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Der viel zu schoene Traum

Der viel zu schoene Traum

Titel: Der viel zu schoene Traum
Autoren: Cathleen Galitz
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von dem seine Kinder ihm vorgeschwärmt hatten. Es war kaum mehr als ein Schuppen.
    Faucher sprang auf die Fensterbank und maunzte. Also musste es das richtige Haus sein. Hawk zögerte. Doch der schwache Lichtschein schien ihn zu locken, und so klopfte er an die Tür.
    „Wer ist da?” rief Ella erschrocken.
    „Ich bin es”, antwortete Hawk mit rauer Stimme.
    „Gehweg!”
    Er ließ sich auf keine Diskussion ein. Mit voller Kraft drückte Hawk sich gegen die Tür. Es gelang ihm, sie mit der Schulter aufzudrücken. Holz splitterte, und Staub wirbelte auf. Ella saß aufrecht im Bett, die Decke an sich gepresst.
    „Was willst du?” fragte sie.
    Hawk antwortete nicht. Er sah sich nach einem Lichtschalter um, bis ihm aufging, dass die Hütte keinen Strom hatte. Im Licht der Kerosinlampe, die auf dem groben Holztisch in der Mitte des Kaumes stand, sah er sich um. Offenbar gab es auch kein Telefon. Und das einzige Wasser schien per Handpumpe zu kommen, die er neben dem Eingang gesehen hatte. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Hier konnte Ella doch unmöglich gewohnt haben, bevor sie in sein Haus gezogen war.
    Wie hatte er nur je glauben können, Ella sei auf sein Geld aus?
    Sein Herz öffnete sich ihr weit. Er hatte ja keine Ahnung gehabt, wie bescheiden sie lebte!
    Dabei waren die Zeichen so eindeutig gewesen: dass sie sein Haus betrachtet hatte, als sei es ein Schloss. Heizung und Vollbäder waren Luxus für sie gewesen. Er war einfach zu blind gewesen, um all das zu erkennen und die richtigen Schlüsse zu ziehen.
    Es war erstaunlich, wie Ella es mit ihrem künstlerischem Talent geschafft hatte, diesen Schuppen dennoch heimelig wirken zu lassen. Lauren und ihre Freundinnen hatten sich oft nur die Zeit vertrieben mit ein bisschen Aquarellmalerei. Jetzt aber sah er die Bilder, die alle Wände des kleinen Hauses bedeckten, und begriff, dass es für Ella sehr viel mehr war und wie viel Talent sie hatte. Ihre Werke waren wirklich gut.
    Die Fabelwesen und Märchenwälder, die auf den meisten der Bilder zu sehen waren, sprachen mehr das Kind in ihm an als den Mann. Aber als er das Gemälde des Falken sah, war er bis ins Innerste getroffen. Er erkannte sich selbst darauf, und er musste gestehen, dass es ihm sehr gefiel, wie maskulin sie ihn dargestellt hatte. Wenn sie ihn tatsächlich so sah wie auf diesem Bild, dann wäre er ein Narr, sie aufzugeben.

    Ella, deren Stolz bereits sehr verletzt war, wappnete sich dagegen, dass Hawk ihr Zuhause und ihre Kunst niedermachte, und erklärte mit einem Blick auf die zerstrümmerte Tür: „Wenn du einen Babysitter für deine Flitterwochen suchst, dann bist du an der falschen Adresse gelandet.”
    Doch auch wenn sie möglichst kühl sprach, war ihr klar, dass sie im Nachteil war. Sie sah wenig würdevoll aus in ihrem Schlafanzug. Hawk hingegen trug immer noch seinen Smoking mit makellos weißem Hemd.
    „Ich fürchte, ich brauche deine Hilfe, wenn die Hochzeit nach Plan verlaufen soll.”
    Sie konnte nicht glauben, dass er so mit ihr zu sprechen wagte. „Lass mich dir gratulieren”, erwiderte sie, obwohl es ihr fast die Kehle zuschnürte. „Aber ich glaube, ich werde nicht an der Feier teilnehmen können.”
    Er besaß doch tatsächlich die Dreistigkeit, sich auf ihre Bettkante zu setzen. Ella rückte von ihm fort, so weit es ging, und zog die Decke bis ans Kinn.
    Hawk schüttelte den Kopf. „Das macht mir aber einen ganz schönen Strich durch die Rechnung.” Er nahm ihre Hände.
    Ella hätte ihn am liebsten geohrfeigt. Wenn er jetzt vorschlug, dass sie Freunde bleiben sollten, wusste sie nicht, wozu sie fähig wäre! Sie hätte ihn nicht für derart grausam gehalten. Entrüstet entzog sie ihm ihre Hände.
    Verletzt sagte er: „Dabei hat meine Schwägerin bereits angeboten, auf die Kinder aufzupassen. Jetzt fehlt mir nur noch die Braut.”
    Hatte er den Verstand verloren? Doch langsam dämmerte es ihr. Er musste glauben, dass sie schwanger war und deswegen Hals über Kopf aus dem Haus geflohen war. Oder hatte Frannie ihn abgewiesen?
    „Du brauchst kein Mitleid mit mir zu haben”, entgegnete sie kühl. „Außerdem dachte ich, dass du und Frannie …”

    „… sehr gute Freunde sind”, beendete Hawk den Satz. „Frannie glaubte offenbar, ich könnte mehr für sie empfinden als das, aber als ich sagte, dass ich nur dich liebe, schlug sie vor, dass ich dir folge.”
    Ihr Herz, das sie gerade noch für gebrochen gehalten hatte, schlug wie verrückt. Hawk liebte sie! Das hatte
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