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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat
Autoren: Vince Flynn
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vor Greens Haus an, und einer der stämmigen Bodyguards stieg aus. Diese imposanten Kerle waren gut für die Show und als Abschreckung, doch sie bewegten sich zu langsam, um sich gegen einen gut ausgebildeten Angreifer wehren zu können. Green und Gordievsky stiegen als Nächste aus, ehe ein weiterer Riese aus dem Wagen kam. Alle vier Männer gingen schließlich zum Haus, und der Wagen fuhr weiter – auf der Suche nach einem Parkplatz, wie Rapp annahm. Coleman würde dem Mann folgen und ihn im richtigen Moment ausschalten. Rapp sah auf seine Uhr, als es gerade Mitternacht schlug.
    »Los«, forderte er Speyer auf.
    Beide Männer stiegen aus dem Wagen. Rapp schob sein Messer in die rechte Außentasche seiner Lederjacke und steckte die schallgedämpfte Glock-Pistole in die linke Tasche. Er ging um den Wagen herum und überquerte neben Speyer die Straße und den Bürgersteig. Vor dem Haus rückte Speyer noch einmal seine Brille zurecht und hob schließlich die Hand an den Türsummer.
    »Nicht vergessen … lächeln«, flüsterte Rapp. »Wir sollen uns ja amüsieren.«
    Speyer verzog das Gesicht zu einem gezwungenen Grinsen und drückte den Türsummer. Wenige Sekunden später ertönte Greens Stimme aus der Sprechanlage. »Joseph, du bist gekommen, und du hast einen Freund mitgebracht. Sehr schön. Komm gleich rauf.«
    Ein Klicken verriet, dass das Schloss geöffnet wurde. Rapp drückte die Tür mit der Schulter auf, weil er das Glas nicht mit der Hand berühren wollte. Er forderte Speyer mit einer Geste auf, zuerst einzutreten. Sie schritten durch die relativ kleine Lobby zum Aufzug hinüber. Das weiße Licht über der Tür verriet ihnen, dass der Lift gerade vom dritten Stock herunterkam. Rapp beugte einige Male die Knie und neigte den Kopf nach links und nach rechts, um den Hals zu entspannen.
    Speyer sah ihn von der Seite an. »Was machen Sie da?«
    »Ein paar Lockerungsübungen. Beugen Sie die Knie … entspannen Sie sich.«
    Der Banker versuchte es.
    »Und jetzt atmen Sie ein paarmal durch und denken Sie daran, wie froh Sie sein werden, wenn das Ganze vorbei ist.«
    Die Aufzugtür ging auf, und sie traten ein. Speyer drehte sich um und lehnte sich an die Rückwand. Rapp machte es ebenso und stellte sich so dicht neben ihn, dass sich ihre Schultern berührten. Es sollte so aussehen, als wären sie eng befreundet. Die Türen gingen zu, und der Aufzug setzte sich in Bewegung.
    Rapp sah Speyer lächelnd an. »Wie lange sind Sie eigentlich schon im Bankgeschäft?«, fragte er.
    »Bitte erschießen Sie mich nicht.«
    Rapp hatte allmählich das Gefühl, dass er mit ermutigendem Zuspruch bei dem Mann nicht viel erreichte. Er beugte sich an Speyers Ohr. »Wenn Sie noch einmal davon sprechen, dann tue ich es vielleicht noch.« Dann richtete er sich wieder auf und lächelte. »Sie brauchen nur still dazustehen und die Arme auszustrecken, wenn der Kerl Sie durchsuchen will. Den Rest erledige ich.«
    Einen angespannten Augenblick später gingen die Aufzugtüren langsam auf. Rapp wandte sich Speyer zu und griff nach seiner Pistole. Seine Jackentasche bot gerade genug Spielraum, dass er aus der Hüfte feuern konnte, wenn es nötig war. Der Bodyguard stand mitten auf dem Flur, einen Metalldetektor in der Hand. Der zweite Leibwächter hatte bereits eine nicht allzu wachsame Position auf einem Stuhl an der Wand eingenommen. Kein Butler. Rapp blickte sich unauffällig um, während Speyer aus dem Aufzug trat. Rasch musterte er die beiden Leibwächter und achtete auf ihre Hände, ihre Füße und die Augen. Die Füße waren platt und die Finger so dick, dass man wahrscheinlich bis fünf zählen konnte, bis sie die Pistolen aus ihren Halftern bekamen. Ihre Augen waren blutunterlaufen und trüb. Wahrscheinlich hatten sie einiges getrunken.
    Speyer streckte die Arme aus wie eine Vogelscheuche, damit der dicke Kerl ihn mit dem Metalldetektor absuchen konnte. Rapp hielt sich hinter ihm und drehte sich leicht nach links, als er seine schallgedämpfte Pistole zog und sie an der schwarzen Lederjacke verbarg. Der Typ ging beim Durchsuchen ziemlich schlampig vor. Rapp trat ein paar Schritte nach links und tat so, als würde er sich für die Bilder an der Wand interessieren. Sobald Speyer die Arme sinken ließ, zog Rapp das Messer aus der rechten Jackentasche und hielt es über den Kopf.
    »Ich schätze, ihr werdet das hier haben wollen«, sagte er und blickte zwischen den beiden Leibwächtern hin und her. Die beiden erstarrten geradezu, als sie
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