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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens
Autoren: Reginald Hill
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Stunden deiner Zeit zur Verfügung gestellt hast. Weißt du was? Du hast mir doch in den Ohren gelegen, von wegen Vorwand, Tom Batty noch ein paar Fragen stellen zu dürfen. Warum flitzt du nicht mal kurz nach Kirkton rauf, und wenn du eine Möglichkeit siehst und es dir noch in den Kram paßt, dann fang doch Dr. Batty ein und bring ihn her, damit wir ihn befragen können. Aber natürlich nur, wenn es sich nicht mit deinen eigenen Plänen überschneidet.«
    Neben Dalziels ironischer Anwandlung klang Ian Paisley wie Jane Austen.
    »Wird gemacht, Sir«, sagte Pascoe.
    »Ich wäre dir sehr dankbar. Ach ja, und tu uns den einen großen Gefallen, Junge. Versuch mal, ob du nicht wenigstens mit einem Bein in den neunziger Jahren bleiben kannst!«
    »Ich werde mich bemühen«, sagte Peter Pascoe.

Vier
    L angsam ging sie vonstatten und gefährlich war sie, die Reise gen Westen, auf überfluteten Straßen und an umgestürzten Bäumen vorbei. Dreimal wurden die Schleier der Dunkelheit vor seinen Scheinwerfern von den Rettungsdiensten beiseite gewirbelt, und er fuhr für einen Augenblick durch eine Ausstülpung von Licht, durch die Verwundete und Tote auf Tragbahren aus den Trümmern ihres Lebens getragen wurden.
    Kirkton lag im Dunkel. Die Überlandleitungen waren wohl dem Sturm zum Opfer gefallen. Nur die rote Glut der Kohlen und das Buttermilchlicht von Kerzen malten helle Teiche auf die Vorhänge in den Fenstern. So mußte das Dorf vor achtzig Jahren ausgesehen haben, als es noch ein Dorf war. Doch eine Entzündung des Himmels hinter der massigen Festungsmauer verriet ihm, daß ALBA wenigstens in diesem Punkt seinem Namen Ehre machte und beim Zusammenbruch der Stromversorgung das Dämmerlicht seiner eigenen Generatoren zu Hilfe gerufen hatte.
    Man erwartete ihn im Maisterhouse. Natürlich, der Pförtner hatte ihn angekündigt. Doch als er das lange Wohnzimmer betrat und alle um den Kamin gruppiert vorfand – Thomas Batty, ernst und wachsam, Janet Batty, Bertie Grindals Tochter, unsicher und besorgt, Dr. David Batty, der Hauptgrund seines Besuchs, lächelnd und einladend –, überkam ihn ein Gefühl, daß eine gespannte Erwartung in der Luft lag, die mit seinem Kommen nichts zu tun hatte.
    David Batty sprach als erster.
    »Chief Inspector Pascoe … Peter … gut, Sie wiederzusehen. Nehmen Sie Platz. Und trinken Sie eine Tasse Tee. Es ist wohl sinnlos, Ihnen etwas Stärkeres anzubieten?«
    Seine lockere Art wirkte zu echt, um aufgesetzt zu sein, was Pascoes Gefühl bestätigte, daß die Spannung der Familie nichts mit dem zu tun hatte, was in Wanwood passiert war – zumindest nicht heute.
    Also mach diese Stimmung nicht kaputt, dachte er beim Hinsetzen. Es war genug Zeit, den offiziellen Grund seines Besuchs offenzulegen.
    Er sagte: »Für mich nichts, danke. Wollen Sie sich nicht auch setzen?«
    Sie ragten noch alle über ihm auf. David Batty warf sich grinsend in einen großen Sessel, während seine Eltern sich unbequem auf die Kante einer Chaiselongue hockten, die eher wie gemeißelt als gepolstert aussah.
    Was immer sie mir jetzt mitteilen, dachte Pascoe, teilen sie mir mit, weil sie müssen und nicht weil sie wollen. Ich muß ihnen zu verstehen geben, daß ich zuviel weiß und mich nicht mehr davon ablenken lasse, die ganze Wahrheit herauszufinden.
    Er sagte: »Mr. Batty, bei unserer letzten Begegnung habe ich Ihnen, glaube ich, gesagt, daß meine Familie Verwandtschaft in Kirkton hatte. Ich hatte damals den leisen Verdacht, daß Sie mehr darüber wußten, als Sie zu erkennen gaben, und daß die Neuigkeit ein leichter Schock für Sie war.«
    »Nein. Warum?« leugnete er wenig überzeugend.
    »Gute Frage. Ebendas habe ich mich auch gefragt. Dann, als ich später auf eine ziemlich enge Verbindung zwischen Ihrer Familie und meiner stieß, vor einer Generation oder so, kam ich zu dem Schluß, daß auch Sie sich irgendwie dessen bewußt waren. Aber das erklärte noch immer nicht ihre heftige Reaktion. Dann, gestern – oder vielmehr, heute morgen in der Früh –«
    Er unterdrückte ein assoziatives Gähnen, als seine Worte ihn daran erinnerten, wie wenig Schlaf er gehabt hatte.
    »Entschuldigung«, sagte er. »Ich habe eine höchst merkwürdige Sache entdeckt oder vielmehr, ich habe den starken Verdacht, daß die Knochen, die draußen in Wanwood gefunden wurden, meinem Urgroßvater gehören.«
    Er entnahm dem Gesichtsausdruck des älteren Paares, daß es Bescheid wußte. Der Mann ließ sich sofort nichts mehr
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