!", hörte er von ganz weit her. Es kümmerte ihn nicht. Oh wie der Schmerz in ihm tobte. Wenn sie doch nur endlich von ihm runtergehen würde.
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