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Der viel zu schoene Traum

Der viel zu schoene Traum

Titel: Der viel zu schoene Traum
Autoren: Cathleen Galitz
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machen zu können beruhigte sie ein wenig.
    „Du glaubst doch nicht, dass ich ohne ein Wort des Abschieds gegangen wäre, oder?”
    Ein paar Schritte nur, und sie lag in seinen Armen. Seine Lippen waren auf ihren, ehe sie wusste, wie ihr geschah. Beide waren wie ausgehungert nach den Berührungen des anderen. Er ließ seine Finger durch ihr Haar gleiten und hielt sie so fest an sich gedrückt, als wollte er sie nie wieder loslassen. Leise murmelte er Koseworte in ihr Ohr und strich mit den Händen über ihren Rücken, während er sich leidenschaftlich an ihr bewegte, so dass kein Zweifel blieb, welche erregende Wirkung sie auf ihn hatte.
    Ella stöhnte leise. Und da hatte sie sich Sorgen gemacht, dass er sie vergessen hatte! Aber ein Blick in seine grauen Augen, die voller Verlangen waren, und der Druck seines Körpers an ihrem, überzeugten sie vom Gegenteil. In diesem Moment begehrte er sie zweifellos - ob er sie allerdings auch mit seinem ganzen Herzen wollte, wusste sie nicht.
    „Ich möchte nicht weg”, sagte er.

    „Dann geh nicht.”
    „Führ mich bitte nicht in Versuchung”, murmelte er, während er sie gleichzeitig noch dichter an sich zog.
    Der tiefe, weiche Ton seiner Stimme traf sie mitten ins Herz.
    Hawks Stärke, gemischt mit Zärtlichkeit ließ Ellas Sehnsucht noch wachsen. Am liebsten hätte sie die Welt vergessen und sich ihm hier und jetzt völlig hingegeben.
    Der Klang einer Autohupe riss Ella aus ihrer Leidenschaft.
    Hawk fluchte unterdrückt. Es war ganz bestimmt nicht die Ungeduld der Kinder, die Frannie zur Eile antrieb. Ella war überrascht, dass sie Hawk überhaupt allein ins Haus hatte zurückgehen lassen hatte, und ihm nicht wie ein Wachhund gefolgt war.
    Hawk küsste sie zum Abschied und lächelte traurig. Der Kuss war nicht wild und erregend wie der vorige, sondern wie ein Schmetterlingshauch auf Ellas Lippen.
    Als sie ihre Augen wieder aufschlug, war Hawk nicht mehr da. Sie fühlte sich, als hätte man ihr etwas entrissen. Mit dem Zeigefinger fuhr sie sich über die Lippen.
    „Ich liebe dich, Hawk”, sagte sie leise.
    Aber der Klang ihrer Stimme in dem leeren Haus war so furchtbar, dass sie sofort zu der einzigen Sache eilte, die ihr bisher in jeder Lebenslage Trost gespendet hatte: ihre Malerei.
    Sie legte beruhigende Musik auf und holte ihre Staffelei hervor, tauchte den Pinsel in die Farbe und begann, mit vorsichtigen Pinselstrichen zu malen.
    Als später die Sonne unterging und den Himmel in einem Meer von Farben leuchten ließ, machte Ella, die zu ihrer Energie zurückgefunden hatte, eine Pause.
    Auf ihrer Staffelei war ein Bild entstanden, das so machtvoll war, dass es sie selbst überraschte. Sie hatte sich völlig im Akt des Malens verloren und betrachtete das Ergebnis jetzt fast so, als hätte jemand anders es produziert.
    Es war anders als alles, was sie bisher gemalt hatte, und stellte keine Märchenwelt dar und war auch kein Kinderbild. Sie hatte ein Porträt des Mannes, den sie liebte, mit der Darstellung eines Raubvogels verschmolzen. Hawk, der Falke. Die Arme des Mannes waren ausgebreitet und glichen den Flügeln eines Falken.
    Sein Körper glänzte vor Schweiß, und blutende Wunden bedeckten die muskulöse Brust. Fast wollte man von der Leinwand zurücktreten, aus Angst, von den Krallen des Vogels gepackt und mit großen Schwüngen der gewaltigen Flügel weit davongetragen zu werden.
    Aber die Augen des Wesens ließen den Betrachter näher treten. Sie waren graublau wie der Himmel im Hintergrund und so durchdringend, als würden sie einem bis auf den Grund der Seele blicken. Gleichzeitig war ein Anflug von Verletzlichkeit in ihnen.
    Es war Ella gelungen, das Wilde und das Zärtliche eines Mannes auf die Leinwand zu bannen.
    Es war das sinnlichste Bild, das sie je gemalt hatte.
    Ella war so zufrieden mit ihrem Werk, dass sie sich spontan ein Glas Wein einschenkte und sich auf das Sofa gegenüber von dem Bild setzte, auf das die letzten Strahlen der Abendsonne fielen. Sie würde es niemandem zeigen, zumindest jetzt noch nicht. Aus Erfahrung wusste sie, dass sie nicht emotionslos über ihre eigenen Arbeiten sprechen konnte, schon gar nicht so kurz nach Vollendung des Bildes, und sich damit verraten würde.
    Außerdem, wenn Hawk es sähe und sich in ihrer Darstellung wieder erkannte und begriff, was sie mit dem Bild ausdrücken wollte, gab ihm das viel zu viel Macht über sie.
    Und Frannie würde sofort wissen, dass dieses Gemälde ein Produkt von tiefer, absoluter
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