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Der viel zu schoene Traum

Der viel zu schoene Traum

Titel: Der viel zu schoene Traum
Autoren: Cathleen Galitz
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gekommen, um diesem Mann gehörig die Meinung zu sagen!
    Da machte es nicht den geringsten Unterschied, dass er nicht wie der Schurke aussah, den sie sich vorgestellt hatte. Er hatte weder die blutunterlaufenen Augen eines Trinkers noch den gehetzten Blick von jemandem, der ein schweres Vergehen begangen hatte. Im Gegenteil, er war sogar ziemlich attraktiv. Dass ihr Letzteres überhaupt auffiel, machte Ella noch wütender.
    Denn diese sehr subjektive Beobachtung durfte keine Rolle spielen angesichts dessen, was offenkundig eine Tatsache war: dieser Mann kümmerte sich mehr um seinen Computer als um seine Kinder.
    Dabei musste er eine Menge Geld haben. Auf der Suche nach den Eltern der beiden Ausreißer hatte sie nicht nur das Grundstück zu sehen bekommen, sondern auch einige der luxuriös ausgestatteten Räume dieses Hauses. Er konnte sich doch bestimmt ohne weiteres ein Kindermädchen leisten.

    „Kommt mal bitte her, ihr beiden”, sagte Hawk und stand auf, „und erzählt mir, was los ist.”
    Es ärgerte ihn, dass Billy und Sarah, indem sie sich so albern versteckten, den Eindruck erweckten, er habe nicht nur seine Fürsorgeplicht vernachlässigt, sondern sei auch noch gewalttätig.
    Schüchtern traten die zwei hinter dem Rücken ihrer Beschützerin hervor und ihrem Vater gegenüber. Ella legte jedem Kind eine Hand auf die Schulter, um es zu beruhigen. Sie glaubte zwar nicht, dass er die Kleinen schlagen würde, dazu wirkte er zu besorgt, aber sie war früher schon für geringere Vergehen verprügelt worden und wollte die beiden instinktiv schützen.
    „Vielleicht sollte ich mit ihrer Mutter sprechen”, schlug sie vor.
    „Das wäre sicher vorzuziehen”, erwiderte Hawk, „aber da die leider verstorben ist, müssen Sie mit mir vorlieb nehmen.”
    Ella war bestürzt. Ihr Ärger legte sich ein wenig. „Das tut mir Leid. „Wie lange…?”
    „Noch kein ganzes Jahr.”
    Sie bedauerte, gefragt zu haben. Es ging sie nichts an. Außerdem konnte sie da ohnehin nichts anderes tun, als die Kinder fest in die Arme zu nehmen. Sie wusste, wie es war, wenn man in frühen Jahren die Mutter verlor.
    Wie gern hätte sie ihnen geholfen. Aber dazu fehlte ihr die Zeit. Sie sah auf die Uhr. An jedem anderen Tag hätte sie es vermutlich sogar genossen, einen abenteuerlichen Ausflug durchs Gebüsch und Unterholz gemacht zu haben, die ihren kleinen Garten von dem riesigen Nachbargrundstück trennten, um ihren neuen, reichen Nachbarn kennen zu lernen. Ausgerechnet heute aber musste sie zu einem Bewerbungsgespräch sicher nicht für den grandiosesten Job, aber sie brauchte ihn trotzdem dringend. Die Absagen, die sich auf ihrem Schreibtisch stapelten, hielten ihr deutlich vor Augen, dass etwas geschehen musste.

    Wieder sah sie auf die Uhr, die unerbittlich tickte, sosehr sie auch wünschte, die Zeit würde stillstehen. Falls ihr Wagen ansprang, konnte sie in zwanzig Minuten in der Stadt sein. Das ließ ihr kaum noch Zeit, sich zu sammeln und ihre Haare zu kämmen, um sich für einen weiteren aussichtslosen Kellnerinnenjob vorzustellen.
    Die beiden Kinder waren genauso überraschend vor ihrer Tür aufgetaucht wie die Kätzchen vor ein paar Wochen. Und es war ein Fehler gewesen, sie zu Keksen und Milch hereinzubitten, genauso wie es falsch gewesen war, die Kätzchen bei sich zu beherbergen. Aber sie hatte einfach ein Herz für verlassene, hilflose Wesen.
    Ella hatte sich gesagt, dass sie für diese Kinder nicht verantwortlich sei, aber das hatte ihr wenig geholfen. Sie hatten sie so treuherzig angesehen und ihre Gesichter waren so schokoladenverschmiert gewesen, dass sie die zwei einfach nicht hatte fortschicken können.
    „Wir haben bei unseren Großeltern gewohnt”, erklärte Billy.
    „Aber nur, bis ich den Umzug hierher unter Dach und Fach hatte”, warf Hawk ein. Diese Frau sollte nicht auch noch annehmen, dass er seine Kinder bei seinen Eltern ablud. „Ich dachte, eine Ortsveränderung würde uns allen gut tun”, fuhr er fort.
    „Leider ist es wirklich schwieriger, als ich annahm, Geschäfte per Computer abzuwickeln. Stromausfälle sind hier an der Tagesordnung. So allmählich kommen mir doch Zweifel, das muss ich gestehen.”
    Er wirkte so niedergeschlagen, dass Ella ihn jetzt am liebsten in ihren Trost mit einbezogen hätte. Der Gedanke ließ ihr das Blut ins Gesicht schießen - sie kannte den Mann doch überhaupt nicht!
    „Und zu allem Überfluss”, sagte Hawk, dem es offenbar gut tat, seine Gedanken mit einem
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