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Der Welt den Ruecken - Erzaehlungen

Der Welt den Ruecken - Erzaehlungen

Titel: Der Welt den Ruecken - Erzaehlungen
Autoren: Elke Heidenreich
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so erfahren und gehst sofort mit dem ersten besten ins Hotel?«
    »Weil ich wußte, daß du der Beste bist«, sagte Franka. »Ich habe immer auf den Richtigen gewartet.«
    »Und ich bin der Richtige?« fragte er ungläubig.
    Sie nickte. »Du bist ein Kenner«, sagte sie, »ein Kenner und ein Könner. Das sieht man. Ich will einen, der es gut macht. Mit dem es – Spaß macht.«
    Er setzte sich nackt aufs Bett, nestelte seine Zigaretten aus der Hosentasche und zündete für sie beide eine an.
    »Ich denke, man raucht immer erst hinterher eine?« fragte Franka keck. »Aha, wenigstens das weißt du schon«, sagte er und seufzte nach dem ersten tiefen Zug: »Schöner Mist. Es macht keinen Spaß beim ersten Mal, das sagen jedenfalls alle Frauen, mit denen ich darüber geredet habe. Ich muß dir nämlich auch was sagen.«
    Er legte sich neben sie und blies den Rauch zur Zimmerdecke.
    »Es stimmt«, sagte er dann, »ich hatte schon eine Menge Frauen, aber noch nie eine Jungfrau. Die meisten Männer stehn auf so was, aber ich nicht. Ich hab mich immer gedrückt. Gedrückt oder Glück gehabt. Verdammt noch mal, und jetzt kommst du daher, kleine Studentin.«
    »Einer muß es doch mal machen«, sagte Franka, »die waren alle zu blöd bisher. Laß mich jetzt bloß nicht hängen.«
    »Hängen ist gut«, grinste er und zeigte auf sein schrumpeliges Kringelchen.
    »Das kriegen wir schon wieder hin«, sagte Franka und nahm es in die Hände. Und sie kriegten es hin.
    »Es wird weh tun«, murmelte er und legte noch schnell ein Handtuch unter sie, »und bluten wird es auch.«
    Franka schloß die Augen und klappte sich so weit auf, wie sie nur konnte, ihr Herz, ihr Körper, ihre Seele lagen ausgebreitet vor und unter diesem Mann, der sanft und sehr behutsam endlich das tat, worauf sie so lange gewartet hatte. Sie schwitzten beide, ihr Atem flog, sie tat einen leisen Schrei, als sie ihn in sich spürte, und er flüsterte: »Weißt du, wie wir Bayern im Fliegerhorst dazu sagen? Wie beim Oktoberfest: Ozapft is.«
    »Es ist ja auch Oktober«, keuchte Franka.
    Sie mußten so lachen, daß er aus ihr herausglitt, aber er kam zurück, hielt sie fest, streichelte ihr Gesicht, küßte sie und flüsterte zärtlich: »Ozapft is, verrückte kleine Studentin. Jetzt hast du’s hinter dir.«
    Franka spürte, wie sein ganzer Körper sich anspannte, wie er kam, und wie er dann gelöst und heiß auf ihr lag. Sie hielt ihn fest in ihren Armen und sagte: »Danke. Es war nicht schlimm. Es war wunderschön. Gleich noch mal, bitte.«
    Aber er stand auf, brachte das Handtuch ins Bad und wusch es aus, brachte ihr einen Waschlappen, wischte ihr Blut und Schweiß ab und war genau so, wie sie sich das immer von ihrem ersten Mann erträumt hatte. Sie hatte recht gehabt, und sie war überglücklich und sprang auf, um ihr Gesicht im Spiegel zu sehen.
    »Sieht man es?« fragte sie und sah ihre geröteten Wangen und ihr zerzaustes Haar.
    »Man riecht es«, sagte er, trat hinter sie und legte seine Hände auf ihre Brüste. Sie fühlte soviel Glück und Lust und Seligkeit, sie war so befreit und leicht, daß sie einen lauten Juchzer zum offenen Fenster ausstieß. Ein paar Marktfrauen sahen hoch, sie winkte ihnen zu und zog Heinrich wieder aufs Bett.
    Ehe sie am Abend zur Hochzeit seines Freundes gingen, hatten sie noch viermal miteinander geschlafen. Franka konnte kaum gehen, alles war wund und tat weh, aber es war ein großartiges Gefühl. Sie lehnte leuchtend und brennend an einer Wand, trank, flirtete, und als Heinrich an ihr vorbeiging und flüsterte: »Verdammt, strahl nicht so, man sieht es wirklich«, flüsterte sie zurück: »Nachher gleich noch mal.«
    Sie blieben zwei Tage in Landsberg und kamen nur zum Essen aus dem Bett. Dann mußte Heinrich zurück in die Kaserne, nahm sich aber Urlaub, und sie fuhren für zehn Tage an den Ammersee, wo Freunde von ihm ein Haus hatten, das leer stand. Franka meldete sich bei der Post krank, Walter übernahm fluchend ihre Tour, und die Uni schwänzte sie.
    Es waren zehn Tage der Liebe. Sie liebten sich im Bett, auf dem Fußboden, auf dem Küchentisch, in der Badewanne, sie liebten sich im Stehen, unter Bäumen im Wald, sogar in seinem VW, sie liebten sich, sooft er konnte. Sie konnte immer. Und er war ein herrlicher Lehrmeister, er wußte alles, was Männer und Frauen miteinander machen können, es gab keine Hemmungen, keine Ängste, keine Anstellerei, alles war möglich, alles war erlaubt, und Franka war eine begierige
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