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Der Weihnachtswunsch

Der Weihnachtswunsch

Titel: Der Weihnachtswunsch
Autoren: Richard Paul Evans
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Metallständer auf dem Tisch, neben den Salz- und Pfefferstreuern, standen laminierte Speisekarten. Er zog eine heraus. Nach weniger als einer Minute kam eine junge Serviererin an seinen Tisch. Ihr schmutzigblondes Haar hatte sie mit einem Gummiband nach hinten gebunden. Sie trug einen Kittel in hellem Orange mit weißem Kragen und dazu eine weiße Schürze.
    »Guten Abend.«
    Kier lächelte. »Frohe Weihnachten.«
    »Danke. Hatten Sie schon Gelegenheit, sich die Karte anzusehen?«
    »Ja.«
    »Was darf ich Ihnen bringen?«
    »Nur eine Tasse Kaffee.«
    »Zucker und Sahne?«
    »Nur Sahne.«
    »Noch etwas? Wir haben einen ziemlich guten Hackbraten. Er ist frisch.«
    »Ich bin kein besonderer Fan von Hackfleisch. Das erinnert mich zu sehr an ein totgefahrenes Tier.«
    »Ich interpretiere das als ein Nein zum Hackbraten.«
    »Haben Sie Apfelkuchen?«
    Sie verzog die Nase. »Ja, aber ehrlich gesagt sind Sie mit dem Hackbraten besser dran. Wir haben auch Kürbiskuchen. Unser Kürbiskuchen ist gut.«
    »Kürbiskuchen klingt toll.«
    Sie musterte ihn kurz. »Sie kommen mir bekannt vor. Habe ich Sie schon mal bedient?«
    »Ich glaube nicht. Ich bin das erste Mal im …« Er warf einen Blick auf die Speisekarte. »… Blue Plate Grill.«
    Sie lächelte. »Vielleicht haben Sie ja eins dieser Gesichter, die einem bekannt vorkommen. Ich bringe Ihnen sofort Ihren Kaffee und Kuchen.«
    Sie verschwand durch eine Schwingtür.
    Kier blickte sich in dem Lokal um. Die beiden Älteren sahen einander in die Augen, und der andere Gast war eingeschlafen.
    Einen Moment später kehrte die Serviererin mit seiner Bestellung zurück. Unter den Arm hatte sie sich außerdem eine Dose mit Sprühsahne geklemmt.
    »Ich hatte vergessen, Sie zu fragen, ob Sie Schlagsahne auf Ihren Kuchen haben möchten.«
    »Sehr gern. Danke.«
    Sie besprühte seinen Kuchen mit Sahne. »Bitte. Der Zucker ist in der Dose. Und hier ist Ihr Beleg. Wenn Sie fertig sind, tipp ich es in die Kasse ein.«
    »Das können Sie auch jetzt schon tun.« Kier zog seine Brieftasche hervor und entnahm ihr einen Geldschein. »Hier, der Rest ist für Sie.«
    Celeste starrte den Geldschein an und hielt ihn Kier hin. »Sie haben mir einen Hunderter gegeben.«
    Er steckte seine Brieftasche wieder ein. »Ich weiß. Frohe Weihnachten!«
    Sie sah ihn erfreut an. »Danke.«
    »Wie kommt es denn, dass Sie das Glück haben, am Heiligabend arbeiten zu dürfen?«
    »Mit Glück hat das nichts zu tun. Ich brauche das Geld.«
    Kier nickte. »Unschöner Abend zum Arbeiten.«
    »Man tut, was man muss.«
    »Das gefällt mir. Es ist heroisch.«
    »Ja, ich sehe ja auch wie eine Heldin aus, nicht? Superwoman.«
    »Nicht alle Helden tragen einen Umhang oder silberne Unterwäsche.«
    Sie lächelte.
    »Und wer passt auf Ihren Sohn auf, wenn Sie noch spätabends arbeiten?«
    Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. »Woher wissen Sie, dass ich einen Sohn habe?«, fragte sie argwöhnisch. Dann erblasste sie. »Sind Sie vom Jugendamt?«
    »Sein Name ist Henry, stimmt’s?«
    In ihren Augen blitzte Angst auf. »Bitte, ich weiß, dass er zu klein ist, um zu lange allein zu bleiben. Aber er ist schon sehr reif für sein Alter. Und ich konnte niemanden finden, der bereit war, heute Abend auf ihn aufzupassen.«
    »Entspannen Sie sich, Celeste. Würde Ihnen jemand vom Jugendamt hundert Dollar Trinkgeld geben?«
    »Woher kennen Sie meinen Namen?«
    »Ich weiß eine ganze Menge über Sie, Celeste. Wir haben inzwischen schon fast vier Wochen nach Ihnen gesucht.«
    Sie sah ihn voller Entsetzen an. »Sind Sie ein Geldeintreiber?«
    »Nicht heute Abend.« Kier trank einen Schluck von seinem Kaffee. »Sagen Sie, glauben Sie noch an den Weihnachtsmann?«
    »Bitte, was auch immer ich getan habe …« Sie war kurz davor, in Tränen auszubrechen. »Ich gebe mein Bestes.«
    »Celeste, ich komme nicht von der Fürsorge, und ich bin kein Geldeintreiber. Sie brauchen keine Angst zu haben.«
    »Aber was wollen Sie dann?«
    »Das ist die richtige Frage. Ich möchte gern die Möglichkeit haben, die Dinge in Ordnung zu bringen.«
    Sie sah ihn verständnislos an. »Wer sind Sie?«
    Kier nahm rasch den letzten Schluck von seinem Kaffee und stand auf. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen. Aber dazu müssen Sie mit mir auf den Parkplatz kommen.« Kier sah hinter sie. »Sind Sie einverstanden, Charles?«
    Celeste drehte sich in Richtung Küche um. Sie hatte nicht bemerkt, dass ihr Chef, Charles, in der Nähe des Tresens stand und sie bei ihrem
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