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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers
Autoren: Christian Jacq
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Schiff bereitlag.

    Der Königliche Sohn konnte den Anblick der schönen Landschaft nicht genießen. Er hatte das Gefühl, zwischen zwei Welten hin und her zu schwanken, wobei er nicht in die zurückkonnte, aus der er kam, und nichts von der wusste, auf die er zusteuerte. Alles, was er seit der furchtbaren Fahrt mit Gefährte des Windes erlebt hatte, kam ihm wieder in den Sinn. Einige Geheimnisse hatten sich seitdem zwar aufgeklärt, aber das größte, das Geheimnis des Goldenen Kreises von Abydos, war noch immer unangetastet.
    Als sie sich dem Reich von Osiris näherten, eilten Bogenschützen zu ihm.
    »Was ist geschehen?«
    »Wir haben eine verdächtige Barke gesichtet«, erklärte ihm der Kapitän. »Wenn sie uns nicht sofort den Weg frei macht, müssen wir schießen!«
    Iker erblickte einen Fischer, der vor lauter Angst nicht mehr segeln konnte.
    »Beruhigt euch wieder!«, befahl der Königliche Sohn.
    »Dieser arme Kerl stellt wirklich keine Bedrohung dar.«
    »Befehl ist Befehl. Der Mann ist uns viel zu nahe gekommen, und Ihr dürft Euch nicht der geringsten Gefahr aussetzen.«
    Mürrisch holte Shab der Krumme sein Netz ein und machte sich davon. Er hatte herausfinden wollen, wie zuverlässig Ikers Begleitschutz war. Eine mögliche Nachlässigkeit hätte er unter Einsatz seines Lebens dazu genützt, den Feind zu töten. Aber da war nichts zu machen! Also begab er sich an den mit Bega verabredeten Treffpunkt.

    An der Anlegestelle erwarteten Soldaten, Wachleute, zeitweilige Priesterinnen und Priester mit Opfergaben und die gesamte Verwaltung die Ankunft der Schiffe; alle waren unruhig bei der Vorstellung, in Kürze den Gesandten des Pharaos zu empfangen. Und niemand wusste genau, in welchem Auftrag der Einzige Freund unterwegs war, dem der Ruf von Heldenmut und Unbestechlichkeit vorauseilte. Den Berichten über seine Großtaten in Asien und Nubien zufolge, musste er sehr entschieden sein.
    Kaum war Iker oben auf dem Landesteg erschienen, als er auch schon neugierig begutachtet wurde.
    Vornehm, aber bescheiden, machte er nicht den Eindruck, als könnte ihm irgendetwas Angst machen. Haltung und Blick verlangten seinem Gegenüber Ehrerbietung ab. Hinter seiner zurückhaltenden Art verbarg sich eine starke Persönlichkeit. Verärgert schluckten die Heuchler und Schmeichler ihre Lobeslitaneien hinunter.
    Mit Hilfe einer großen Perücke, die einen Teil ihres kunstvoll geschminkten Gesichts verdeckte, hatte sich Bina unkenntlich gemacht. In dem üppigen Blumenstrauß, den sie dem Gast schenken wollte, waren zwei giftige spitze Nadeln versteckt. Falls der Königliche Sohn die Blumen in die Hand nahm, würde er sich daran stechen und unter schrecklichen Qualen sterben.
    Bina fürchtete sich nicht davor, gefangen genommen zu werden. Sie hatte nur einen einzigen Gedanken: sich an diesem Iker zu rächen, der sie verraten hatte, als er sich auf Sesostris’
    Seite schlug und gegen den einzig wahren Gott des Propheten zu kämpfen begann. Sie würde ihre Perücke herunterreißen und dem Königlichen Sohn ins Gesicht spucken, damit er auch wirklich wusste, wer ihn so bestrafte.
    Der Kommandeur der Sicherheitskräfte von Abydos grüßte den Abgesandten des Königs.
    »Erlaubt mir, Euch herzlich willkommen zu heißen. Ich geleite Euch jetzt zu dem Palast, in dem der Pharao wohnt, wenn er sich hier aufhält.«
    Mehrere junge Frauen schwenkten Blumensträuße – der von Bina, die in der ersten Reihe stand, war besonders schön. Iker ging auf sie zu und wollte die Blumen nehmen, aber der Kommandeur trat zwischen sie.
    »Es tut mir Leid, aber das verstößt gegen die
    Sicherheitsvorschriften.«
    »Was soll denn schon an den Blumen gefährlich sein?«
    »Ich habe strikte Anweisungen. Folgt mir jetzt, bitte.«
    Iker wollte keinen Streit vom Zaun brechen und begnügte sich damit, den Blumenmädchen zuzuwinken.
    Bina konnte sich nur mit Mühe zusammennehmen. Sollte sie loslaufen, den Königlichen Sohn einholen und ihm die Nadeln in den Rücken stoßen… Unmöglich! Der Sperrgürtel seiner Bewacher war undurchdringlich.

    Abydos… Endlich war er in Abydos! Doch Iker nahm davon nichts wahr. Ehe er nicht mit Isis gesprochen hatte, stand er neben sich und fühlte sich nirgends angekommen. Sie erwartete ihn vor dem Palast.
    Nicht einmal der größte Dichter hätte ihre Schönheit auch nur annähernd wiedergeben können. Wie hätte man denn diese feinen Gesichtszüge, ihren strahlenden Blick, ihre zarten Formen und ihre königliche Haltung
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