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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat
Autoren: Vince Flynn
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grüßend.
    »Guten Morgen, Martin.«
    »Ich habe nicht erwartet, Sie heute Morgen hier zu sehen«, stellte Ross in einem Ton fest, der keinerlei offene Feindseligkeit erkennen ließ.
    »Ich habe mit dem Präsidenten gefrühstückt. Er wurde noch kurz aufgehalten, darum hat er mich gebeten, Ihnen ein paar Minuten Gesellschaft zu leisten.« Kennedy zeigte auf die Couch hinter den beiden Männern. »Setzen Sie sich doch. Darf ich Ihnen Kaffee einschenken?« Kennedy hatte an zahlreichen Sitzungen mit den beiden Männern teilgenommen und konnte sich nicht erinnern, dass sie bei Kaffee jemals Nein gesagt hätten.
    »Gern«, antwortete Ross und setzte sich an das Ende der Couch, das dem Sessel des Präsidenten näher war.
    »Ja, bitte«, sagte auch Stokes und stellte seine Aktentasche auf den Boden.
    Kennedy griff nach einer Tasse, und ihre Hand verharrte einen Moment lang darüber, ehe sie sie nahm. »Sahne und Zucker, nicht wahr?«, sagte sie, zu Ross gewandt.
    »Ja.«
    Kennedy stellte die Tasse auf die Untertasse und füllte sie etwa drei viertel voll mit Kaffee. Dann gab sie Sahne und ein Stück Würfelzucker dazu und rührte gut um. Sie legte den Löffel auf das Tablett und gab Ross die Tasse samt Untertasse in die Hände.
    »Danke«, sagte Ross, blies kurz auf den Kaffee und nahm einen Schluck.
    Kennedy schenkte auch dem Justizminister ein und schob ihm die volle Tasse hin, während Carl mit einer Karaffe voll Wasser und vier Gläsern hereinkam. Er stellte alles auf den Tisch und ging wieder hinaus.
    Kennedy wandte sich Stokes zu. »Ich nehme an, Ihre Leute sind froh über die Informationen, die wir über Gazich zusammengetragen haben?« Sie nahm sich ein leeres Glas und schenkte sich Wasser ein.
    »Und ob. Der Kerl sitzt so gut wie auf dem elektrischen Stuhl.«
    »Gut.«
    Ross nahm noch einen Schluck von seinem Kaffee. »Haben Sie schon etwas über den finanziellen Hintergrund der Sache herausgefunden?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete Kennedy stirnrunzelnd. »Ich fürchte, da stecken wir in einer Sackgasse.«
    »Ich dachte, Sie hätten eine heiße Spur?«, fragte Ross ein wenig enttäuscht.
    Es verlangte Kennedy die allergrößte Beherrschung ab, mit dem Mann in einem Zimmer zu sein. Es war ihr fast unerträglich, wie er jetzt Sorge heuchelte. »Nun ja«, sagte sie, »von einer heißen Spur haben wir vor allem gesprochen, um vielleicht einen Verdächtigen zu einer unüberlegten Reaktion zu verleiten.« Sie nahm noch einen Schluck Wasser und stellte das Glas mit beiden Händen auf den Tisch.
    »Das ist aber schade«, stellte Ross in enttäuschtem Ton fest. »Aber dass Sie diesen Killer gefunden haben, war trotzdem großartige Arbeit.«
    Präsident Hayes kam herein; er hatte nun auch sein Anzugjackett an. Carl schloss die Tür hinter ihm, und die andere Tür, die zum Empfangsbüro führte, wurde ebenfalls geschlossen. »Bitte entschuldigen Sie, dass ich mich verspätet habe, Gentlemen.«
    Ross, Stokes und Kennedy erhoben sich. Hayes trat mit seiner großen Kaffeetasse in der Hand zu ihnen.
    »Also, wie geht’s Ihnen allen heute Morgen?«, fragte Hayes in aufgeräumtem Ton.
    »Gut, Sir«, antwortete Ross.
    Kennedy behielt vor allem Ross im Auge, während der Präsident und Stokes ein paar Höflichkeitsfloskeln austauschten. Hayes streckte die Hand mit seiner Tasse aus und bat Kennedy, ihm noch einmal einzuschenken. Sie nahm die Kanne und füllte seine Tasse.
    »Setzen Sie sich doch«, forderte Hayes seine Gäste auf. »Was kann ich heute für Sie tun, Gentlemen? Moment, lassen Sie mich raten. Irgendjemand möchte eine Begnadigung.«
    »Das ist sehr scharfsinnig von Ihnen, Mr. President«, sagte Ross mit einem breiten Lächeln.
    Kennedy sah schon die ersten Schweißtropfen auf Ross’ Stirn.
    »Bevor wir dazu kommen, möchte ich mich aber bei Irene entschuldigen.«
    Kennedy fragte sich, was er diesmal im Schilde führte.
    Ross sah sie über den Tisch hinweg an. »Es war ein Fehler von mir, an Ihnen zu zweifeln – nur wegen diesem Artikel in der Zeitung, den ein Journalist geschrieben hat, der offensichtlich etwas gegen Sie hat.«
    »Danke«, sagte Kennedy so freundlich, wie sie konnte.
    »Ich habe auch mit Josh gesprochen, und er hält es ebenfalls für das Beste, wenn Sie uns als Direktorin der CIA erhalten bleiben – und zwar so lange, wie Sie wollen.«
    »Das sind ja wundervolle Neuigkeiten«, warf Präsident Hayes mit ehrlicher Erleichterung ein.
    Kennedy sah, wie Ross die Hand hob und an seinem Hemdkragen
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