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Der wahnsinnige Xandor

Der wahnsinnige Xandor

Titel: Der wahnsinnige Xandor
Autoren: Ernst Vlcek
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platten Nase war makellos. Sie war eine Schönheit unter all den Stammesweibern, aber gerade das zeugte davon, dass sie keine gute Kriegerin war.
    Eine Rückenschwester, die keine einzige Narbe aufwies! Nottr hätte ihr in diesem Moment am liebsten einige Wunden schlagen mögen. »Nonu chrichst buß«, nahm er sich vor.
    Der Schwimmer hatte das Ufer erreicht. Er kam geduckt an Land, und die Reiter bildeten einen Halbkreis. Iki beschimpfte den Fremden, aber wahrscheinlich verstand er kein Wort davon. Er betrachtete die Reiter lauernd und hielt dabei eine eigenartige Lanze stoßbereit.
    Diese Lanze hatte keine Spitze, sondern Widerhaken an einem Ende. Das andere Ende war wie eine Keule verdickt, und der Schaft wies auf halber Länge eine zweischneidige Klinge wie ein Schwert auf.
    Die Krieger bestaunten diese Waffe, und Nonu äußerte, dass der Fremdling hoffentlich damit umgehen könne. Ausgerechnet Nonu, die Feige!
    Nottr verspürte Hunger. Er zog sein wertvolles Krummschwert, das er einst im Zweikampf erworben hatte, und klemmte es so zwischen seinen Schenkel und Nardors Körper, dass die gebogene Schneide nach oben wies. Dann holte er hinter dem Sattel die gepökelte Tierschwarte hervor und begann, dünne Streifen davon abzuschneiden. Diese schob er sich in den Mund und begann gedankenverloren zu kauen.
    Obwohl er das Geschehen betrachtete, war er mit den Gedanken auch nicht beim Fanchn-Spiel. Er dachte über die Zukunft seines Haufens nach.
    Die Ugalier waren ihnen immer noch auf den Fersen. Aber vielleicht konnten sie ihren Verfolgern entkommen, wenn sie weiter nach Norden auswichen und über die Eislande in die Heimat zurückkehrten. Dort wollte Nottr alle kampffähigen Lorvaner um sich scharen und mit ihnen nach Ugalien zurückkehren.
    Das Fanchn begann.
    Iki schleuderte dem Fremden ein Schimpfwort entgegen und brach mit gezücktem Kurzschwert aus dem Kreis aus. Der Fremdling erkannte zweifellos ihre Absicht, ihm mit einem Streich das Haupt zu rasieren, und duckte sich. Gleichzeitig stieß er Iki das Keulenende seiner Lanze von unten in den Leib. Er hob sie auf diese Weise förmlich aus dem Sattel und schleuderte sie in hohem Bogen ins Meer.
    Nottr vergaß für einen Moment das Kauen.
    Der nächste Reiter brach aus dem Kreis aus. Er ging den Fremden von der anderen Seite an, weil er sah, dass er auf dem falschen Fuß stand und zudem noch seine Waffe abgedreht hatte. Der Fremde wurde von dem Angriff überrascht, aber er tat dennoch das Richtige. Statt auszuweichen, umschlang er den Hals des Pferdes mit beiden Armen, ohne seine Waffe loszulassen. Gleichzeitig schwang er die Beine in die Höhe und trat dem Reiter die Füße ins Gesicht. Dieser wurde zwar zurückgeschleudert, konnte sich jedoch im Sattel halten. Er zügelte sein Pferd, so dass es sich aufbäumte und den anderen abwarf.
    Der Fremde fiel in den Sand, verlor für einen Moment seine Waffe, raffte sie jedoch sofort wieder an sich und kam geduckt auf die Beine. Diesmal war er jedoch im Nachteil, denn er hatte nicht gesehen, dass sich in seinem Rücken ein weiterer Angreifer näherte.
    Der Reiter war Anght, der in vollem Galopp einen fliegenden Vogel aufspießen konnte. Er zielte auch diesmal mit seiner Lanze genau und fuhr dem Fremden von hinten mit dem Spieß unter die Achsel. Die Spitze ritzte vermutlich nicht einmal seine Haut und ging ihm zwischen Arm und Körper durch das Lederwams. Anght hob ihn auf diese Weise hoch und ritt mit dem Zappelnden im Kreis.
    Aber der Fremde ließ sich nicht lange lächerlich machen. Irgendwie gelang es ihm, sich seines Wamses zu entledigen und sich zu befreien. Dabei verlor er jedoch seine Waffe.
    Bevor er sich danach bücken konnte, war der nächste Reiter heran, beugte sich aus dem Sattel und brachte die Waffe im Vorbeireiten an sich.
    Nun war der Fremde entwaffnet, und die zweite Runde des Spiels begann. Die Krieger würden ihn hin und her hetzen und dabei versuchen, ihm die Kleider vom Leibe zu fetzen, ohne ihn zu verletzen. Erst im dritten Durchgang würden sie darangehen, ihm anfangs harmlose Wunden beizufügen.
    Der Ausgang des Fanchn-Spiels war für Nottr klar, aber er empfand trotzdem schon jetzt Bewunderung für den Fremdling. Er hielt sich überraschend gut. Nottr ritt etwas näher.
    Der Fremdling stand geduckt und breitbeinig da. Er drehte sich langsam im Kreis, um die Reiter im Auge behalten zu können. Nottr wusste, wie wenig ihm seine Wachsamkeit nützen würde. Denn nun hatte er es nicht nur jeweils mit
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