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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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er ins Leere. »Das waren nie im Leben zwei Stunden! Meine Tochter hat mir das Geld dafür geschickt. Von ihrem Sold! Sie kämpft für deine Sicherheit … Und ich habe dafür gekämpft, dass du vor IHNEN sicher bist, du Mistkerl!«
    Für so etwas war Hamish schon immer taub gewesen.
    »Du genauso wie ich, Kumpel«, sagte ich und packte den Vet mit der Armprothese, während ich mit der linken Hand den Stecker rauszog. Verstärkte Muskelkraft zerrte ihn durch die Tür und warf ihn durch den Korridor gegen die andere Wand. Ich bemühte mich, nicht auf das Geräusch zu achten, mit dem seine in Handarbeit hergestellte Prothese zerbrach. Schnell glitt die Metalltür zu und schnitt mich vom Schluchzen ab. Die Kabine
bestand aus rotem Kunststoff. Es roch intensiv nach Sperma. Manche Nutzer hatten einfach keine Fantasie. Ich legte mich in die nischenförmige Koje und versank in der billigen Schaumstoffmatratze. Ich griff hinter meinen Kopf und schob den Stecker in eine meiner Buchsen.
    Dann war ich weg. Ich tauchte ins übliche Programm ab, das der Vikar für mich geschrieben hatte. Dezente, wunderschöne, überirdische - aber nicht außerirdische, was schreckliche Erinnerungen geweckt hätte - Musik spielte, während mir nacheinander die äußeren Sinneswahrnehmungen entzogen wurden und ich mich von mir selbst trennte. Ich verschwand. Ich hörte auf zu existieren.
    Alles, was ich war, der Schmerz zugefügter und erlittener Wunden, der zugefügte und erlittene Schrecken, alles, was ich gesehen und getan hatte, löste sich in ein Gefühl tiefster Entrückung auf. Die Dinge, mit denen sich der menschliche Geist niemals auseinandersetzen sollte, die Taten, die im Krieg gegen SIE begangen wurden, die mordgierigen fremden Wesen, die im ewigen Konflikt mit der Menschheit standen - all das war verschwunden. Übrig blieb nur noch ein empfindungsloses abstraktes Schweben im Nichts.
     
    Und schlagartig wurde ich zurückgerissen. Wie immer war es viel zu kurz gewesen, doch diesmal war etwas anders. Ich rief meine interne Uhr auf und stellte fest, dass es lediglich zwei Stunden gewesen waren. Jetzt reichte es! Ich würde zu Hamish gehen und ihn auf irgendeine Weise töten. Er hatte mich verarscht! Ich zog mir den Stecker aus dem Genick und erhob mich aus der Koje. Aber die Tür glitt nicht auf. Ich schlug auf den manuellen Schalter, aber nichts tat sich. Langsam machte ich mir Sorgen. Allmählich fühlte es sich an, als wäre etwas durchgebrannt.
    »Hamish, du bist gerade dabei, dir das Leben sehr schwer zu
machen«, sagte ich in gleichmäßigem Tonfall. Nur die leiseste Andeutung einer Drohung, vorausgesetzt, Hamish hörte überhaupt zu.
    Auf meinem internen visuellen Display blinkte der integrierte Kom-Link. Als ich ihn öffnete, bildete sich ein kleiner geteilter Bildschirm am Rand meines Sichtfeldes. Ich erkannte den Mann auf dem Kom-Link des Videos. Kurzes dunkles Haar, ordentlich geschnitten, freundliche Gesichtszüge, eine gewisse Vornehmheit mit leicht bösartigen und gewalttätigen Untertönen. Ein warmes Lächeln, das im Widerspruch zur Abwesenheit jeglicher Gefühlsregung in den sehr blassen blauen Augen stand.
    Ich gab mir alle Mühe, leidenschaftslos auf den Anblick eines Mannes zu reagieren, den ich hasste und der alles versucht hatte, um mich zu töten.
    »Sergeant Douglas.« Er wirkte aufrichtig erfreut, mich wiederzusehen. Sein Tonfall war wohlerzogen und kultiviert, das Zeichen einer höheren Klasse, die alt genug war, um sich noch an eine Zeit zu erinnern, in der die Abstammung tatsächlich eine Rolle gespielt hatte.
    »Verpissen Sie sich! Ich bin nicht mehr bei der Armee. Wir beide haben uns nichts mehr zu sagen.«
    »Unsinn, Jakob! Sie sind und bleiben Reservist, ob Sie nun gemeutert haben oder nicht«, sagte Major George Rolleston und lächelte wieder. »Wir haben einen Code 11. Sie wurden reaktiviert.«
    Ich musste nicht länger als einen Sekundenbruchteil nachdenken. Code 11. XI. Xenomorphe Infiltration.
    »Eine beschissene sinnlose Verfolgungsjagd. Holen Sie sich jemand anderen. Schalten Sie mein Programm wieder ein.«
    »Seien Sie nicht so, Jakob. Ich habe ausdrücklich Sie rekrutiert. Schließlich dürfte es niemanden geben, der Ihre Effizienz besser einschätzen kann als ich.«

    »Selbst wenn ich mit einer Reaktivierung einverstanden wäre …«
    »Niemand lässt Ihnen die freie Wahl, Sergeant«, unterbrach mich Rolleston seelenruhig und verletzte erneut die ungeschriebenen Anstandsregeln der
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