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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn
Autoren: Michael Moorcock
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höher gebaut, als sie ursprünglich gewesen waren. Denn wie Dorian Falkenmond einst zu Königin Flana von Granbretanien sagte, die Welt war noch wild und wusste wenig von Gerechtigkeit.
    Dorian Falkenmond, Herzog von Köln, und seine junge Frau Yisselda, des gefallenen Grafen Brass’ Tochter, waren die einzigen Überlebenden jener Gruppe von Helden, die dem Runenstab gegen das Dunkle Imperium gedient und Granbretanien in der großen Schlacht von Londra besiegt hatten. Ihnen verdankte Königin Flana, die um ihre große Liebe trauerte, den Thron, von dem aus sie ihre grausame und dekadente Nation zurück zur Menschlichkeit und einem gesunden Leben führte.
    Graf Brass war gefallen, als er die Barone Adaz Promp, Mygel Holst und Saka Gerden erschlagen hatte, die gleichzeitig auf ihn eingestürmt waren. Ehe er sich erneut ins Kampfgetümmel hatte stürzen können, war die Lanze eines Kriegers des Ziegenordens durch seine Brust gedrungen.
    Oladahn von den Bulgarbergen, Tiermann und Falkenmonds treu ergebener Freund, war von den Äxten eines ganzen Trupps Schweinekrieger zerstückelt worden.
    Bowgentle, der so unkriegerische Philosoph unterlag den sich vereint auf ihn werfenden Leibern von zwölf Ziegen-, Schweine- und Hundekriegern, von denen einer ihm den Kopf vom Rumpf trennte.
    Huillam d’Averc, der große Spötter, der Königin Flana Liebte und von ihr wiedergeliebt wurde, hatte auf die ironischste Weise den Tod gefunden, als er in die Arme seiner Geliebten eilen wollte und einer ihrer Krieger ihn mit der Flammenlanze niedermachte, weil er an einen Angriff auf Flana glaubte.
    Vier namhafte Helden waren gefallen. Doch außer ihnen hatten noch Tausende anderer, kaum weniger tapfer als sie, im Dienst des Runenstabs bei der Vernichtung der Tyrannei des Dunklen Imperiums ihr Leben gelassen, ohne dass ihre Namen in die Geschichte eingingen.
    Und ein großer Bösewicht war nicht mehr. Baron Meliadus von Kroiden, der ehrgeizigste, zwielichtigste und schrecklichste aller Kriegslords von Granbretanien, hatte durch Falkenmonds Hand, von der Klinge des geheimnisvollen Schwertes der Morgenröte ins Herz getroffen, sein Leben ausgehaucht.
    Und die in Ruinen liegende Welt schien erlöst zu sein.
     
    Aber all das lag bereits fünf Jahre zurück. Viel war seither geschehen. Zwei Kinder wurden Falkenmond und seiner geliebten Frau, der Gräfin Brass, geboren. Der Älteste, Manfred, hatte rotes Haar und schien seines Großvaters Stimme, seine robuste Gesundheit und kräftige Statur geerbt zu haben. Das Mädchen, Yarmila, war mit ihrem goldgetönten Kupferhaar, ihrem sanften, aber unbeugsamen Willen und der bezaubernden Schönheit ganz wie ihre Mutter. Sie waren echte Brass und hatten wenig von den Herzogen von Köln an sich. Außerhalb der Mauern von Burg Brass standen zur Erinnerung an ihre großen Taten, denen die Welt so viel verdankte, die Statuen der vier gefallenen Helden. Oft führte Dorian Falkenmond seine Kinder zu ihnen und erzählte ihnen von jenen, die sie darstellten, und von den Gräueltaten des Dunklen Imperiums, das sie besiegt hatten. Aufmerksam lauschten die Kinder ihm und konnten nie genug kriegen. Und immer wieder versicherte Manfred seinem Vater, dass er, wenn er erst groß war, mit seinen eigenen Heldentaten seinem Großvater, dem er so sehr ähnlich war, Ehre machen würde. Und jedes Mal antwortete Falkenmond, wie sehr er hoffte, dass solche Heldentaten nicht mehr nötig seien, wenn Manfred erwachsen war. Sah er dann das enttäuschte Gesicht seines kleinen Sohnes, lachte er und meinte, dass es viele Arten von Helden gäbe. Und wenn Manfred die Weisheit und Diplomatie und den großen Gerechtigkeitssinn seines Großvaters geerbt hatte, würde er der größte und beste aller Helden werden – ein Mann der Gerechtigkeit und des Friedens. Das tröstete Manfred nur ein wenig, denn ein Friedensrichter birgt für einen Vierjährigen bei weitem nicht so viel Romantik wie ein Krieger.
    Manchmal ritten Falkenmond und Yisselda mit den Kindern unter einem weiten Himmel voll sanfter Pastellfarben durch die wilden Marschen der Kamarg mit ihren blassen Rot- und Gelbtönen, dem Braun, Dunkelgrün und Orange des Schilfes, das sich in den Zeiten des Mistrals tief im Winde beugte. Scharen der weißen Stiere donnerten an ihnen vorbei, oder auch Herden der gehörnten Pferde. Hin und wieder stiegen Schwärme der riesigen scharlachroten Flamingos vor ihnen auf und flogen mit weiten Schwingen über die Köpfe der Menschen hinweg, die
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