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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mehr stehen und laufen. Ich falle um vor Schwäche. Und«, Tawan sah an sich hinunter, »es haben sich drei neue Flecke gebildet. Am linken Knie, am rechten Oberschenkel und links am Bauch.«
    »Das … das ist Scheiße, mein Freund.«
    »Nein! Flecken!«
    »Scheißflecken! Ich … ich komme … Leg dich wieder ins Be… Bett!«
    Tawan ließ den Hörer fallen und schloß die Augen. Er atmete ein paarmal tief durch und spürte einen Schmerz in sich, als brennten seine Lungen. Er begann zu husten, krampfte sich dabei zusammen und drückte die Fäuste auf den Brustkorb, als müsse er ihn am Platzen hindern. Nach dem Hustenanfall lag er völlig apathisch auf dem Bett und war nicht einmal mehr fähig, die Arme zu heben.
    Erstaunlich schnell kam Dr. Kasba im Hotel Bambusgarten an. Er hatte sich eiskalt geduscht und war dadurch klarer im Kopf geworden. Doch seine Poren atmeten noch den Alkohol aus, den er die ganze Nacht über in sich hineingeschüttet hatte.
    Der Chefportier drückte diskret den Klingelknopf, als Dr. Kasba den Grund seines Besuchs genannt hatte. »Es ist dringend!« hatte der Arzt gesagt. »Mr. Alipur hat mich angerufen.«
    »Sofort, Sir.«
    Ungeduldig ging Dr. Kasba hin und her, bis er Sangra bemerkte, die aus einer Tür trat, die zur Hotelverwaltung führte. Sie kam auf ihn zu, ein Turm aus Fleisch und Knochen, behängt mit wallender Seide, goldenen Ketten und buntem Modeschmuck. »Mein lieber Doktor«, sagte sie, »Sie wollen zu Tawan? Ich glaube, er schläft noch.«
    »Er hat mich angerufen, Ma'am.«
    »Aus dem Bett?«
    »Ja. Das ist sein Problem – er liegt im Bett und kann nicht aufstehen.«
    »O Gott!« Es war ein so lauter Aufschrei, daß der Chefportier und einige Gäste in der Hotelhalle zusammenschraken. »Ist er krank?«
    »Das will ich eben feststellen. Gesund ist er schon seit längerer Zeit nicht.«
    »Was sagen Sie da, Doktor? Er ist –«
    »Hat Tawan Ihnen nicht erzählt, daß er sich in unserer Klinik hat untersuchen lassen?«
    »Nein, kein Wort.«
    »Haben Sie nicht bemerkt, daß er unter Schwächeanfällen leidet?«
    »Nein.«
    »Sein Blutbild war miserabel, seine Nierenwerte auch. Seit drei Wochen schluckt er starke Antibiotika. Das wissen Sie nicht?«
    »Nichts weiß ich. Doktor, Sie sagen Nierenwerte. Er hat doch nur noch eine Niere, und die war total gesund.«
    »Jetzt nicht mehr. Irgendein Virus sitzt in seinem Körper, der nicht mehr genügend Abwehrstoffe mobilisieren kann. Es ist eine rätselhafte Immunschwäche, die auf keine Aufbaumittel mehr reagiert. Und jetzt liegt er in seinem Bett und ist so schwach, daß er nicht mehr aufstehen kann.«
    Sangra starrte Dr. Kasba aus weit aufgerissenen Augen an. Plötzlich versagten ihr die Worte, die blanke Angst lähmte sie. »Kommen Sie, Doc«, sagte sie endlich stockend. »Sagen wir Vinja noch nichts! Hoffentlich hat sie es noch nicht bemerkt.«
    Sie fuhren mit dem Lift zum ersten Stock, wo die Privaträume von Tawan lagen. Eine kleine Terrasse führte zum Bambusgarten hinaus. Ein Swimmingpool lag jetzt dort, wo früher die Wiese gewesen war, und die Liegestühle standen vor einem üppig blühenden Blumenbeet, unter dem die Leiche des Millionärs lag, den Sangra und Vinja erstochen hatten.
    Tawan lag auf dem Bett, als Dr. Kasba und Sangra ins Zimmer stürmten. Er lächelte matt und wollte die Hand zum Gruß heben, aber er bekam sie nur wenige Zentimeter hoch.
    »Tawan, warum hast du mich die ganze Zeit belogen.« fauchte Sangra sofort los. »Warum hast du mir alles verschwiegen? Warum –«
    »Darum geht es jetzt nicht!« Dr. Kasba schob Sangra energisch beiseite. »Mit Warums kann man nicht helfen.« Er beugte sich über Tawan und war erschrocken, wie eingefallen sein Gesicht war. Die Augen lagen tief in den Höhlen, die Backenknochen traten hervor, der Mund war nur noch ein schmaler Strich. Es war, als schrumpfe Tawans Kopf in sich zusammen. »Mein Freund, wenn dich jetzt eine Kuh sieht, wird ihr die Milch sauer«, sagte Dr. Kasba.
    Tawan lächelte verkrampft; als er sprach, sah man, daß ihm auch das Sprechen schwer fiel. »Ich weiß, es geht mir dreckig. Aber so plötzlich? Was ist das?«
    »Einmal hat der Körper seine Reserven verbraucht, Tawan. Dann ist es, als wenn man an einem Lichtschalter das Licht ausdreht.«
    »Aber das muß doch einen Grund haben, Doktor.«
    »Du leidest an einer Immunschwäche. Die kleinste Infektion wird bei dir dramatisch. Ich brauche dich gar nicht abzuhören; dein Atemrasseln ist deutlich genug.
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