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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition)
Autoren: Val McDermid
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Einwanderung und Zoll.
Hi, Kevin, habe eine Anfrage wegen eines minderjährigen Kindes, dem Ihr Team heute Nachmittag die Einreise gewährte. Kein Einwanderungsproblem, aber es sieht aus, als sei der Junge anschließend entführt worden. Er kam aus Großbritannien, begleitet von Stephanie Jane Harker, britische Staatsbürgerin. Nach meinen Informationen hatte sie britische Gerichtsdokumente, die sie bevollmächtigen, mit dem Kind zu reisen. Wir müssen einen Notfallalarm wegen Kindesentführung vorbereiten, deshalb brauche ich möglichst bald Kopien von allem, was Sie haben, Name des Kindes, Geburtsdatum, Personenbeschreibung. Wenn Sie ein Foto entweder vom Pass oder aus dem Computersystem haben, umso besser. Wir haben Videobilder aus den Überwachungskameras, aber die Auflösung ist ja nie so gut, dass man sie wirklich brauchen kann. Was immer Sie an Informationen oder Anmerkungen haben, könnte uns helfen.
Danke.
    Und weil sie eine Frau war, die alles immer doppelt absicherte, schickte sie Kevin eine SMS, um ihn auf die Anfrage hinzuweisen.
    Dann holte sie erst mal tief Luft.
    Bis sie Informationen hatte, mit denen sie arbeiten konnte, gab es nichts mehr zu tun, um den Alarm in Gang zu setzen. Es war Zeit, mit Stephanie Jane Harker zu sprechen.

    Als nicht Randall Parton, sondern eine Frau den Raum betrat, verspürte Stephanie eine ganz unvernünftige Erleichterung. Ihre jahrelange Tätigkeit in einer Branche, wo Frauen einen mit der gleichen Wahrscheinlichkeit aufs Kreuz legten wie jeder beliebige Mann, hätte ihr solchen geschlechtsbezogenen Optimismus austreiben sollen, aber sie konnte nicht anders. Besonders wenn es um Kinder ging, erwartete sie immer noch ein kleines bisschen Solidarität von einer anderen Frau.
    Diese hier sah aus, als sei es ihr ernst. Sie schaute Stephanie an, nahm Lopez dann zur Seite und neigte den Kopf, um leise mit der Sicherheitsangestellten zu sprechen. Wie würde ich sie darstellen, wenn ich über sie schriebe? Das war Stephanies Standardhaltung, wenn sie jemanden kennenlernte. Ihre Kleidung war adrett, aber unauffällig – dunkelgraue Hose, dunkelblauer Blazer, dunkelgrüne Bluse, nur der oberste Knopf offen. Eine Goldkette glänzte am Hals, einfache Goldstecker an den Ohren. Kurzes braunes Haar, um die Ohren und die Stirn fransig geschnitten, um ein Aussehen zu betonen, das elfenhaft hätte sein können, wäre da nicht das kantige Kinn gewesen. Eine eher bequeme Autorin hätte sich mit dem irischen Touch ihrer grünen Augen und dem leichten Hauch von Sommersprossen auf Nase und Wangen zufriedengegeben. Aber obwohl Stephanie wusste, dass sie als Schriftstellerin nicht gerade umwerfend war, war sie doch nie so bequem gewesen. Hier war man in Amerika, dem Land des Schmelztiegels. Da sollte man keine schnellen Hypothesen über Wurzeln und Herkunft aufstellen.
    Jetzt wandte ihr die Frau das Gesicht zu und warf ihr ein oberflächliches, unpersönliches Lächeln zu. »Ich bin Special Agent McKuras«, sagte sie, zog einen Stuhl heran und setzte sich. »Vom FBI.«
    »Gott sei Dank«, antwortete Stephanie. »Endlich eine richtige Polizistin. Sie werden wahrscheinlich wissen, welche Rechte ich habe?« Sie freute sich über die Überraschung, die kurz in den Augen der Agentin aufleuchtete.
    »Soweit ich weiß, Ms Harker, haben Sie vorgebracht, dass ein schweres Verbrechen begangen worden sei. Nur aus diesem Grund interessiere ich mich für Sie. Ich wüsste nicht, warum Sie einen Anwalt brauchen sollten, um eine strafbare Handlung anzuzeigen. Irgendwann werden meine Kollegen von der Flughafensicherheit Sie abtasten wollen, da sich bei der Kontrolle der Metalldetektor gemeldet hat. Aber ich sehe auch nicht ein, dass Sie dafür einen Anwalt brauchen sollten.« Sie öffnete einen Tablet-PC und fuhr ihn hoch. »Was mich betrifft, so ist es jetzt das Vordringlichste, ein verschwundenes Kind zu finden.«
    Stephanie spürte, wie ihre Schultern sich ein ganzes Stück senkten. Endlich jemand, der in der Lage war, vernünftig zu reden. »Danke für die Klarstellung«, sagte sie. »Wurde also ein Alarm wegen Jimmy ausgelöst?«
    Vivian schaute ihr direkt in die Augen. »Wir sammeln gerade die nötigen Informationen, um genau das zu tun. Ich habe mir die Videoaufnahmen von dem, was im Sicherheitsbereich vorgefallen ist, angeschaut, aber leider können wir das Gesicht des Mannes nicht sehen, der Ihr Kind mitgenommen hat.«
    Stephanie schluckte heftig. »Eigentlich ist er nicht mein Sohn.«
    Vivian
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