Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman
Autoren: Lara Morgan
Vom Netzwerk:
geheilt hatte, dass sie spüren konnte, wie sein Blut durch seine Adern floss, wenn sie es versuchte? Das würde er nicht verstehen.
    »Ich nehme an, du kannst es jetzt nur deinem Bruder erzählen, nicht wahr? Deinem Zwilling.«
    »Wir sind anders als vorher, Balkis, Tallis und ich.«
    »Nur in gewisser Hinsicht«, sagte er. »In anderer bist du immer noch dieselbe.«
    »Was soll denn das heißen?«
    Er ließ die Hand auf dem Knauf seines Schwerts ruhen und sah einen Moment lang über ihren Kopf hinweg, bevor er den Blick senkte. »Du vertraust den Leuten nicht, Shaan.«
    »Das tue ich doch, ich vertraue …«
    »Deinem Bruder?« Sein Tonfall war gereizt. »Und was ist mit mir? Vertraust du mir nicht?«
    »Ich kenne dich kaum.«
    Er lachte harsch auf. »Oh, ich glaube, du kennst mich durchaus ein wenig. Außerdem könnten wir daran ja etwas ändern.«
    Wie waren sie so weit gekommen? Sie lehnte sich erschöpft gegen den Karren zurück. »Ich bin müde, Balkis«, sagte sie. »Es war ein langer Tag. Ich muss mich ausruhen.«
    »Also geht es dir nicht so gut, wie du vorgibst.«
    »Ich gebe gar nichts vor.«
    Er lächelte. »Vertraust du mir dann, dir auf deinen Wagen zu helfen?«
    »Ich glaube, das schaffe ich allein.«
    »Nein, das glaube ich nicht«, sagte er. »Reich mir den Arm, oder wäre es dir lieber, getragen zu werden?«
    Sie richtete sich so rasch auf, wie sie konnte, besorgt, dass er sie einfach hochheben könnte, und streckte die rechte Hand aus. »Also gut, wenn du kein ›Nein‹ als Antwort hinnimmst …«
    Aber statt ihre Hand zu nehmen, legte er ihr den Arm um die Taille und zog sie an sich.
    »Hab dich reingelegt«, sagte er leise, und wenn sie die Energie gehabt hätte, zu protestieren, wäre sie vielleicht zurückgewichen, aber sie war plötzlich froh über seine Hilfe, als er sie mehr oder weniger zum Wagen trug. Sie versuchte, sich selbst vorzumachen, dass sie nichts fühlte, als sie seinen leichten, würzigen Geruch wahrnahm oder die feste Wärme seines Körpers gegen ihre Seite gepresst spürte oder als er ihr in den Wagen hochhalf und seine Hand länger als notwendig in ihrer blieb. Sie versuchte, all das einfach auszublenden, und als er sie wieder fragte, ob er sie im Tempel besuchen könne, sagte sie nein, und wieder nein, aber er lächelte ein halbes Lächeln, als der Wagen anfuhr, und sie spürte, dass er ihr nachsah, bis der Wagen aus seinem Gesichtsfeld heraus auf die Straße rollte.

3

    T allis konzentrierte sich auf den Verführer, der ihm gegenüberstand.
    Er hieß Farris und war gebaut, als sei er aus Stein gemeißelt; eine hässliche Narbe durchfurchte eine Seite seines Gesichts. Er hatte schon zwei Männer besiegt, und Tallis wollte nicht der dritte sein.
    Der Nachmittag war schwül und warm. Der Regen des Morgens hatte den Boden der Arena in Schlamm verwandelt, deshalb trat Tallis vorsichtig auf; seine Schenkel spannten sich an, als er und der Verführer sich langsam umkreisten, die stumpfen Übungsschwerter erhoben. Tallis fand, dass es ganz anders war, Menschen zu lenken, als über Drachen zu gebieten. Der Verstand eines Menschen sang ihm nicht zu. Wieder und wieder war es ihm misslungen, seine Gegner zu kontrollieren, und zum Beweis dafür hatte er Prellungen.
    Hochkonzentriert richtete er seine Aufmerksamkeit ganz auf Farris und versuchte, ihn durch Willenskraft zu zwingen, die Waffe zu senken. Der Verführer widerstand. Er hatte in seinem Geist eine Barriere gegen Tallis errichtet, und dieser konnte sie anscheinend nicht durchdringen. Er hielt dagegen, spürte, wie die Adern in seinem Hals vor Anstrengung schwollen, aber Farris grinste nur. Ein weißglühender Schmerz loderte hinter Tallis’ Augen auf. Ergib dich! Der Befehl versengte Tallis’ Verstand, und er fiel auf die Knie, rang nach Luft. Der Verführer stürzte sich heftig auf ihn; die stumpfe Schneide seines Schwerts traf Tallis quer über die Brust. Er fiel hintenüber in den Schlamm; seine Rippen schmerzten.
    Der Verführer bedachte ihn mit einer spöttischen Verneigung. »Ich habe wieder gewonnen, Clansmann. Vielleicht hättest du deinen Drachen um Hilfe bitten sollen.« Lachend schritt Farris zu den Bankreihen zurück.
    Die anderen Männer machten abschätzige Bemerkungen über die Größe von Tallis’ Männlichkeit, während er langsam auf die Beine kam. Sie waren in der kleineren Übungsarena der Drachenanlage, und die meisten Bänke waren mit Verführern und Jägern besetzt. Rorc und Cyri standen am Geländer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher