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Der Weg zurück

Der Weg zurück

Titel: Der Weg zurück
Autoren: E.M. Remarque
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werden, dort, wo er hofft, die Kameradschaft wiederzufinden, aber furchtbar enttäuscht wird und erst seinen Frieden in der Selbsttötung auf den Schlachtfeldern findet.
    Ludwig Breyer hält Rahe vor, dass »wir betrogen worden sind, betrogen, wie wir es kaum erst ahnen«, dass »man uns furchtbar missbraucht hat«:
    Man sagte uns Vaterland und meinte die Okkupationspläne einer habgierigen Industrie – man sagte uns Ehre und meinte das Gezänk und die Machtwünsche einer Handvoll ehrgeiziger Diplomaten und Fürsten – man sagte uns Nation und meinte den Tätigkeitsdrang beschäftigungsloser Generale. […] In das Wort Patriotismus haben sie ihr Phrasengewäsch, ihre Ruhmsucht, ihren Machtwillen, ihre verlorene Romantik, ihre Dummheit, ihre Geschäftsgier hineingestopft und es uns dann al s strahlendes Ideal vorangetragen! [… ] Wir haben gegen uns selbst Krieg geführt, ohne es zu wissen! Un d jeder Schuss, der traf, traf einen von uns! [… ] Wir glaubten, es ginge um die Zukunft! Aber es ging gegen die Zukunft. Unsere Zukunft ist tot, denn die Jugend ist tot, die sie trug . Wir sind nur noch übriggebliebene, Reste! Aber das andere lebt , das Satte, Zufriedene, es lebt satter, zufriedener denn je! Denn di e Unzufriedenen, Drängenden, Stürmenden sind dafür gestorben ! (S. 170 )
    So stirbt der Hoffnungsträger Ludwig Breyer infolge des Krieges. Außerdem hat er sich die Syphilis geholt, in einem Kriegsbordell.
    Max Weil, der Jude ist, »ein ruhiger Mensch, der immer herumsitzt und Bücher liest« (S. 33 ), und den der Kompanieführer Oberleutnant Heel, der »ein Draufgänger« ist, deswegen »nicht leiden« kann, überbringt nach der Erstarrung der Fronten im Waffenstillstand die Nachricht von der Revolution in Berlin und der Flucht von Kaiser Wilhelm II nach Holland, wodurch Heels Weltbild zusammenbricht. Weil wird zusammen mit Ludwig Breyer zum Vertrauensmann des Soldatenrats des Regiments gewählt. Er will die Konsequenzen aus dem Verrat des Ersten Weltkriegs ziehen und arbeitet aktiv für eine neue Republik.
    Auf dem Marktplatz der Stadt 3
› Anmerkung wird demonstriert. Ein Reichswehrkommando hat Maschinengewehre vor dem Rathaus aufgebaut. Das Kommando führt der sein Soldatsein fortführende Oberleutnant Heel. Ein Mann geht auf die Soldaten zu. »Nicht schießen, Kameraden!« Aber Heel lässt schießen, und der Mann fällt tot auf das Pflaster. Es ist Max Weil. Ludwig Breyer ruft Heel mit Namen an und sagt mit sarkastischer Bitternis: »Ich gratuliere Ihnen, Oberleutnant Heel. Der Mann ist tot.« (S. 212 )
    Er fügt hinzu: »Ein sauberes Handwerk!« Seinem früheren KompanieChef, Heel, der sich auf »Ruhe und Ordnung« beruft, schleudert er entgegen: »Sie brauchen Beschäftigung – das ist alles.« Was sollen Soldaten von der Art Heels auch anderes tun als töten?
    Die »Unzufriedenen, Drängenden, Stürmenden«, Max Weil, Ludwig Breyer und auch Georg Rahe, sind am Ende des Romans tot, Oberleutnant Heel wird sicher Karriere machen, vielleicht in Hitlers Armee und seinen deutschen Raubmordkriegen.
    II . »Meint ihr denn, man könnte vier Jahre Töten mit dem läppischen Wort Frieden aus dem Gehirn wischen wie mit einem nassen Schwamm?« 4
› Anmerkung
    Albert Troßke steht vor dem Richter, weil er den Getreide-Schieber Julius Bartscher mit seinem Feldrevolver erschossen hat, als er ihn in flagranti mit seiner Lucie erwischte, dem Mädchen, das ihm wieder Hoffnung für einen neuen Lebensabschnitt gegeben hatte.
    In der Zeugenaussage vor dem Gericht formuliert Ernst Birkholz, der Ich-Erzähler: »Es war für ihn schlimmer als ein Schuss in den Magen«. – »Warum?«, fragt der Richter naiv und unwissend. »Weil das Mädchen das Einzige war, was er hatte«. (S. 247 )
    Auf die Frage, ob er die Tat bereue, antwortet Albert mit »Nein«. Auf die Vorhaltung, er habe doch »einen Menschen getötet«, folgt Alberts gleichgültige Antwort: »Ich habe schon viele Menschen getötet.« Der Staatsanwalt, der Geschworene und der Vorsitzende Richter sind schockiert. Sie lassen nicht gelten, dass er sein Töten im Krieg, im »Kampf fürs Vaterland«, zum Vergleich heranzieht. Aber Albert sieht nicht ein, dass das »etwas ganz anderes« gewesen sein soll. Im Gegenteil, sagt Albert: »die Leute, die ich damals erschossen habe, haben mir nichts getan –« (S. 249 ). Der Schieber hat ihm alles genommen, ganz im Gegensatz zu seinen so genannten ›Feinden‹, den französischen und englischen Mitsoldaten und Kameraden
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