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Der viel zu schoene Traum

Der viel zu schoene Traum

Titel: Der viel zu schoene Traum
Autoren: Cathleen Galitz
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nichts, das ihr für den Auftritt der Kinder auf der Party - und damit ihren Eintritt in die Gesellschaft - passend erschien. Aber als Ella vorschlug, dass sie zweihundert Meilen bis zum nächsten Einkaufszentrum fahren sollte, hätte sich Frannie fast an ihrem Toast verschluckt.
    „Das ist nicht dein Ernst!”
    „Die Vorstellung, allein durch die Einöde zu fahren, ist für ein Stadtkind wie dich sicher nicht angenehm”, sagte Hawk mitfühlend. „Und wenn ich nicht dringend nach Chicago müsste, um ein wichtiges Geschäft abzuwickeln, würde ich dich und die Kinder gern begleiten.”
    Frannie wirkte irritiert, dass er gerade jetzt auf Geschäftsreise ging. Ella führte diese Irritation darauf zurück, dass Frannie glaubte, Hawk habe die Absicht, ein paar Tage mit ihr, Ella, allein zu sein, aber da fuhr er fort:
    „Ich werde schon rechtzeitig zum großen Ereignis wieder zurück sein.” Er fügte noch hinzu, wie dankbar er sei, zwei verantwortungsvolle Erwachsene bei den Kindern zu wissen. Nach seinen Erfahrungen als allein erziehender Vater sei das etwas, was er nicht als selbstverständlich hinnähme.
    Frannie schien besänftigt und bot an, Hawk auf ihrem Weg aus der Stadt zum Flughafen zu bringen. Mit Erleichterung begriff Ella, dass ihre Anwesenheit bei dem Einkaufstrip nicht nötig sein würde. Sie hatte wenig Lust auf diese ausgedehnte Tour, die wahrscheinlich auch noch eine Übernachtung in einem vornehmen Hotel nötig machen würde. Stattdessen würde sie endlich einmal wieder Zeit für sich haben. Zeit, um sich ihren eigenen Vorhaben zu widmen, und vielleicht sogar ihre neueste Geschichte bei einem Verleger einzureichen. Das Zusammensein mit den Kindern hatte sie regelrecht inspiriert, und sie war stolz auf ihre letzte Arbeit. Eine Ablehnung mehr oder weniger würde sie allerdings auch nicht umbringen.
    Außerdem gab die Abwesenheit der anderen ihr die Gelegenheit, sich ihre Haare für die große Feier professionell herrichten zu lassen. Leisten konnte sie sich das bei dem traumhaften Gehalt, das Hawk ihr zahlte. Und immerhin war es eine wichtige Investition, denn sie hoffte ja, den Mann ihrer Träume auf diesem Ball für sich zu gewinnen. Phoebe, die sie sonst immer für ihre Enthaltsamkeit in allen Modedingen tadelte, würde stolz auf sie sein.
    Und sosehr sie Frannie persönlich auch ablehnte, um das Wohlergehen der Kinder brauchte sie sich keine Sorgen zu machen, solange sie mit ihrer Tante zusammen waren. Ihre Zuneigung schien echt zu sein, und da sie ja nicht dabei sein würde, um Frannie als Zielscheibe für ihre Launen und egozentrischen Wünsche zu dienen, würden sie sicher eine Menge Spaß zusammen haben. Auch wenn Billy den Swimmingpool im Hotel mehr genießen würde als das Einkaufen, würde er sich bestimmt anstrengen, um es seiner Tante recht zu machen.
    Hätte sie selbst doch auch so eine gute Fee in der Verwandtschaft gehabt! Ella wollte das Band, dass die Kinder mit ihrer Tante verband, auf keinen Fall gefährden. Umso mehr, als Frannie eine Verbindung zu Lauren, der Mutter der Kinder, bedeutete.
    Hawks Abreise sah sie mit viel gemischteren Gefühlen entgegen. Es war überdeutlich, dass Frannie ihn deswegen so beschäftigte, damit er sich auch ja nicht zu ausführlich von ihr, Ella, verabschieden konnte. Nachdem er das Auto beladen hatte, schob Frannie ihn buchstäblich aus der Tür, und sie konnte kaum noch von den Kindern Abschied nehmen. Ella fühlte sich sehr melancholisch, als draußen der Motor des Sportwagens aufheulte.
    Hätte Hawk nicht eine Ausrede finden können, um noch ein paar Minuten mit ihr allein zu sein?

    Es war still im Haus. Ella hörte nichts außer dem Ticken der Uhr und ihrem eigenen Herzschlag. Wie seltsam es plötzlich war, allein zu sein, auch wenn sie das in ihrem Leben schon oft gewesen war. Ella ließ sich auf das Sofa im Wohnzimmer fallen und presste ein Kissen an sich. Ausnahmsweise einmal gab sie sich dem Selbstmitleid hin.
    „Ich vermisse dich jetzt schon.”
    Der Klang seiner Stimme war wie die schönste Musik. Sie sah auf und erblickte Hawk in der Tür. Kein Kissen der Welt hätte das heftige Klopfen ihres Herzens jetzt dämpfen können. Er wirkte stark und unbesiegbar, wie ein Held aus einem alten Mythos. Am liebsten hätte sie sich sofort in seine Arme geworfen.
    „Ich habe dich vermisst”, sagte Ella und spielte darauf an, dass sie, seitdem Frannie hier hereingeplatzt war, kaum eine Sekunde für sich gehabt hatten. Ihrem Unmut endlich Luft
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