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Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel
Autoren: Patrick Woodhead
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an dem sie vor der Verfolgungsjagd gesessen hatten.
    «S’il vous plaît …»
, flehte er. Bitte … Aber die Jäger reagierten nicht.
    Die kleine Prozession wechselte mehrfach die Richtung und bewegte sich durch ein Dickicht von Bäumen, Buschwerk und Unterholz, bis das Gelände anstieg. Das Blätterdach wurde lichter, hier und da riss es ganz auf und ließ die sengenden Sonnenstrahlen durch.
    Schließlich ragte ein gigantischer Berg vor ihnen auf, der in der leichten Brise von schwarzem Staub umwirbelt wurde. Noch ehe sie ihn erreichten, spürte der Mann die Hitze des Vulkans und roch den beißenden Schwefelgestank.
    Eine breite Schlucht zerriss die Bergwand und fraß sich trichterförmig ins Innere des Gesteins. Die Jäger zwangen den Mann, stehen zu bleiben. Langsam sank er auf die Knie. Er wusste nur zu gut, was dort im Schatten vor ihm lag.
    «Libérez-le.»
Der Befehl, den Mann loszubinden, kam aus dem Dunkeln. Stiefelschritte waren zu hören, dann schälte sich eine Silhouette aus dem Schatten.
    «Faites-le rapidement!»
Beeilung!
    Die Jäger zögerten einen Moment, weil sie den Mann nicht weiter in den Berg führen wollten. Dann lösten sie die Schlinge und stießen den knienden Mann vorwärts. Er hatte Tränen in den Augen, die sich mit seinem Schweiß mischten und ihm dann die Wangen herunterliefen.
    «Bitte …», stammelte er. «Ich wollte doch nicht …»
    «Joshua … Joshua», ertönte eine Stimme aus dem Dunkeln. «Du brauchst bloß um Vergebung zu bitten. Es ging immer nur darum, dir das Herz zu öffnen.»
    Der Mann aus dem Dunkeln kam näher und streckte die Hände ins Licht. «Kehre zu uns zurück, Joshua. Bereue deine Sünden, und dir wird vergeben.»
    «Das tu ich ja. Ich tu’s doch!», platzte Joshua mit angstverzerrter Stimme heraus. Er sah, dass auch der andere auf die Knie ging und immer näher kam, bis er direkt vor ihm hockte.
    «Siehst du? So einfach ist das», flüsterte der Mann, streckte eine Hand aus und klopfte ihm auf den Rücken.
    Im nächsten Moment schrie Joshua auf, als der Mann ihm ein Messer in den rechten Schenkel stach. Sein Schrei wurde immer schriller, als der andere das Messer in seinem Bein vor- und zurückstieß und Muskeln und Sehnen durchtrennte. Dann zog der Mann das Messer heraus und warf Joshua auf den Felsen.
    «Dir soll vergeben werden», sagte er. «Nur verlassen kannst du uns nun nicht mehr.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 2
    Ein Motorengeräusch dröhnte durch die Weite der Kalahariwüste und hallte noch eine Weile nach, bevor es sich am endlosen Horizont verlor.
    Tausend Meter über dem Buschland zog eine Cessna 206 durch vereinzelte Schönwetterwolken Richtung Westen. Im Pilotensitz saß Beatrice Makuru, die Hand locker auf den Steuerknüppel gelegt, den Kopf seitlich ans Plexiglasfenster gelehnt, und blickte ruhig auf die vorüberziehende Wüste. Obwohl sie die Belüftungsschlitze bis zum Anschlag geöffnet hatte, war es so heiß und stickig, dass sie sich träge und müde fühlte.
    Alle paar Sekunden checkte sie die Instrumente von links nach rechts, den Geschwindigkeitsmesser, Schub- und Höhenmesser, ehe sie den Blick wieder auf die immer gleiche Landschaft richtete. Sie gähnte und kniff die großen braunen Augen zusammen, um sich wach zu halten. Dann suchte sie den Horizont nach einer Landmarke ab, an der sie sich orientieren konnte. Doch die endlose Wüste bot keinerlei Abwechslung. Unterschiedslos zog Kilometer um Kilometer unter ihr hinweg. Um sich etwas Abwechslung zu verschaffen, wechselte sie die Blickrichtung: nah, fern, nah, fern. Dass die Landschaft so friedlich aussah, lag wohl vor allem daran, dass sie menschenleer war. Seit sie denken konnte, war sie gern allein gewesen; die Einsamkeit im Cockpit entsprach ihrem Charakter.
    «Golf Hotel Juliet. Bitte melden!», krächzte es plötzlich aus dem Funkgerät. Die Pilotin erschrak. Sie nahm den Kopf von der Fensterscheibe und richtete sich auf.
    «Hotel Juliet. Was gibt’s, Johnny?»
    «Hör gut zu, Bear! Wir hören gerade von einer Explosion in der Bloemfontein Mine. Viel mehr kann ich dir noch nicht sagen, aber möglicherweise hat das Labor was abgekriegt, sodass Gift ausströmt. Kannst du einen Umweg machen und mal nachsehen?»
    «Bleib dran.»
    Bear fischte einige Karten vom Rücksitz, entfaltete die oberste und zog Stift und Rechenschieber aus der Klemmvorrichtung der Sonnenblende. Dann kreiste sie zwei Punkte ein, nahm den Stift zwischen die Zähne und maß die Entfernung
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