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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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als wertvoll genug betrachtete, um uns in einem Stück zu erhalten, auch wenn dieses eine Stück hauptsächlich aus Plastik und Metalllegierungen bestand. Natürlich wurden all die tödlichen Sachen deaktiviert, bis man sie wieder brauchte.
    Ich blickte auf die Sperren knapp hinter den Fingerknöcheln beider Hände. Ich hatte eine weitere Sperre auf der Schulter meiner rechten Armprothese, und ich spürte ständig den Inhibitor in einem der Anschlüsse an der Basis meines Schädels, der meine gesteigerten Reaktionen dämpfte. Im Grunde war die Dämpfung am schlimmsten von allem. Das Reaktionsvermögen, das ich während meiner Zeit beim Special Air Service gehabt hatte, gab einem das Gefühl, sich auf einer ganz anderen Existenzebene als der Rest der zu Fuß gehenden Menschheit zu befinden. Das aufzugeben war sehr schwer gewesen. Manchmal kam es mir immer noch so vor, als würde ich heute durch Sirup waten.
     
    Hamish kümmerte sich um die Kabinen. Hamish war widerwärtig. Er hatte einen dichten lockigen Bart und Unmengen von natürlich gewachsenem, krausem, verfilztem Haar. Er war nackt, schmutzig und fett. Er aß irgendein fettiges, künstliches, süßes Zeug, wenn er im gepanzerten Käfig hockte, von dem aus er die Senso-Kabinen im Auge behielt. Ich gab mir große Mühe, meinen Widerwillen gegen diesen Mann zu unterdrücken, dessen üblen Gestank ich sogar durch das Schutzgitter wahrnahm. Niemand hatte jemals gesehen, wie Hamish fortging
oder schlief. Er schien immer da zu sein. Allerdings war er so fett, dass er sich wahrscheinlich gar nicht von der Stelle hätte bewegen können, selbst wenn er gewollt hätte.
    »Jake!«, rief Hamish begeistert, was mich unverzüglich ärgerte. Ich mochte es nicht, wenn man meinen Namen verstümmelte. »Wie lange?«, fragte er und wischte sich die Reste der süßen Pampe an seinem aufgedunsenen, behaarten Oberkörper ab. Ich hielt ein paar schmutzige Papier-Euros hoch.
    »Einen Tag, bitte. Das Übliche«, sagte ich mit so viel Freundlichkeit, wie ich aufzubringen imstande war.
    »Bist du dir sicher? Keine nette virtuelle Snuff-Orgie? Oder hättest du gern Sex mit der Präsidentin? Nein? Also das Übliche. Mal sehen, wo was frei ist.«
    Ich schob die Geldscheine in den gesicherten Käfig. Hamish prüfte sie auf Echtheit, Flüssigsprengstoff, Kontaktgifte, Kontrollsysteme und verschiedene andere Dinge, bevor er sie zu sich hereinholte. Der Senso-Dealer zählte die Scheine, und sein gieriges Lächeln verschwand. Ich spürte Panik in mir aufsteigen.
    »Äh, Jakob …«, begann Hamish.
    »Was? Was! Das ist genug Geld!«, rief ich verärgert.
    »Wahrscheinlich hast du noch nicht gehört, dass ich die Preise erhöht habe. Kein Grund zur Sorge. Es reicht immer noch für einen halben Tag und eine kleine Vorauszahlung auf deinen nächsten Trip.«
    »Nein!« Ich wollte nicht glauben, was ich hörte. Im Kopf ging ich die zahlreichen Möglichkeiten durch, wie ich Hamish töten oder ihm zumindest große Schmerzen zufügen könnte. Leider machten es einige davon notwendig, dass ich ihn berührte. Ich hob meine Armprothese, um auf den gepanzerten Käfig einzuschlagen, der ihn beschützte. Ich spürte mehr, als dass ich sah, wie sich die Abwehrsysteme des Käfigs aktivierten. Waffen klappten aus der Decke und richteten sich auf mich.

    »Immer mit der Ruhe! Entspann dich!«, sagte der wieder lächelnde Hamish in beschwichtigendem und gönnerhaftem Tonfall. »Das war nur ein Witz. Natürlich reicht es für einen Tag.«
    »Verdammt witzig, Hamish, zum Brüllen komisch«, murmelte ich und zündete mir eine weitere Zigarette an. Ein kaum merkliches Zittern war in meiner linken Hand - der, die noch aus Fleisch und Blut war. »Du weißt, womit ich früher meinen Lebensunterhalt verdient habe?«
    »Du und alle anderen hier, Kumpel. Kabine zwölf ist frei.«
    Ich drehte mich um und stapfte in die Senso-Arkade.
    Drinnen gab es einen langen Korridor mit schwachen roten Lampen, von denen viele kaputt waren. Auf beiden Seiten befanden sich gepanzerte Stahltüren. Ich suchte Kabine Nummer zwölf, blickte zur Linse vor der Tür hinauf und zeigte Hamish den Stinkefinger. Natürlich ließ er mich danach noch eine Minute warten. Endlich sprang die Stahltür auf. Drinnen saß ein Vet ohne Arme und mit einem stümperhaft zusammengestückelten rechten Bein auf der Schaumstoffmatratze der Koje. Er war immer noch eingeklinkt, empfing aber nichts mehr, wie es aussah. Er beachtete mich nicht.
    »Na, hör mal!«, schrie
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