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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition)
Autoren: Val McDermid
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funktioniert.«
    »Hoffen wir, dass es heute einen guten Tag hat«, murmelte Vivian und öffnete mit einem Mausklick ein neues Fenster. Sie hatte die Wahl zwischen drei Kameras, die den Sicherheitsbereich filmten. »Welche?«
    Parton beugte sich vor und streckte einen langen knochigen Finger aus. »Die hier. Die mittlere.«
    Vivian schaute auf die Uhr. »Wie lange ist es her?«
    »Ungefähr zwanzig Minuten.«
    Sie öffnete den Stream mit den Aufnahmen der Kamera und scrollte zwanzig Minuten zurück, dann ließ sie ihn durchlaufen. Zwei Minuten sahen sie schweigend zu. Dann kamen eine Frau und ein Kind in Sicht, die die Plastikbehälter vor dem Metalldetektor beluden. »Das ist sie«, sagte Parton.
    »Und der Junge gehört auf jeden Fall zu ihr.« Vivian hielt die Aufnahme an und betrachtete die beiden genau. Die Frau schien von überdurchschnittlicher Größe zu sein. Etwa 1,85 vielleicht. Mittelbraunes Haar mit einem nicht besonders gepflegten mittellangen Schnitt. Apartes Aussehen mit hohen Wangenknochen, einem kantigen Kinn, der große Mund lächelte, während sie den Jungen anschaute. Sie sah aus, als hätte sie den typisch englischen frischen Teint, rosiger Schimmer auf heller Haut. Der Junge hatte einen dichten Schopf schwarzer Haare, bräunliche Haut, die Wangen leicht aprikosenfarben. Er hatte schlaksige Arme und Beine, war drahtig und unbeholfen wie ein Fohlen in einem dieser sentimentalen Filme über Rennpferde. Er sah nicht aus, als sei er blutsverwandt mit ihr. Und doch ließ es sich nicht leugnen. »Sie gehören zusammen, Parton.«
    »Scheiße.«
    Sie beobachteten, wie der Junge den Metalldetektor passierte und weiter an der Durchleuchtungseinheit vorbeiging, hinter der ihre Sachen wieder auf dem Laufband erscheinen würden. Über die Schulter schaute er zu der Frau hin, die lächelnd den Daumen hochreckte, während sie die Kabine betrat, um auf eine weibliche Angestellte zu warten, die sie durchsuchen würde. So weit, so gut. Vivian merkte, dass sie die Luft anhielt, als sehe sie sich einen Thriller an.
    Ein paar Sekunden verstrichen. Der Junge ging langsam weiter, die Frau sah ihm zu. Dann näherte sich ein Mann, scheinbar mit einem Uniformhemd des Sicherheitsdienstes und schwarzer Hose bekleidet, von der Halle her und ging auf den Jungen zu. Kurz bevor er bei ihm anlangte, hielt Vivian das Video an. »Was stimmt nicht mit diesem Bild?«
    »Er trägt eine Baseballmütze«, sagte Parton, ohne zu zögern. »Die gehört nicht zur regulären Uniform. Wir tragen keine Kopfbedeckung.«
    »Und er trägt genau die Art von Kopfbedeckung, die garantiert das Gesicht verbirgt, wenn man mit hoch hängenden Kameras aufgenommen wird.« Vivian ließ die Aufnahme weiterlaufen.
    »Er gehört nicht zu meinem Team. Ausgeschlossen.« Parton nahm die Arme herunter und ballte die Fäuste.
    Der Mann ging geradewegs auf den Jungen zu und legte ihm eine Hand auf den Rücken. Der Junge schaute zu ihm hoch und nickte. Der Mann in der Uniform nahm den Rucksack aus einem der Plastikbehälter und führte dann den Jungen weg vom Laufband und auf die Halle zu. Die Szene elektrisierte die Frau geradezu. Sobald der Mann den Jungen berührte, stürmte sie los. Die beiden waren kaum am Ende des Laufbands angelangt, als sie schon außerhalb der Kabine war.
    Vivian beachtete das dramatische Geschehen im Vordergrund nicht, sondern konzentrierte sich auf den Mann und den Jungen. Ein paar Meter waren sie noch zu sehen, aber wo die Halle eine Biegung nach rechts nahm, bogen sie scharf links ab. »Scheiße«, sagte Parton noch einmal.
    »Da ist ein Ausgang, oder?«
    »Führt zur Landseite«, bestätigte Parton. »Da wäre man innerhalb von einer Minute an der Straße. Und dann könnte man überallhin.«
    Vivian hielt das Video wieder an. »Sieht aus, als hätte die Lady die Wahrheit gesagt«, kommentierte sie und klang so trostlos, wie sie sich fühlte. Jemand hatte sich ein Kind geschnappt, und die Sicherheitsbürokratie des Flughafens hatte dem Entführer einen Vorsprung verschafft. »Mein Gott, Parton. Wieso hat niemand auf diese Frau gehört?« Sie griff schon wieder zum Telefon.
    »Zuerst verstand niemand, was sie sagte«, antwortete er. »Ich schwör’s.«
    »Das wird Sie sicher herausreißen, wenn’s mit den Prozessen losgeht. Aber jetzt müssen Sie mir eine Liste mit allen geben, die heute Nachmittag Dienst hatten. Wir werden alle befragen müssen, um herauszufinden, wer was gesehen hat.«
    Parton rührte sich nicht. Die Hand mit dem
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