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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman
Autoren: Lara Morgan
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eine ganz schöne Ausstrahlung, findest du nicht?«
    Shaan verspürte bei der Erwähnung seines Namens eine kurze Aufwallung von Beklommenheit. »Nicht, dass ich wüsste«, sagte sie.
    »Wirklich?« Nilah lachte leise, während Shaan aufstand, um ihr Weinglas aufzufüllen. »Ich habe gehört, dass er schrecklich viel Zeit im Tempel verbracht hat, nachdem dein Bruder dich nach Hause geholt hat, und von keiner der jungen Dienerinnen weggelockt werden konnte, die ihm schöne Augen gemacht haben.«
    Beim Einschenken verschüttete Shaan beinahe den Wein. »Ich glaube, du musst dich deinen Schriftrollen widmen«, sagte sie.
    »Mit dir ist es nicht lustig«, schmollte Nilah, während sie sich umdrehte; dann stieß sie ein tiefes Seufzen aus und hielt Shaan ihr Glas hin. »Na gut, füll meines auch wieder, dann verspreche ich, dass ich nichts mehr über hochgewachsene, blonde Männer sage, die schöne, schöne…«
    »Nilah!«
    Die junge Frau rollte mit den Augen und schloss sehr betont den Mund. Shaan nahm ihr Glas und rang darum, ein Lächeln zu verbergen. Trotz all ihrer Fehler brachte Nilah sie manchmal zum Lachen.
    Als sie am späten Nachmittag den Palast verließ und auf dem Weg zu den Ställen war, sah Shaan Balkis mit einem der Stallknechte sprechen, als sie durchs Tor trat. Sie zögerte und blieb dann stehen; eine alberne Furcht schnürte ihr die Kehle zu. Sie hatte Balkis nicht gesehen, seit Tallis sie zurückgeholt hatte. Zuerst war sie zu krank gewesen, danach zu unsicher. Sie wusste nicht, was sie zu ihm sagen sollte, und es war leichter geworden, ihn zu meiden. Sie hatte den Impuls, den Weg zurückzueilen, den sie gekommen war, aber er würde sie jetzt jeden Moment sehen, und sie würde sich lächerlich machen. Sie erinnerte sich noch an sein Gesicht, als Azoth sie verschleppt hatte, den Ausdruck von Enttäuschung und Angst, als er zur Spitze der Kuppel gerannt war. Sie erinnerte sich auch immer noch daran, wie sie ihn in einer dunklen Gasse geküsst hatte.
    Er sah noch genauso aus: hochgewachsen, muskulös, stattlich. Sein blondes Haar war staubbedeckt und aus dem Gesicht gestrichen; einzelne Strähnen lockten sich in der feuchten Hitze auf der sonnengebräunten Haut seines Halses. Er trug die ärmellose Lederweste der Reiter und dunkelgrüne Hosen; um seine Hüften war ein Schwert gegürtet. Er sah Shaan, und sie holte augenblicklich Atem und begann weiterzugehen, versuchte, so zu wirken, als hätte sie das die ganze Zeit schon getan. Er schritt auf sie zu; Erstaunen stand in seinem Gesicht.
    Sie trafen neben einem leeren Karren aufeinander, der nahe bei den Stallungen stand.
    »Shaan«, sagte er, die blauen, blauen Augen weit aufgerissen, »du bist nicht mehr im Tempel. Was tust du hier? Fühlst du dich besser?«
    »Nilah hat verlangt, mich zu sehen.« Sie legte eine Hand auf den Karren und lehnte sich daran, um ihr Bein zu entlasten.
    »Du gehst.« Sie fühlte sich schlampig, aus der Fassung gebracht, als er die groben Hosen und das alte Hemd musterte. »Dein Haar ist länger«, sagte er.
    Sie widerstand dem Drang, daran herumzuzupfen. Es reichte jetzt gerade über ihre Schultern und schien immer ungebändigt zu sein. »Ich schneide es vielleicht wieder ab«, sagte sie, ohne zu wissen warum.
    Er lächelte, und sie versuchte zu ignorieren, wie sie sich bei diesem Anblick fühlte, und dann beugte er sich zu ihr; seine Stimme war leiser, als er sagte: »Ich bin jeden Tag gekommen, um dich zu besuchen. Warum wolltest du mich nicht einlassen?«
    Sie sah beiseite; ihre Brust fühlte sich eng an. »Es ging mir nicht gut.«
    »Jetzt scheint es dir besser zu gehen.«
    Sie versuchte, tiefer Atem zu holen; es gelang ihr nicht. »Es geht mir besser, aber ich bin nicht dieselbe.«
    »Du bist am Leben.« Er schob ihr eine Haarsträhne hinters Ohr; seine Finger strichen leicht über ihre Wange.
    »Kaum.« Sie wich zurück, als sie bemerkte, dass einige der Stallburschen hinter ihm zusahen, aber Balkis ignorierte sie und ließ seinen Blick mit einer Heftigkeit, die verstörend war, auf ihr ruhen.
    »Erlaube, dass ich dich besuche«, sagte er.
    »Nein.«
    »Aber warum nicht?«
    »Weil …« Sie atmete aus und wusste nicht, was sie sagen sollte.
    »Du hast keinen Grund, mich abzuweisen.«
    »Ich habe den Schöpferstein berührt«, sagte sie. »Das hat mich verändert, es …« Sie hob die linke Hand, und er musterte sie verwirrt.
    »Was?«
    Sie starrte ihre Handfläche an. Was konnte sie ihm schon sagen? Dass sie jemanden
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