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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens
Autoren: Reginald Hill
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Wasser war bitter kalt. Lange würde er sie beide nicht über Wasser halten können. Es blieben ihm nur die Planken und die Hoffnung, daß Pattens Gehirn die Realität noch bis zu einem gewissen Grad begriff.
    Patten war aufgestanden und hatte sich in Richtung Auffahrt gedreht. Vielleicht rennt er ja auch nur einfach davon, dachte Wield hoffnungsvoll. Aber nein, er kniete sich wieder hin und streckte drohend die Hand aus, als Wield näherkam. Packen und ihn ins Wasser reißen? dachte Wield. Und dann den Scheißkerl ersäufen!
    Allein hätte er eine Chance gehabt. Aber er bezweifelte, daß Jane Ambler es überleben würde, wenn er sie losließ.
    Er war jetzt sehr nahe am Ufer.
    Zu nah. Als er den Mund öffnen wollte, um den aussichtslosen Überredungsprozeß zu beginnen, schoß die Hand die wenigen fehlenden Zentimeter vor und packte ihn am Kragen. Wield holte tief Luft, aber anstatt des erwarteten Stoßes in die Tiefen fühlte er, wie er auf die Planken gezerrt wurde.
    Gott ist allmächtig, dachte er. Er kann sogar bewirken, daß ein Militärhirn Vernunft …
    Dann wandte er den Kopf zur Seite und sah, daß es nicht die Vernunft gewesen war, die Patten zur Änderung seiner Pläne veranlaßt hatte. Es war der Anblick Andy Dalziels und Peter Pascoes gewesen, die auf den Planken näherkamen wie Götter aus einer Theatermaschine.
     
    Nachdem Wield wieder festen Boden unter den Füßen hatte und Patten mit Handschellen versehen auf dem Weg in eine Zelle war, nahm Wield eine Dusche, trocknete sich, zog die einzig verfügbaren Kleidungsstücke an, nämlich eine der verhaßten TecSec-Uniformen, und trank eine Tasse Tee mit einem großzügigen Schuß von Battys Glenmorangie, den Dalziel aus dem Schrank des Doktors befreit hatte.
    »Er wird nichts dagegen haben«, sagte Dalziel. »Der Knabe ist die Großzügigkeit in Person.«
    »Weiß er schon, was sich hier abgespielt hat?« fragte Wield.
    »Noch nicht«, sagte Dalziel. »Ich hab gedacht, ich lass’ es, bis wir überschauen können, ob wir genug haben, den Arsch einzubuchten, dann brauch ich nicht mehr höflich zu ihm zu sein.«
    Er weihte Wield in die Theorie ein, die er und Pascoe sich zusammenkonstruiert hatten.
    »Aber so leicht ist das nicht zu beweisen ohne ein Geständnis«, sagte er abschließend.
    »Oder einen eindeutigen Beweis.«
    »Ja, natürlich. Oder einen eindeutigen Beweis.« Er sah Wield scharf an. »Hast du was Bestimmtes im Sinn?«
    »Es könnte sich lohnen, mit Jane Ambler zu sprechen«, sagte Wield.
    Er hatte noch keine Zeit gehabt, von ihrem Sabotageakt zu berichten.
    »Glaubst du? Dann gehen wir doch gleich mal zu ihr. Sie liegt im Sanitätsraum. Novello ist bei ihr. Sie warten auf den Krankenwagen.«
    »Ich komm nach«, sagte Wield. »Ich muß erst noch etwas aus dem Auto holen.«
    Er ging ins Freie. Man hatte Amblers Polo wieder nach oben gefahren, um die Auffahrt frei zu machen. Er öffnete die Tür zum Beifahrersitz und durchwühlte die Sporttasche auf dem Sitz. Viel enthielt sie nicht, offensichtlich war das »Abholen ihrer Sachen« eine List gewesen, um noch einmal ins Haus zu gelangen. An Briefumschlägen war nur einer vorhanden. Vorsichtig nahm Wield ihn in die Hand und warf einen Blick hinein. Er enthielt ein halbes Dutzend Filmnegative. Wield hielt sie ans Licht und sah Zeilen, die aber viel zu klein waren, als daß er sie hätte entziffern können. Er steckte sie wieder in den Umschlag und wollte gleichzeitig die Autotür schließen. Da fühlte er, denn sehen tat er sie eigentlich nicht, eine Bewegung unter dem Sitz.
    Vorsichtig beugte er sich vor. Zwei glänzende schwarze Äuglein sahen bange zurück. Er griff unter den Sitz, und ein winziges Pfötchen umklammerte seinen ausgestreckten Finger. Sanft zog er ein Äffchen hervor, vielleicht das Tierchen, dem Jane Ambler an seinem ersten Morgen auf Wanwood die Spritze gegeben hatte.
    Es mußte in das Auto geklettert sein, als Jane Ambler es am ersten Tor stehen ließ.
    »Gut gemacht«, sagte Wield. »Du hast es fast geschafft.«
    Plötzlich entwand es sich seinem Griff, versuchte aber nicht zu entkommen. Statt dessen sprang es ihm auf die Schulter und legte ihm die Arme um den Hals, wobei es an seinem Ohr knabberte.
    Wield blickte sich um. Niemand zu sehen. Schnell ging er zu seinem eigenen Auto und machte den Kofferraum auf.
    Das Tierchen wehrte sich, als er es von seiner Schulter löste und auf einer alten Reisedecke absetzte.
    »Wenn du lieber in einem Käfig sitzt und stündliche
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