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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition)
Autoren: Val McDermid
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hätte sie die Arme vor der Brust verschränkt. Mit ihrer Körpersprache konnte sie aber im Moment nicht ausdrücken, dass es ihr reichte. Sie verdrängte ihre Panik, neigte den Kopf nach hinten und schaute ihm in die Augen. »Bin ich nach dem Gesetz verpflichtet, diese Frage zu beantworten?«
    Entnervt schlug Parton mit beiden Handflächen auf den Tisch. Lopez kam näher und sagte: »Sie hat die USA vor einer halben Stunde hier in Chicago betreten. Sie kam mit einem Flug von London-Heathrow.« Sie räusperte sich. »Sie hatte ein minderjähriges Kind bei sich.«
    Schweigen breitete sich im Raum aus. Mit wütender, eiskalter Stimme sagte Stephanie: »Kann jetzt mal ein richtiger Polizeibeamter herkommen?«

3
    N ach Lopez’ Auskunft fiel Partons angeberisches Getue in sich zusammen. Er ordnete an, Stephanie die Handschellen abzunehmen, konnte aber der Versuchung nicht widerstehen, sie anzublaffen: »Lassen Sie die Hände aus den Taschen. Und telefonieren Sie nicht.«
    »Ich habe mein Handy nicht. Es ist mit allen anderen Sachen, die durchleuchtet worden sind, in einem Plastikbehälter. Und vermutlich ist da auch Jimmys Rucksack dabei. Um zu überprüfen, ob meine Angaben wahrheitsgemäß sind, hätten Sie sich nur anzuschauen brauchen, was auf dem Transportband lag.« Stephanie versuchte nicht, ihre Geringschätzung zu verbergen.
    Parton schwieg und verließ den Raum. Lopez lächelte ihr beschämt zu.
    »Holt er jetzt jemanden, der sich damit befassen kann, dass mein Kind entführt worden ist?«, fragte Stephanie fordernd und rieb sich die Handgelenke.
    Lopez wandte den Blick ab, denn die Tür ging auf. Ein Angestellter vom Sicherheitsdienst brachte zwei graue Plastikbehälter in den Raum und stellte sie ab. Stephanie erblickte in dem einen Behälter ihre Reisetasche, in dem anderen waren ihre Jacke, Schuhe, Toilettenartikel und Verschiedenes aus den Taschen ihrer Kleidung in durchsichtigen Plastiktüten, damit man es leicht überprüfen konnte. »Warten Sie«, sagte sie. »Da müsste noch ein Behälter sein, mit Jimmys Rucksack und seinem Kapuzenpulli.«
    Der Mann zuckte mit der Schulter. »Sonst ist nichts da.« Er schloss die Tür hinter sich.
    Dass Jimmys Sachen nicht da waren, ließ Stephanie erneut vor Angst erzittern. Das deutete doch auf kaltblütige Planung hin, auf eine gezielte Aktion statt eines spontanen Zugriffs auf ein beliebiges Opfer. Noch nie hatte sie das Verstreichen der Zeit als so quälend langsam empfunden. »Hat irgendjemand hier schon mal davon gehört, dass etwas dringend sein könnte?«, fragte sie. »Haben Sie Kinder? Würden Sie nicht verrückt werden, wenn jemand Ihr Kind mitnähme und niemand kümmerte sich darum?«
    Lopez war peinlich berührt. »Sie müssen Geduld haben. Wir haben hier eine Aufgabe, die nur mit einem kleinen Teilbereich zu tun hat. Wir müssen innerhalb der uns gesteckten Grenzen operieren. Und dabei sollte ich nicht einmal mit Ihnen reden.«
    Stephanie verbarg das Gesicht in den Händen. »In jeder Minute, die verstreicht, ist Jimmy in Gefahr. Ich habe versprochen … ich hab doch versprochen …« Ihre Stimme versagte. Angst und Wut konnten ihren Adrenalinspiegel nicht unbegrenzt lange aufrechterhalten. Jetzt ließ ihr Gefühl zu scheitern sie verstummen. Sie hatte doch ihr Wort gegeben. Und jetzt sah es so aus, als sei ihr Wort nichts wert.

    Dass sie in den Außendienst der Einwanderungsbehörde versetzt worden war, hatte Special Agent Vivian McKuras zunächst als eine Beförderung interpretiert. Aber seit sie als permanente Ansprechpartnerin im Büro am Chicagoer Flughafen saß, war ihr klargeworden, dass sie in Wirklichkeit für die Sünden ihres früheren Chefs bestraft wurde. Jeff saß jetzt wegen der kreativen Methoden, mit denen er seine Spielsucht finanziert hatte, in einer Haftanstalt. Sie hatte gewusst, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte, aber geglaubt, es hätte etwas mit seiner Ehe zu tun, nicht mit einem komplizenhaften Verhältnis zu den kriminellen Elementen der Stadt. Da hatte sie sich ja als wahre Spürnase bewiesen.
    Von außen gesehen, mochte sich die Stelle am Flughafen wie ein toller Job ausnehmen, man war in vorderster Front und kämpfte gegen Terroristen, die den American Way of Life unterminieren wollten. Der perfekte Ort für eine Polizeibeamtin, um sich zu rehabilitieren und zu zeigen, dass sie wirklich ein Ass war. Aber die Wirklichkeit war denkbar ernüchternd. Die meisten Personen, die das Sicherheitspersonal aus den Wartenden
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