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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hab's dann aber wieder vergessen. Jeder normale Mensch wird mit seinen Muttermalen geboren, ich bekomme sie im Alter! Verrückt, was?« Burten richtete sich auf der Liege auf und ließ die Beine baumeln. »War das bei Lora nicht auch so? Plötzlich hatte sie Flecken auf der Haut.«
    »Das war etwas völlig anderes«, sagte Dr. Salomon vorsichtig ausweichend. »Aber das klären wir schnell. Ich bringe dich zu einem weltberühmten Spezialisten, dem Chef des New Jersey Central Hospital, Professor Hopkins.«
    »Von dem habe ich schon gehört.«
    »Und der wird dich überzeugen, daß du ein Hypochonder bist und kerngesund.«
    Dr. Salomon wußte, daß er damit Burten belog, aber er brachte es nicht übers Herz, auch nur in Andeutungen über seinen Verdacht zu reden.
    An einem Montag legte sich Burten in das Hospital zur gründlichen Untersuchung, die, wie Professor Hopkins sagte, vier bis fünf Tage dauern konnte. Hopkins war ein ruhiger, weißhaariger Mensch mit gütigen Augen und einer väterlichen Stimme, die volles Vertrauen einflößte. Seine Diagnose war präzise und vor allem ehrlich; er sagte den Kranken, welche Krankheit sie hatten, auch wenn die Nachricht noch so deprimierend war. Dann saß er oft lange mit den Kranken zusammen und war nicht mehr der Arzt, sondern der Seelentröster und hilfreiche Freund.
    Im Hospital wandte man an Burten alles an, was die moderne Medizin zu bieten hatte, vom Szintigramm bis zur Kernspin-Tomographie. Selbst die noch in der Entwicklung befindliche Gammastrahlen-Diagnostik wurde mit dem Einverständnis Burtens an ihm ausprobiert.
    Am fünften Tag, als alle Befunde vorlagen, lud Hopkins seinen prominenten Patienten in seine private Ordination ein. Er empfing Burten mit einer vollen Whiskey-Flasche und zwei Gläsern, ordnete an, daß er in der nächsten Stunde nicht gestört werden wolle, auch wenn der Papst selbst anrufen sollte, goß die beiden Gläser voll, forderte Burten auf, sich in einen der tiefen Ledersessel zu setzen, und sagte jovial: »Nun nehmen Sie erst mal einen tiefen Schluck, Ed, das tut gut.«
    Burten wunderte sich, trank aber brav das halbe Glas aus und blickte dann den Chefarzt erwartungsvoll an. »Was habe ich nun, vielmehr, was fehlt mir?« fragte er.
    »Tja, das ist so eine Sache.« Hopkins stellte sein Glas weg und sah Burten forschend an. »Wir sind unter uns, Ed. Sie haben Vertrauen zu mir –«
    »Unbedingt!«
    »Dann frage ich mal ganz grob, ohne Schnörkel.«
    »Bitte, Professor.«
    Hopkins holte tief Atem. »Schwul oder bi sind Sie nicht?«
    »Ganz im Gegenteil!« Burten lachte auf. Was soll diese dusselige Frage? dachte er. Was hat das mit meiner Müdigkeit und Schwäche zu tun?
    »Besuchen Sie Bordelle?« fragte Hopkins weiter.
    »Nie!«
    »Haben Sie mit wechselnden Partnerinnen Verkehr?«
    »Professor!« Burten wurde ungeduldig. »Ich habe elf Jahre mit einer Frau, mit Lora, zusammengelebt, glücklich zusammengelebt. Sie war die schönste, die wundervollste Frau, die ich je getroffen habe. Sie starb vor zwei Jahren, das habe ich Ihnen ja gesagt. Seitdem lebe ich allein. Ich brauche keine Nutten. Und ich könnte mir auch keine andere Frau mehr an meiner Seite vorstellen. Ich verstehe Ihre Fragen nicht.«
    »Der Tod Loras hat Sie sehr erschüttert?«
    »Das können Sie noch fragen? Sie war der einzige Mensch, den ich liebte. Und plötzlich diese rätselhafte Krankheit! Kein Arzt konnte helfen, niemand war fähig, eine Diagnose zu stellen, jeder experimentierte nur herum, bis es zu spät war. Bis heute weiß man nicht, woran sie gestorben ist.«
    »Ich glaube, heute weiß man mehr.« Hopkins goß Whiskey nach. »Die medizinische Landschaft hat sich seit 1983 verändert, und nicht zum Guten, was gewisse neue Erkenntnisse betrifft.« Er machte eine kurze Atempause und sah Burten dabei merkwürdig an. »Sie haben sich eine Niere transplantieren lassen?« fragte er dann weiter.
    »Ja, das sieht man doch.«
    »In welcher Klinik wurde die Operation ausgeführt?«
    Burten druckste herum. Die Frage war ihm unangenehm; er ahnte, was Hopkins denken würde. Aber es hatte wenig Sinn, sich von der Wahrheit wegzuschleichen. »Es war vor vier Jahren, 1981«, antwortete er und ärgerte sich, daß seine Stimme verlegen und wie um Entschuldigung bittend klang. »In Indien, in Kalkutta.«
    »In Kalkutta.« Hopkins blickte an Burten vorbei an die Wand. Sein Gesicht war regungslos.
    Ein Pokerface, dachte Burten unwillkürlich. Damit überspielt er seine Verachtung. Aber ich
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