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Der wahnsinnige Xandor

Der wahnsinnige Xandor

Titel: Der wahnsinnige Xandor
Autoren: Ernst Vlcek
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sagte Mythor und stellte sich zum Kampf.
    *
    Schon beim erstenmal, als Mythor mit Magnor de Freyn die Klinge kreuzte, merkte er, dass er es mit einem übermächtigen Gegner zu tun hatte.
    Der lebende Tote schien von einem unversiegbaren Kraftquell gespeist, und seine Bewegungen waren längst nicht so hölzern wie die der magisch belebten Knochenritter.
    Magnor de Freyn war wendig und flink, er führte die Klinge elegant und mit geschmeidigen Bewegungen.
    Mythor parierte zwei Angriffe und ging dann zum Gegenangriff über. Aber die Schauergestalt ließ sich keinen Fingerbreit zurückdrängen. Spielerisch wehrte sie Mythors Attacken ab und drängte ihn in die Verteidigung.
    »Du kämpfst geschickt«, kam es kaum verständlich aus Magnor de Freyns Kehle. »Aber gegen einen Alptraumritter kommst du nicht an.«
    Mythor duckte einen seitlich geführten Streich ab, deutete einen Vorstoß von links an und führte seinen Angriff dann aber von der anderen Seite. Magnor de Freyn fiel jedoch auf diese Finte nicht herein. Es war, als könne er Mythors Gedanken lesen.
    »Hast du dich schon einmal selbst gesehen, Magnor de Freyn?« fragte Mythor außer Atem. Er parierte einen senkrechten Hieb und ging unterdessen Wucht in die Knie. »Jetzt bist du nur noch ein Alptraum. Ich habe Mitleid mit dir.«
    Magnor de Freyn stieß einen unmenschlichen Laut der Wut aus und deckte Mythor mit einer Reihe von Schwertschlägen ein, die dieser nur mit Mühe abwehren konnte.
    »Erzürnt es dich, dass ich dir die Wahrheit sage?« fragte Mythor spöttisch. Er ahnte Magnor de Freyns nächste Attacke und brachte sich mit einem Sprung zur Seite in Sicherheit.
    Der andere focht nicht mehr so überlegen wie am Anfang. Mythors Worte schienen ihn getroffen zu haben. Mythor fragte sich, ob dieser lebende Tote Gefühle besaß und ob er diese verletzt hatte.
    »Was für ein erbärmliches Dasein du führst«, sagte er also in der Absicht, seinen unheimlichen Gegner noch mehr zu verunsichern. »Findest du nicht selbst, dass es deiner unwürdig ist?«
    Magnor de Freyn schien nun völlig die Beherrschung über sich verloren zu haben. Er führte die Waffe nicht mehr gezielt gegen Mythor, sondern drosch nur noch wild auf ihn ein.
    »Nicht mich solltest du töten, Magnor de Freyn«, sagte Mythor, als er sich etwas Luft verschafft hatte. »Du solltest froh sein, durch den Tod von deinem Schicksal erlöst zu werden.«
    Magnor de Freyn stieß einen langgezogenen Schrei aus, als hätten ihm Mythors Worte unsagbaren Schmerz verursacht, und Mythor wusste, dass das in gewisser Weise auch zutraf. Er hatte den lebenden Toten an seiner verwundbarsten Stelle getroffen und mit Worten erreicht, was ihm mit der Waffe noch nicht gelungen war.
    Wahrscheinlich war der Sumpftote mit dem Schwert gar nicht zu töten. Man konnte ihn nur bezwingen, wenn er es selbst wünschte.
    Magnor de Freyn hatte Mythor wieder gegen die Wand zurückgedrängt. Jetzt holte er langsam mit der Klinge aus, als wolle er es weidlich auskosten, wenn er den Todesstoß führte. Doch ließ er sich so lange Zeit, dass Mythor sein Schwert in Anschlag bringen konnte. Er streckte es mit steifem Arm von sich - und Magnor de Freyn stürzte sich in seine Klinge.
    Eine Weile standen sie einander in dieser Stellung gegenüber. Durch die Ruinen hallte ein qualvoller Schrei, der nicht aus der Kehle des lebenden Toten kam. Als der Schrei verklungen war, ging ein heftiges Zittern durch Magnor de Freyns Körper. Er gab noch einen letzten Laut von sich, der für Mythor wie ein Seufzer der Erlösung klang. Dann zerfiel sein Körper, als bestünde er aus trockenem Laub. Ein Häufchen blieb zurück, das nicht mehr an einen Menschen erinnerte. Es waren die Überreste eines Mannes, der schon vor vielen Jahren gestorben war.
    Zu Mythors Füßen ringelte sich erdfarbenes Gewürm. Er trat angewidert danach. Jetzt war der Weg frei in die Ruine, in der irgendwo der Xandor lauerte.
    Mythor erinnerte sich des schaurigen Schreies. Er mutmaßte, dass Krüdelzuhr ihn ausgestoßen hatte, als er des Sterbens seiner Kreatur teilhaftig wurde.
    Der grüne Teppich über dem Sumpf riss auf und wurde von dem schlammigen Untergrund verschlungen. Der Sumpf geriet in Bewegung und schlug Wellen, die auf Mythor zurollten und über den festen Boden schwappten. Die Wellen wurden immer höher und wanderten mit steigender Geschwindigkeit in seine Richtung.
    Mythor bewegte sich entlang der Mauer, bis er ihr Ende erreichte.
    Zwischen ihm und dem nächsten
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