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Der wahnsinnige Xandor

Der wahnsinnige Xandor

Titel: Der wahnsinnige Xandor
Autoren: Ernst Vlcek
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Sitzen die Beine aus. Sie steckten von den Hüften bis hinunter zu den Knöcheln in einem lehmgelben Fell mit schwarzen Tupfen. Was zuerst wie ein übergestülpter Beinschutz ausgesehen hatte, erwies sich nun ebenfalls als eine Fellverwachsung, die zu einem Bestandteil von Nottr geworden war.
    »Fell von Chochkr, das sein große, flinke Bergkatze, machen Beine schnell und sicher«, erklärte er dazu.
    Mythor dachte an das Pergament mit dem Frauenbildnis und fasste den Entschluss, Nottr darüber zu befragen. »Was hat dich und deine Krieger eigentlich so weit nach Westen verschlagen, Nottr?« fragte er den Barbaren. »Ihr müsst auf dem Weg aus den fernen Wildländern durch viele Orte und Länder gekommen sein und viele Völker kennengelernt haben. Ich hätte gerne gewusst, was dich dazu trieb, das Bildnis, das du schließlich mir überlassen hast, auf diesen langen Marsch mitzunehmen.«
    Nottr grinste, dass sich die über seinen Mund ziehende Narbe verschob. »Nicht Bild aus Wildland mitgenommen«, sagte er. »Einfach so weggenommen. Gefunden!«
    »Und wo hast du das Bild - gefunden?«
    Nottr deutete nach Süden. »Dort. Weit weg, viele Tagesritte fort. Vor vier... nein, noch mehr Monden?« Er dachte kurz nach und zuckte die breiten Schultern. Dann sah er Mythor fragend an. »Es von dir? Du es verloren?«
    »Nein, es gehört mir nicht«, sagte Mythor. »Und doch bedeutet mir sein Besitz nun sehr viel. Ich muss erfahren, wo es herkommt.«
    Nottr legte ihm die Hand auf die Schulter. »Du mit mir kommen nach Wildland. Dort mit vielen Kriegern reiten zurück nach Ugalien und viel Beute machen. Da ich dich führen dorthin. Du dann selbst sehen.«
    Die freundschaftliche Stimmung zwischen ihm und dem Barbaren hätte ihn fast dazu verleitet, Nottr zu sagen, dass er nicht daran denke, sich dessen Raubzügen anzuschließen. Aber er verkniff es sich noch rechtzeitig. Statt dessen fragte er: »Kannst du mir nicht die näheren Umstände erklären, wie du zu diesem Pergament gekommen bist?«
    »Du selbst sehen«, sagte Nottr wieder. Es klang abschließend. Mythor hatte das Gefühl, dass er doch noch etwas dazu sagen sollte. Aber da erklang gedämpftes Hufgeklapper, und ein kehliger Ruf erreichte sie aus der einsetzenden Dunkelheit.
    Mythor glaubte, Nottrs Namen zu verstehen. Ein Reiter tauchte auf, der sein kleines, zottiges Pferd vor ihnen zügelte und sich aus dem Sattel schwang. Mythor sah, dass die Hufe des Pferdes umwickelt waren.
    Nottr sprang auf und bellte eine Frage. Der Reiter, offenbar ein Kundschafter, antwortete mit einer Reihe von bellenden Lauten. Nottr gab etwas zurück, dann wandte er sich an Mythor. »Viele Ugalier«, sagte der Barbar. »Sie wissen, wo wir sind. Du gehen in Zelt von Tukk und Zauber machen, damit wir stark für Kampf.«
    »Ich fürchte, du mutest mir zu viel zu«, sagte Mythor, der sich ebenfalls erhoben hatte. »Wenn du mir eine Waffe gibst, werde ich an eurer Seite kämpfen. Aber zaubern kann ich nicht.«
    Für einen Moment schien es, dass Nottr sich in aufwallender Wut auf Mythor stürzen wolle. Aber dann bellte er einen Befehl über die Schulter und ging weg.
    Nonu tauchte auf. Sie hielt Mythor in einer Hand einen Bogen und drei Pfeile hin und in der anderen ein Schwert. Mythor griff nach dem Schwert.
    »Chutr tott hib«, sagte sie, was Mythor als spöttisch gemeinten Zuspruch für »guten Todesstoß« verstand.
    Die kommende Nacht verlief ruhig, ohne dass von dem außerhalb der Qualmsenke lauernden Feind etwas zu hören war. Mythor fand sogar einige Stunden Schlaf.
    Im Morgengrauen wurde er von wüstem Lärm aufgeschreckt. Sofort griff er nach seinem Schwert, musste jedoch feststellen, dass es noch nicht zum Kampf gekommen war.
    Der Tumult hatte andere Gründe. Eines der stämmigen, zottigen Zwergpferde war ohne seinen Reiter ins Lager zurückgekommen. Auf den Sattel war nur ein silbrig schimmerndes Fell von Unterarmlänge gebunden.
    Nottr ergriff es und hielt es Mythor wie anklagend hin. »Das sein Herzfell von Chrenk«, sagte er dazu. »Wer nun sein Barbaren? Lorvaner oder Ugalier? Wir gehen in Kampf!«
    Aber Nottrs Entschluss kam zu spät. Der stete Wind, der bisher aus Westen gekommen war, schlug um und blies nun aus Norden. Das führte dazu, dass die dichten Giftgaswolken in die Qualmsenke geweht wurden.
    Innerhalb weniger Atemzüge war das Lager der Barbaren in dichte Rauchschwaden gehüllt. Dadurch wurde ihnen nicht nur die Sicht genommen, sondern die Giftgase raubten ihnen auch den
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