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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers
Autoren: Christian Jacq
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ist nämlich…«
    »Erspar mir die Einzelheiten. Wer ist sie?«
    »Eine Wäscherin, die schon lange im Palast arbeitet. Sie unterstützt manchmal die Zimmerfrau des Pharaos.«
    Ein breites Lächeln ging über Sobeks Gesicht.
    »Gute Arbeit, sehr gute Arbeit! Dafür wirst du befördert. Und ich werde mich jetzt mal mit dieser Wäscherin unterhalten.«

    In Memphis brodelte es von einem erstaunlichen Gerücht: Angeblich war der Königliche Sohn zurück und im Besitz eines sagenhaften Schatzes aus dem Land Punt.
    Obwohl der Wasserträger der Sache nicht traute, hatte er dem Libanesen davon berichtet, ehe er sich wieder auf den Weg machte, um herauszufinden, ob dieses Gerücht auf Tatsachen beruhte oder nicht. Dank seiner Geliebten, der Wäscherin, würde er bald mehr dazu erfahren.
    Das eitle Ding kam wie immer zu spät. Nach Ende ihrer Arbeitszeit ratschte und tratschte sie gern noch ein wenig. Sie war sehr stolz auf ihren Beruf und wiederholte nur zu gern alles, was sie erfuhr, weshalb die Wäscherin eine schier unerschöpfliche Nachrichtenquelle für den Wasserverkäufer und die Aufständischen in Memphis darstellte.
    Dann kam sie endlich.
    Doch mehrere Kleinigkeiten erweckten das Misstrauen ihres Geliebten. Sie ging sehr langsam und verkrampft, irgendwie unruhig. Die Stimmung auf dem Platz war mit einem Mal umgeschlagen. Weniger Menschen, weniger Lärm, Gaffer, die ihn alle beobachteten.
    Er hatte einen Fehler gemacht.
    Seinen ersten Fehler.
    Aber woher hätte er auch wissen sollen, dass Sobek diese vollkommen unbekannte Hausdienerin verdächtigen würde?
    Offenbar ganz entspannt lächelte er ihr zu.
    »Gehen wir zusammen essen, mein Schatz?«, fragte sie.
    »Ja, allerdings.«
    Damit packte er sie grob am Arm.
    »Verschwindet!«, schrie er den Sicherheitsleuten zu. »Sonst bringe ich sie um!«
    Der Platz leerte sich. Zurück blieben nur Sobeks Männer, die einen Halbkreis um das Paar bildeten, das zu den nächstgelegenen Häusern zurückwich.
    »Tu nichts, was sich nicht wieder gutmachen lässt«, riet ihm Sobek. »Ergib dich! Wir werden dich gut behandeln.«
    Der Wasserverkäufer holte einen Dolch aus seinem Umhang und drückte ihn seiner Geisel gegen die Rippen. Die Wäscherin stieß einen entsetzten Schrei aus.
    »Geht auseinander und lasst uns durch.«
    Auf den Dächern gingen jetzt Bogenschützen in Stellung.
    »Keiner schießt«, befahl Sobek, »ich will ihn lebendig!«
    Der Aufständische schob seine Geliebte in ein Haus, an dem noch gebaut wurde.
    »Du kleiner Dummkopf hast ihnen von mir erzählt! Jetzt kann ich dich nicht mehr brauchen.«
    Ungeachtet ihres Flehens, erstach er sie ungerührt. Dann lief er eine Treppe hinauf. Wenn er von Dach zu Dach sprang, konnte er sehr wahrscheinlich wieder in diesem Viertel untertauchen, das er in-und auswendig kannte.
    Als er gerade zum Sprung ansetzte, streifte ihn der Pfeil eines Schützen, der den Verdächtigen nicht entkommen lassen wollte, an der Schläfe. Der Wasserträger verlor das Gleichgewicht, verfehlte das Gesims, prallte heftig gegen die Mauer und stürzte ungebremst in die Tiefe. Als er auf der Straße aufschlug, brach er sich das Genick.
    »Er ist tot, Herr«, sagte einer von Sobeks Leuten.
    »Zwei Wochen strenge Haft für den Ungehorsamen, der nicht auf meinen Befehl gehört hat. Durchsucht den Leichnam.«
    Der Mann hatte nichts bei sich. Damit war wieder einmal die Verbindung unterbrochen.
    »Ihr sollt sofort in den Palast kommen«, sagte ihm ein Schreiber. »Amtliche Bekanntmachung: Der Königliche Sohn ist da.«

    Stumm vor Staunen sah der Hofstaat zu, wie Sesostris Iker umarmte.
    »Ich will dich mit Standhaftigkeit, Ausdauer und Pflichterfüllung ausstatten«, erklärte der Pharao. »Ich schenke dir Herzensfreude und betrachte dich von nun an als Einzigen Freund.«
    Das hieß, dass Iker in Zukunft dem Königlichen Rat angehörte, dem engsten Beraterkreis des Königs. Der junge Mann war sehr verwirrt und dachte zunächst nur an seine neuen Pflichten.
    Die Gäste, die man auf allen offiziellen Empfängen zu sehen bekam, hätten den Einzigen Freund gern beglückwünscht und seine zahllosen Vorzüge zwischen zwei Bechern Wein gerühmt, wurden aber herb enttäuscht. Der Pharao und der Königliche Sohn ließen die Höflinge allein und zogen sich in den Palastgarten zurück. Dort setzten sie sich in eine Laube, deren lotusförmige Säulen mit Köpfen von Sekhmet, der Löwengöttin, geschmückt waren. Oben auf dem Dach thronte ein Uräus mit einer
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