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Der viel zu schoene Traum

Der viel zu schoene Traum

Titel: Der viel zu schoene Traum
Autoren: Cathleen Galitz
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Wald.
    Frannie tat hinter Hawk und berührte ihn zart am Ellenbogen.
    Mit einer Stimme, die sanft war wie der Abendwind, sagte sie:
    „Sei nicht unhöflich zu deinen Gästen, Liebling. Sie haben dich ja noch gar nicht begrüßt. du kannst jetzt nicht davonlaufen.”
    Hawks Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass ihm die Etikette in diesem Moment egal war. Die wilde Entschlossenheit in seinen Augen ließ Frannie aufseufzen.
    Sie tat tief empört. „Wenn du es wissen willst, das unzuverlässige Ding hat gerade gekündigt. Ich erzähle es dir gerne im Einzelnen, aber jetzt solltest du dich wirklich um die Gäste kümmern, die ich für dich eingeladen habe. Ich weiß nicht, ob es dir bewusst ist, aber ich habe verdammt hart für diese Party gearbeitet, und du kannst mich jetzt nicht im Stich lassen, um dem Kindermädchen hinterherzulaufen.”
    Hawk wollte Frannie zurechtweisen. So durfte sie nicht von der Frau sprechen, die er liebte! In diesem Moment jedoch trat der Gouverneur von Wyoming auf ihn zu und stellte sich vor.
    Hinter ihm formierte sich schnell eine Schlange von Gästen, die es ihm gleichtun wollten, und Hawk zwang sich zu einem höflichen Lächeln.
    „Wir unterhalten uns später”, sagte er zu Frannie.

    Die lächelte ihn strahlend an und fuhr mit der Hand über das Kästchen in seiner Brusttasche. „Das hoffe ich”, erwiderte sie voller Hoffnung.
    Als das kleine Orchester sein erstes Stück anstimmte, kämpfte Ella sich durchs Unterholz. Es erinnerte sie daran, wie sie zum ersten Mal durch das Dickicht zu Hawks Anwesen gelaufen war, mit Billy und Sarah im Schlepptau. Auch diesmal waren ihre Haare durcheinander und ihre Schuhe ruiniert. Als der Saum ihres Kleides an einem Dorn hängen blieb, hielt sie nicht inne, sondern lief weiter und ließ ein Stück Spitzenstoff an einem Zweig zurück.
    Jetzt, da sie allein war, ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Der Klang der Musik aus dem Haus wurde schwächer, und sie hielt kurz inne, um zu Atem zu kommen. Sie riss sich den Perlenkamm aus dem Haar und warf ihn weg, so weit sie konnte.
    Wenn sie ihre Gefühle doch genauso fortwerfen könnte.
    Als sie ihre dunkle Hütte erreichte, war sie in einem jämmerlichen Zustand. Ihr Make-up war verschmiert, ihr Kleid hing in Fetzen, und ihre Locken hingen total zerzaust herunter. In der Hütte zündete sie die Kerosinlampe an und trat vor Hawks Porträt, das über ihrem Bett hing.
    Manch eine Frau hätte jetzt vermutlich ein Messer genommen und das Bild zerstört, um ihren Schmerz und ihre Wut an dem Porträt des Mannes auszulassen, der sie so verletzt hatte. Aber als Ella vor dem Gemälde stand, wurde sie traurig.
    Warum war sie für niemanden gut genug? Nichts hatte sich geändert seit ihren Kindertagen. Noch immer wurde sie benutzt.
    Egal, wie nett und hilfsbereit sie war, egal, was für eine übersprudelnde Persönlichkeit sie hatte, niemand wollte das sommersprossige Mädchen haben, deren eigener Vater als Erster davongelaufen war. Es war noch genauso wie bei jenem Ball, auf dem sie die Herzen der anderen hatte gewinnen wollen, während die sie nur ausgelacht hatten. Nein, nichts hatte sich verändert, bis auf die Gesichter und Namen derer, die auf sie herabsahen und sie ausnutzten.
    Gehörte Hawk auch zu diesen Menschen? Sie hatte ihm ihre Liebe geschenkt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
    Hatte er sie nur ausgenutzt, um seinen Spaß zu haben?
    Sie hoffte nicht. Sie wollte so gern daran glauben, das jede Liebe, egal, was sie kostete, besser war als ein Leben voller Misstrauen. Sie wollte glauben, dass Liebe eine Prüfung war. Egal, wie sie ausging, war sie das Risiko wert.
    Und so nahm Ella kein Messer, um das Porträt ihres Geliebten zu zerstören, sondern strich mit dem Handrücken über das Bild, bevor sie auf ihr altes Bett sank und sich in den Schlaf weinte. Fern im Wald heulte ein einsamer Kojote.
    Hawk war dankbar, dass Faucher, der kleine Kater, ihn auf seinem Ausflug in die Wildnis begleitete. Er wusste nicht, ob das Tier sich erinnern würde, wo Ellas Haus lag, aber es war ihm einfach gefolgt, als wüsste es, dass er Hilfe brauchte.
    Fast hätte er die Hütte übersehen, die versteckt zwischen den Bäumen lag. Er war vorher noch nie hier gewesen. Ein schwach flackerndes Licht wies ihm den Weg zur Tür. Einen Streifen grüner Spitze in der einen und eine Taschenlampe in der anderen Hand, stand Hawk vor der Hütte und konnte nicht recht glauben, dass dies das verzauberte Häuschen sein sollte,
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