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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod
Autoren: Heinz G. Konsalik
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stieg er in den Fluß, wusch sich und dankte den Göttern für die schöne Zeit, die er mit Tawan Alipur gehabt hatte. Er war jetzt Besitzer von vier eigenen Taxis, also ein reicher Mann.
    »Was machen wir nun ohne Onkel Tawan?« fragte Vinja, als sie wieder im Hotel waren.
    »Es wird so sein wie bisher«, antwortete Sangra. »Das Leben geht weiter, mein Kleines. Du hast es noch vor dir, und du wirst sehen, es wird ein schönes Leben sein. Dafür hat dein Onkel gesorgt. Er war ein guter Mensch.«
    Seine Krankheit blieb unbekannt.
    Seit genau neun Wochen fühlte sich Edward Burten nicht ganz wohl.
    Die neue Niere machte ihm nicht zu schaffen; seit vier Jahren arbeitete sie einwandfrei, ja geradezu phantastisch, wie es Dr. Salomon ausdrückte. Er hatte im stillen nicht daran geglaubt, daß die Transplantation so komplikationslos verlaufen würde, zumal er sich entgegen allen Ratschlägen nicht schonte, sondern im Gegenteil seine Aktivitäten noch verstärkte. Dr. Banda hatte wirklich fabelhaft operiert, ein Mann mit goldenen Händen, und auch die Nachsorge – das verbuchte Dr. Salomon für sich – war ein voller Erfolg gewesen. Keine Abstoßungserscheinungen, keine Immunschranke, nichts. Burten fühlte sich, wie er einmal keck sagte, um zehn Jahre jünger – bis Loras rätselhafter Tod diese zehn Jahre wieder wegwischte und Zeiten voller Depressionen folgten. Aber sonst konnte sich Burten nicht beklagen: Sein Firmenimperium wuchs und wuchs, und die Zeitschrift ›Forbes‹, die Bibel der Wirtschaftsbosse, brachte eine Titelgeschichte über ihn und nannte ihn den Mann des amerikanischen Wirtschaftswunders.
    Wenn nur in den letzten Monaten und Wochen nicht diese verdammte Müdigkeit, ja Schlappheit gewesen wäre! Burten überraschte sich dabei, daß er hinter seinem riesigen Schreibtisch in der Zentrale in New York eingeschlafen war, ohne es zu merken. Er war einfach ›weggesegelt‹, wie er zu Dr. Salomon sagte, und war erwacht, als sein Kopf in den großen Aschenbecher fiel.
    »Ich kenne mich selbst nicht wieder«, sagte er zu Dr. Salomon. Sie saßen im Salon der Villa und tranken eisgekühlten Whiskey mit einem Schuß Zitronensaft, eine Spezialität Burtens. »Mir ist der alte Schwung abhanden gekommen. Was mich früher zum Bersten gebracht hätte, ist mir heute oft völlig gleichgültig. Ich sehe mir das an und rege mich nicht mehr auf.«
    »Endlich! Gratuliere! Im Alter packst du noch die Einsicht, daß Arbeit nicht alles ist.«
    »Das ist nicht meine Natur, und das macht mich nachdenklich. Kannst du dir denken, daß ich mich mitten am Tag hinlege und schlafe?«
    »Bis jetzt war das wirklich undenkbar, Ed. Aber leite davon bloß nicht eine Krankheit ab. Werde kein Hypochonder, Ed! Du marschierst auf die Siebzig zu, und dafür hast du noch einen guten Marschtritt.«
    »Und ich verliere an Gewicht.«
    »Auch gut! Du schleppst seit Jahren zu viele Kilos mit dir herum. Sieh dir im Spiegel deine Wampe an. Seit Loras Tod hast du dir eine richtige Freßsucht zugelegt und alle Mahnungen mit einem Lachen abgetan.«
    »Dafür habe ich jetzt keinen Hunger mehr. Wenn ich an Essen denke, wird mir übel. Siehst du denn als Arzt und Freund nicht, wie ich radikal abnehme? Tag um Tag. Mit der Schnelligkeit eines Computers. Und das ohne Diät, ohne Eßbremse oder Pillen! Das beunruhigt mich. Wenn ich mich im Spiegel ansehe –«
    »Warum setzt du dich auch immer diesem Schrecken aus?«
    »Schmierendoktor, mir ist nicht zum Scherzen zumute! Ich mache mir Sorgen.«
    »Wenn es dich beruhigt«, Dr. Salomon seufzte tief, »testen wir dich also durch. Zum wievielten Mal eigentlich, weißt du das? Beginnen wir wieder mit der Ochsentour durch alle Fachärzte. Das scheint für dich so eine Art Urlaubsvergnügen zu sein. Fangen wir bei mir an. Komm morgen in meine Praxis.«
    Wie immer seit über dreißig Jahren untersuchte Dr. Salomon seinen Freund Burten sehr gründlich. Er machte es, um ihm einen Gefallen zu tun, aber schon nach zehn Minuten Abhorchen und Abtasten wurde er nachdenklich und sah Burten verstohlen an. Alter Junge, dachte er dabei, du hast recht – mit dir stimmt was nicht. In dir pfeift es, die Lymphknoten sind mäßig geschwollen, und unterm Nabel hast du zwei dunkelbraune runde Pigmentierungen, die mir gar nicht gefallen. Junge, mach keinen Blödsinn! Du bist doch immer ein Bulle von Mann gewesen. »Hast du die Flecken am Bauch gesehen, Ed?« fragte er.
    »Natürlich. Ich habe mich gewundert und wollte dich schon fragen,
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