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Der viel zu schoene Traum

Der viel zu schoene Traum

Titel: Der viel zu schoene Traum
Autoren: Cathleen Galitz
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anderen Erwachsenen teilen zu können, „ist das Kindermädchen, das ich angestellt hatte, vor zwei Tagen mit einem Fernfahrer durchgebrannt und hat mich sitzen lassen.”
    Das ist eine ziemlich glaubhafte Erklärung, dachte Ella.
    Dabei hatte sie Hawk noch vor wenigen Minuten der Jugendbehörde melden wollen.
    „Ich hatte die Kinder vor einer Stunde vor den Fernseher gesetzt und gehofft, dass ich wenigstens diese eine Arbeit erledigen könnte. Ich hätte nicht geglaubt, dass sie weglaufen, was natürlich keine Entschuldigung ist.” Er machte sich schwere Vorwürfe.
    Er hockte sich vor die Kinder und sah sie an. Und dann tat er etwas, das Ella ehrlich überraschte. Er nahm die beiden in den Arm und sagte: „Was auch immer ihr euch dabei gedacht habt, macht so etwas nie, nie wieder. Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn euch etwas passiert.”
    Während sie ihn betrachtete, fragte sie sich, wie ihr Leben wohl hätte aussehen können, wenn ihr Vater sich nur halb so viel Sorge um sie gemacht hätte wie dieser Vater um seine beiden Sprösslinge.
    Hawk sah zu ihr, und sein Ton wurde wieder sachlich. „Es tut mir Leid, wenn ich Sie mit meinen Problemen behelligt habe, Miss McBride.”
    „Bitte nennen Sie mich Ella.” Um den Kinder zu zeigen, dass sie sie nicht im Stich ließ, fuhr sie fort: „Wo wir doch Nachbarn sind, können wir gern mal etwas zusammen unternehmen, damit euer Daddy in Ruhe arbeiten kann. Aber fragt ihn bitte vorher und lasst euch zu mir rüberbringen.”
    Sie sah erneut auf die Uhr und merkte, dass sie viel zu spät dran war. Es bestand so gut wie keine Chance mehr, pünktlich zu ihrem Bewerbungsgespräch zu kommen.
    „Es tut mir Leid, wenn Sie meinetwegen Unannehmlichkeiten hatten”, versicherte Hawk. „Ich bin Ihnen etwas schuldig.
    Meine Kinder sind mein Ein und Alles.” Hawk hasste es, in anderer Leute Schuld zu stehen, und hoffte, die Sache jetzt ein für alle Mal regeln zu können, bevor Ella McBride entdeckte, wie wohlhabend er war. Er hatte in seinem Leben bereits mehr Goldgräber getroffen, als er zählen konnte, und glaubte nicht, dass ihm jemand einfach so einen Gefallen tat, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
    „Ich würde Ihnen gern eine Entschädigung zukommen lassen”, erklärte er und griff nach seiner Brieftasche.
    Ella war überrascht und verletzt. „Auf keinen Fall”, entgegnete sie kühl. „Aber wenn ich vielleicht mal telefonieren dürfte?
    Ich muss ein Bewerbungsgespräch verschieben, das ich jetzt gerade verpasse.”
    Wieder fühlte sie Hawks Blick auf sich ruhen. Sie musste ja auch furchtbar aussehen nach ihrer Tour durch die Hecke und das Gebüsch. Aber das war schließlich seine Schuld. Ihre besten Schuhe waren ruiniert, ihre Haare eine Katastrophe. Sie hätte sich in diesem Moment eher für eine Safari bewerben können als für den Posten einer Kellnerin.
    Ihr Selbstwertgefühl war schon klein genug, auch ohne dass dieser gut aussehende Mann sie abschätzig ansah.
    Ellas Vater war gleich nach ihrer Geburt verschwunden. Ihre Mutter starb, als Ella zehn war. Sie war ins Waisenhaus gekommen. Zu alt, als dass jemand sie hätte adoptieren wollen, hatte sie, immer, wenn ein Paar sich statt ihrer für ein Baby oder ein hübscheres Mädchen mit blonden Haaren und blauen Augen entschieden hatte, ihren roten Haaren und den Sommersprossen die Schuld gegeben. Schließlich hatte sie sich auf andere Qualitäten konzentriert, auf Fleiß, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Fantasie, die ihr vielleicht irgendwann einmal zu Anerkennung verhelfen würden.
    Hawk blickte sie nachdenklich an. Dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, und auf sie zutretend sagte er:
    „Ich habe eine bessere Idee.”
    Erschrocken wich Ella zurück und stieß prompt gegen die Lehne eines Sessels.

    Hawk hielt sie am Arm fest, damit sie nicht fiel. Bei der Berührung stockte ihr der Atem. Ihre Lippen formten ein O. Sekundenlang blickte sie gebannt in Hawks Augen. Sie waren grau mit winzigen goldenen Sprenkeln um die Iris, und wildes Begehren flackerte in ihnen auf.
    Ella fühlte sich wie elektrisiert. Sie wusste nicht, was in sie gefahren war. Noch nie hatte ein Mann so schnell eine so intensive Wirkung auf sie gehabt.
    „Alles in Ordnung?” fragte er, und ein wissendes Lächeln spielte um seine Mundwinkel.
    Hatte sie tatsächlich weiche Knie bekommen? Ella versuchte, sich wieder zu fangen. Sie mochte nicht hübsch sein, aber sie war immer stolz auf ihre Haltung gewesen - und auf
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