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Der weiße Bikini

Der weiße Bikini

Titel: Der weiße Bikini
Autoren: Carter Brown
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entgegenlächelte.
    »Nett, Sie wiederzusehen, Mr.
Holman«, wiederholte sie die Begrüßungsformel. »Gehen Sie doch bitte gleich
hinein, Mr. Monteigne wartet .« Sie nahm eine ihrer
unwahrscheinlichen Zigaretten und ihr Feuerzeug vom Schreibtisch.
    »Lassen Sie ihn warten«, sagte
ich.
    Es gab einen scharfen
klappernden Laut, als sie das Feuerzeug auf den Boden fallen ließ und mich mit
ungläubigem Gesichtsausdruck anstarrte. »Was haben Sie eben gesagt, Mr. Holman ?«
    »Lassen Sie ihn warten«,
wiederholte ich.
    Ihr Gesicht wurde weich,
während sie mich mit fast verschwommenem Blick anstarrte. »Vielen Dank, Mr.
Holman«, sagte sie leise.
    »Wofür?«
    »Ich habe zwanzig Jahre darauf
gewartet, daß jemand dies sagen würde — und Sie sind der erste !«
    »Ich wollte Sie nur etwas
fragen«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Sie erinnern sich doch daran, daß Sie, als
ich das letztemal hier war, sagten, Jenny sei ein
lebendiges Püppchen gewesen ?«
    »Natürlich.«
    »Wie haben Sie das,
genaugenommen, gemeint? Es ist für mich wichtig, aber zerbrechen Sie sich nicht
den Kopf, weshalb .«
    »Ich glaube, ich habe genau das
gemeint, was ich gesagt habe, Mr. Holman«, antwortete sie mit Schärfe. »Als ich
Jennifer das letztemal sah, war sie genau sechs Jahre
alt — eine lebendige Puppe !«
    »Ach so — «, sagte ich düster.
    »Es war wichtig !« Sie blickte eine Sekunde lang angemessen mitfühlend
drein. »Wie steht es mit dem persönlichen Gefallen, um den ich Sie gebeten
hatte, Mr. Holman — hatte ich recht ?«
    »Sie hatten völlig recht .«
    »Diese schreckliche Randsche Familientragödie in den Morgenzeitungen?«
    »Sie haben nochmals recht, Miss
Peel .«
    »Diese sechsjährige lebendige
Puppe war mir selbst dann noch wichtig, als sie zu einer Frau herangewachsen
war, Mr. Holman«, sagte sie schroff. »Das wollten Sie doch hören, nicht wahr ?«
    »Nun, wenn sich niemand im
geringsten darum schert, ob eine schöne junge Frau ermordet wurde, dann ist es
genauso, als ob sie die zweiundzwanzig Jahre über nicht gelebt hätte«, sagte
ich schwerfällig. » Genausogut hätte sie erst gar
nicht auf die Welt zu kommen brauchen .«
    Ein Summer schnarrte, und Miss
Peel drückte auf eine Taste. Axel Monteignes blecherne Stimme drang aus einem
unsichtbaren Lautsprecher.
    »Miss Peel — halten Sie es für
möglich, daß Mr. Holman, um zu meinem Büro zu gelangen, die Abkürzung über
Marineland genommen hat ?«
    »Er ist jetzt hier, Mr.
Monteigne. Ich schicke ihn sofort zu Ihnen .«
    »Bitte !« kläffte er. »Ich habe es ein wenig satt, auf ihn zu warten !«
    Miss Peel lächelte verkrampft.
»Sie erinnern sich, welche Tür es ist, Mr. Holman ?«
    »Miss Peel«, sagte ich
wahrheitsgemäß, »ich erinnere mich genau an jedes Detail .«
    Monteigne saß hinter seinem
Schreibtisch. Er sah genauso aus wie beim letztenmal — nur der Anzug war ein anderer.
    »Setzen Sie sich, Holman«,
sagte er brüsk. »Sie haben sich verspätet .«
    »Ja«, sagte ich freundlich.
    Sein Kopf hob sich um ein paar
Zentimeter, und die metallfarbenen Augen verdunkelten sich ein wenig. »Mehr
haben Sie nicht zu sagen ?«
    »Haben Sie mir
fünfundzwanzigtausend Dollar bezahlt, damit ich hiersitze und mich dafür
entschuldige, daß ich Sie ein paar Minuten habe warten lassen, Mr. Monteigne ?« fragte ich interessiert. »Das scheint mir keine gute
Geldanlage zu sein. Für dieses Geld können Sie sechs oder sieben Leute hier
herumsitzen haben und...«
    »Hören Sie auf«, sagte er
giftig. »Sie haben ein kurzes Gedächtnis, Mr. Holman. Seit unserer letzten
Unterhaltung über meine Möglichkeiten, Ihre berufliche Tätigkeit zu beenden,
hat sich nichts geändert .«
    Als ich darauf nicht
antwortete, schien er zufrieden. »Nun, haben Sie den Bericht ?«
    »Ja.«
    »Wo ist er dann ?« Er blickte ungeduldig auf seine leere Schreibtischplatte.
    »Mir schien, es würde besser
sein, Ihnen den Bericht mündlich zu geben«, sagte ich. »Ich glaube, wenn Sie
alles angehört haben, werden Sie mir beipflichten, Mr. Monteigne.«
    Er machte eine kurze
ungeduldige Handbewegung und zuckte dann die Schultern. »Das werde ich später
beurteilen. Schießen Sie los !«
    Ich zögerte ein paar Sekunden.
»Sie haben mir den Auftrag doch wohl nicht zu diesem Honorar erteilt, damit ich
Ihnen über jeden Tag oder auch nur jeden Monat der letzten beiden Jahre im
Leben Ihrer Tochter berichte, Mr. Monteigne?«
    »Nein ?« fuhr er mich an. »Wirklich nicht? Wozu habe ich Ihnen dann
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