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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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ferne Erinnerungen, dank der implantierten Reparatursysteme meines Körpers. Wie jedes Mal fragte ich mich, warum diese Systeme nichts gegen die glühenden, pulsierenden Kopfschmerzen tun konnten, die eine Folge der Dehydrierung waren. Der Schmerz schien genau hinter den schwarzen polarisierten Linsen zu wohnen, gegen die meine Augen ausgetauscht worden waren. Warum konnte der Mensch Millionen Tonnen schwere komplexe Maschinen bauen, die in der Lage waren, durch den Weltraum zu fliegen, aber kein Heilmittel gegen einen simplen Kater erfinden? Eins der vielen Beispiele für die verkehrten Prioritäten in unserer Gesellschaft.
    Zu viel guter Whisky - das echte Zeug, das in den Destillerien im Nationalpark gebraut wurde - war die Ursache für meinen Kater. Ich setzte mich auf der Pritsche im Porta-Würfel auf und
massierte mir die pochende Schläfe mit dem linken Arm, der noch aus Fleisch und Blut bestand. Die pechschwarze rechte Armprothese griff nach den Zigaretten. Genauso wie der Whisky waren die Zigaretten von guter Qualität. Sie wurden irgendwo im Islamischen Protektorat in Handarbeit hergestellt.
    Ich entzündete die Zigarette mit meinem altertümlichen Sturmfeuerzeug, einem Familienerbstück. Familie! Was hatten sich meine Eltern dabei gedacht, als sie mich bekamen? Damals war der Krieg bereits dreißig Jahre alt gewesen. Warum bekam überhaupt noch jemand Kinder? Immerhin waren sie patriotisch eingestellt und dachten wahrscheinlich, es wäre ihre Pflicht, sich zu vermehren, damit ihre Nachkommen aufwachsen konnten, um sich rekrutieren und indoktrinieren zu lassen, sich zerlegen und aufrüsten zu lassen, sich zerfleischen, zerkauen und ausspucken zu lassen, um schließlich zu einer Bürde für die Gesellschaft zu werden. Ich war nicht im aktiven Dienst, also betrachtete ich mich selbst gern als Bürde. Ich inhalierte die ersten sinnlosen Züge des Tages. Meine internen Filter und Reinigungssysteme entfernten alles Toxische und Interessante aus dem Zigarettenrauch, womit mein kostspieliges Laster letztlich kaum mehr als eine unangenehme Vorliebe war. Es war dieser kleine Luxus, dachte ich, der mich vom Rest des Abschaums unterschied. Im Grunde waren die Gaunereien, die Beinbrüche, Wettrennen und Wettkämpfe nur dazu da, ein paar Euro extra zu verdienen, um meine dürftige Veteranenpension aufzubessern. Was waren schon ein paar Schrammen und Prellungen gegen guten Whisky, Zigaretten, Drogen, alte Filme und Musik und natürlich die Kabinen.
    Ich überlegte, ob ich weitertrinken sollte, da an diesem Tag nichts weiter anlag. Eine flüchtige Inventur des vollgestopften Plastikwürfels, in dem ich existierte, verriet mir jedoch, dass ich letzte Nacht mehr getrunken hatte, als ich dachte. Was auch die kontinuierlichen Schmerzen in meinem Schädel erklärte.

    »Scheiße«, brummte ich den Morgen an. Ich überlegte, ob ich mein Kredit-Rating checken sollte, entschied aber, dass mich das nur noch mehr aufregen würde. Eine Durchsuchung meiner Jeans förderte ein paar gute altmodische Papier-Euros vom Schwarzmarkt zutage. Ich hatte sie für den zweiten Platz beim Wettkampf in Fintry bekommen. Ich war besser als der Junge gewesen, der mich letztlich besiegt hatte, aber der Junge war auf gefährliche Weise aufgeputscht und gieriger als ich gewesen. Ich schätzte, dass ihm noch etwa sechs Monate blieben, bis sein Zentralnervensystem durchbrannte. Wahrscheinlich kämpfte er mit den billigen Implantaten, um seine Familie ernähren zu können.
    Ich wollte mich einfach nur betrinken, also zählte ich das Geld und drückte die Zigarette im bereits vollen Aschenbecher aus. Es war noch genug, um einen Tag in den Kabinen zu verbringen. Angesichts dieses Glücks kriegte ich fast ein Lächeln hin und zog Jeans, Stiefel und das letzte dreckige T-Shirt an, das eine flüchtige Suche zutage förderte. Schließlich legte ich meinen schweren braunen gepanzerten Regenmantel an. Ich fuhr mit einem Finger durch mein rötliches schulterlanges Haar. Es wurde allmählich zu lang. Also band ich es zu einem Pferdeschwanz zusammen. Eine Sonnenbrille über die schwarzen Linsen, die einmal meine Augen gewesen waren, und ich war bereit, mich einem neuen Tag zu stellen. Ich war bereit, weil ich in die Kabinen gehen wollte.
     
    Die Rigs waren so arm, dass hier nicht mal Werbung gemacht wurde. Die Geschichte hatte noch vor dem Finalen Menschheitskonflikt vor über zweihundertfünfzig Jahren begonnen. Anscheinend hatte es damals Felder mit fossilem
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