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Der viel zu schoene Traum

Der viel zu schoene Traum

Titel: Der viel zu schoene Traum
Autoren: Cathleen Galitz
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kleinen Haustier? Ihr müsst aber gut darauf aufpassen.”
    „Ein Haustier?” rief Sarah entzückt.
    „Ja”, versicherte Ella. „Das heißt, natürlich nur, wenn ihr euch alt genug fühlt, um so eine Aufgabe zu übernehmen.”
    Die beiden konnten ihre Neugier nicht mehr zügeln und sprangen auf und ab. Was für ein Tier hatte ihr neues Kindermädchen ihnen wohl mitgebracht? Billy sagte, er wolle keine Fische.
    „Ich hatte mal welche, und die sind alle gestorben”, erklärte er.
    Billy und Sarah nahmen Ella bei der Hand und zogen sie vom Boden hoch.

    Sehr eifrig halfen sie, das Gepäck ins Haus zu tragen. Ella konnte kaum einen Blick in ihr Zimmer werfen, bevor Billy und Sarah sie wieder hinauszerrten und wissen wollten, was in dem Karton auf dem Beifahrersitz rumorte.
    Ella wusste sehr wohl, dass sie erst Hawks Erlaubnis hätte einholen sollen, ehe sie die Kätzchen mitbrachte. Aber sie hatte sich gesagt, dass jedes Kind ein Haustier haben sollte. Und was hätte sie tun sollen, wenn er Nein gesagt hätte? Sie hätte die Kätzchen schließlich nicht bei irgendjemandem auf der Türschwelle abstellen können, so wie irgendjemand sie bei ihr abgeladen hatte. Nein, sie plante, Hawks Notlage auszunutzen - er brauchte sie, und sie würde die Katzen eben mitbringen.
    Als sie nun sah, wie die Kinder mit ihren neuen Freunden spielten, war Ella froh über ihre Entscheidung. Eines hatte sie von klein auf gelernt: Es gab eine Art von Glück, die mit Geld nicht zu kaufen war, und genau dieses Glück sah sie jetzt in den leuchtenden Gesichtern von Billy und Sarah. Ihre Mutter hatte Ella gelehrt, ihre Fantasie zu gebrauchen und mit anderen Menschen freundlich umzugehen, was viel wichtiger war, als in Reichtum aufzuwachsen. Und ein herumtollendes Kätzchen schenkte mehr Freude als alle Videospiele der Welt.
    Hawk war überrascht, als er auf die Uhr blickte. Er hatte heute bereits ungewöhnlich viel Arbeit erledigt, und das ganz ohne die üblichen Unterbrechungen. Er rückte mit seinem Stuhl vom Schreibtisch zurück und lauschte. Normalerweise hörte er seine Kinder spielen - oder streiten. Aber jetzt war nichts zu hören. Er bekam Angst. Irgendetwas stimmte nicht. Wo waren seine Kleinen? Was führten sie im Schilde? Das neue Kindermädchen hätte längst hier sein müssen.
    Auf den ersten Blick war Ella McBride ihm ein wenig unbeständig erschienen. Aber ihr Auftreten und ihr fester Händedruck hatten bei ihm dann den Eindruck erweckt, dass sie ihr Wort hielt. Und ihre Referenzen waren alle tadellos. Er hatte sogar das Gefühl gehabt, mit dieser Frau als Kindermädchen einen seltenen Glücksfang gemacht zu haben. Wo steckte sie nur?
    Hawk eilte ins Wohnzimmer und blieb wie angewurzelt stehen. Irgendetwas fehlte. Es dauerte eine Weile, ehe er merkte, dass nicht nur der Fernseher abgeschaltet war, sondern auch die schmutzige Wäsche und die verstreuten Spielsachen fort waren.
    Die Schlafzimmer der Kinder und das Kinderzimmer waren in ähnlich ordentlichem Zustand. Da Hawk nicht annahm, dass ein Kidnapper erst noch aufräumen würde, bevor er seine Kinder schnappte, musste es Ella gewesen sein. Die gute Fee war also eingetroffen und hatte bereits Gebrauch von ihrem Zauberstab gemacht.
    Trotzdem war ihm die Stille, nach der er sich so oft gesehnt hatte, jetzt unheimlich. So wäre sein Leben ohne die Kinder: still und leer.
    Hawk hatte das Bedürfnis, das Lachen seiner Kinder zu hören. Aber wo waren sie? Schließlich entdeckte er sie, als er aus dem Vorderfenster blickte. Billy und Sarah hielten Stöcke, an deren Enden sie bunte Tücher geknotet hatten, und liefen auf den alten Apfelbaum zu. Mehrere Kätzchen folgte ihnen auf dem Fuß. Eins hatte sogar ein Stofffähnchen an den Schwanz gebunden. Das Bild war fast genauso entzückend wie der Anblick des neuen Kindermädchens, das die Hüften zu einer improvisierten Musik wiegte, die alle drei auf Töpfen und Pfannen produzierten.
    Hätte er doch nur einen Fotoapparat zur Hand, um dieses Bild festzuhalten! Wie der Rattenfänger von Hameln führte Ella die kleine bunte Gruppe an und breitete schließlich auf dem Rasen eine Decke für ein Picknick aus. Alle drei lachten übermütig.
    Eine Spur von Eifersucht regte sich in Hawk. So glücklich hatte er Billy und Sarah seit sehr langer Zeit - lange vor der Beerdigung ihrer Mutter - nicht mehr gesehen. Wie war es Ella nur gelungen, so schnell mit ein paar Sandwiches und Marshmallows die Gunst seiner Kinder zu gewinnen? Er hatte die
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