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Der wahnsinnige Xandor

Der wahnsinnige Xandor

Titel: Der wahnsinnige Xandor
Autoren: Ernst Vlcek
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schmutzigen Finger davon lässt, dann wird alles Böse aus der Schattenzone über dich kommen.«
    Der Ugalier zuckte unter diesen Worten zusammen. Schnell steckte er das Pergament wieder unter Mythors Wams und verließ die Senke. Von oben warf er Mythor noch einen kurzen, unsicheren Blick zu und verschwand eilig.
    Der andere blieb als Wache zurück. Aber er wahrte einen sicheren Abstand zu Mythor, und man merkte ihm an, dass er ihm nicht zu nahe kommen wollte.
    *
    »Dann stimmen die Gerüchte also«, sagte Graf Corian, nachdem Mythor seine Erzählung beendet hatte. »Die Caer haben nun auch Elvinon genommen, und bald wird ihnen ganz Tainnia gehören.«
    Mythor war bald von seinen Fesseln befreit und dem ugalischen Grafen vorgeführt worden. Corian saß mit seinen fünf Unterführern, deren Namen er Mythor nicht genannt hatte, um ein Lagerfeuer. Darüber briet das Rippenstück von einem Tier.
    Bevor Mythor aufgefordert worden war, seine Geschichte zu erzählen, hatte man ihm davon zu essen gegeben. Ein tönerner Krug mit säuerlichem Wein hatte die Runde gemacht. Mythor fühlte sich danach satt und merkte, wie seine Lebensgeister wieder erwachten.
    Er hatte seine Erlebnisse seit dem Untergang der Nomadenstadt Churkuuhl ziemlich lückenlos erzählt, verschwieg jedoch Nyalas Behauptung, dass er der legendäre Sohn des Kometen sei, wie auch sein Erlebnis in der Gruft hinter den Wasserfällen von Cythor. Er wollte nicht zu sehr die Aufmerksamkeit auf sich lenken.
    Aber offenbar hatte er allein durch die Schilderung seiner abenteuerlichen Erlebnisse Graf Corians Beachtung gefunden, denn dieser sagte anschließend: »Du bist ein guter Erzähler, Mythor, und kannst dich überaus gewählt ausdrücken. Wenn man dir zuhört, würde man dir nie glauben, dass du viele Jahre bei den Marn zugebracht hast. Ich könnte mir dich gut als Unterhalter für die langen Winternächte und als Spielkameraden für meine vier Kinder vorstellen.«
    »Ich habe mich nie als Marn gefühlt«, sagte Mythor ausweichend. »Ich habe mich nie mit dem Leben in der Abgeschiedenheit der wandernden Nomadenstadt abfinden können. Ich habe immer gefühlt, dass ich nicht zu den Nomaden gehöre.«
    »Du schweigst zu meinem Angebot«, sagte Corian unwirsch, fügte dann aber versöhnlicher hinzu: »Nun gut, ich will dich nicht nötigen. Du bist ein freier Mann und kannst gehen, wohin du willst. Aber ich würde dich gerne in meine Burg mitnehmen. Dein Schicksal erscheint mit so ungewöhnlich, dass ich es wert fände, es von einem gelehrten Sterndeuter durchleuchten zu lassen. Ich gebe sehr viel auf die Kunst, das Schicksal durch Beobachtung der Sterne zu deuten.«
    »Das ist ein Wissensgebiet, über das ich gar nichts weiß«, gestand Mythor.
    »Und wie ist es mit Magie?«
    »Auch davon verstehe ich nichts«, sagte Mythor.
    »Wie kommt es dann, dass dieser Caer-Priester dich unbedingt lebend zur Insel bringen wollte?« fragte Corian sofort. »Du sagtest selbst, dass dieser Drundyr etwas in dir sah, was ihn als Dämonenpriester fesselte.«
    »Drundyr dürfte in der Hierarchie der Caer-Priester eine recht unbedeutende Rolle spielen«, sagte Mythor. »Ich kann nur annehmen, dass er sich in mir irrte.«
    »Möglich«, sagte Corian und betrachtete ihn nachdenklich. »Aber um dich sind Dinge geschehen, die nicht mit Zufall zu erklären sind. Allein, dass du an Bord der Goldenen Galeere warst und sie wieder lebend verlassen konntest - und ohne dass die dämonischen Mächte deinen Willen brachen -, ist ungewöhnlich genug. Du hast in wenigen Tagen Gefahren überstanden, die andere Männer in einem ganzen langen Leben nicht meistern könnten.«
    »Du schmeichelst mir, Graf Corian«, sagte Mythor bescheiden. »Aber ich darf doch annehmen, dass dein Leben auch nicht gering an Abenteuern war.«
    »Bei Lorvain, ich habe gelebt!« sagte Corian, und seine Unterführer bestätigten das mit wissendem Lachen. »Aber ich habe mich nie allein auf meine Kraft und meine Geschicklichkeit verlassen. Ich habe immer an die Schicksalskraft der Götter geglaubt und sie stets befragt, bevor ich ein Wagnis einging. Ich kenne alle Götter bei allen ihren Namen. Und mir sind auch viele Dämonennamen bekannt. Ich kenne ihre Macht und weiß, welchen Einfluss sie aus der Schattenzone auf unsere Welt haben, darum hüte ich mich vor ihnen. Ich beschäftige ein ganzes Heer von Jüngern der magischen Künste. Sie übertreffen an Zahl meine Leibwache, meine Köche und Knechte - und sogar meine
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