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Der verbotene Kuss

Titel: Der verbotene Kuss
Autoren: Deborah Martin
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mit quietschenden Bremsen zum Halten kommen und den Fahrer wüste Verwünschungen ausstoßen. Hastig sprang sie auf und rannte in den Korridor.
    „William! Georgie! Ansei! Kommt sofort her!“ schrie sie zur nächsten Etage hoch.
    Verdächtige Stille herrschte. Dann lugten, einer nach dem anderen, die sechsjährigen Drillinge mit schuldbewussten Mienen über das Geländer.
    Finster schaute sie die Knaben an. „Zum letzten Mal! Ihr sollt Fahrzeuge nicht mit Obst bombardieren! Habt ihr mich verstanden? Also, wer von euch hat den Apfel hinuntergeworfen?“ Da die Jungen wie üblich behaupteten, nicht die Übeltäter zu sein, fuhr sie fort: „Heute Abend gibt es für keinen von euch Pudding, es sei denn, derjenige, der das getan hat, gesteht seine Verfehlung.“
    Sogleich starrten zwei Augenpaare vorwurfsvoll den Bösewicht an. George. Natürlich handelte es sich um Georgie. Er stiftete immer Unruhe.
    Angesichts des Verrats seiner Brüder wurde er leichenblass. „Ich habe den Apfel nicht geworfen, Lissy. Ehrlich nicht! Ich habe ihn gegessen, und er war sehr saftig. Als ich mich dann aus dem Fenster lehnte . . .“
    „Was du auch nicht tun sollst“, unterbrach Felicity ihn scharf. „Ich habe dir schon so oft gesagt, dass nur Straßengören sich aus dem Fenster lehnen und irgendwelche Dinge auf ahnungslose Passanten werfen.“
    „Ich habe den Apfel nicht hinuntergeworfen! “ protestierte George. „Er ist mir aus der Hand gerutscht.“
    „Ich verstehe. Wie gestern Abend, als dir die Lateingrammatik aus der Hand gerutscht ist und fast ein Loch in das Dach einer Droschke geschlagen hat. Oder wie heute Morgen, als der Schneeball dir entglitten ist und den Vikar getroffen hat.“
    George nickte heftig. „Ja, ja, genau so!“
    Erbost schaute Felicity ihn an. Leider machte das nicht den geringsten Eindruck auf den Knaben.
    Nichts beeindruckte ihn, wenngleich das verständlich war. Die Drillinge litten noch immer unter dem Tod des im letzten Jahr verstorbenen Vaters. Er war betrunken in die Themse gefallen. Die Mutter war nur Stunden nach der Geburt der Drillinge gestorben. Papa war die Welt der jüngeren Geschwister gewesen. Sie betrachteten Felicity als schlechten Ersatz für ihn, da die vom Vater, der Architekt gewesen war, hinterlassenen Schulden sie viel zu sehr auf Trab hielten, um den Lebensunterhalt zu verdienen, als dass sie sich sehr um die Brüder hätte kümmern können.
    Sie stemmte die Hände in die Hüften und starrte Ansei, das Klatschmaul unter ihren Geschwistern, an. „Wo ist James?“
    „Ich bin hier“, antwortete er und erschien hinter den Brüdern. Mit seiner schlaksigen Figur überragte er deren gesenkte Köpfe.
    „Ich dachte, du passt an meiner Stelle auf unsere Brüder auf“, sagte Felicity verärgert.
    In dem Moment, da er errötete, bereute sie ihren scharfen Ton. „Ich . . . es . . . tut mir Leid, Lissy. Ich habe gelesen. Ich setze mein Studium fort, bis ich an die Islington Academy zurückkehren kann.“
    Seine geliebte Islington Academy, für die man sich die Ausgaben nicht mehr leisten konnte. „Schon gut, James. Du solltest dein Studium fortsetzen.“ Obwohl Gott allein  wusste, ob er jemals in die Islington Academy zurückkehren würde.
    Felicity seufzte. Sie hätte den elfjährigen Bruder nicht mit dieser Aufgabe betrauen dürfen. Aber ein Kindermädchen konnte man sich auch nicht mehr leisten.
    Kindermädchen hin, Kindermädchen her, Georgie musste Gottesfurcht eingebläut werden, bevor die beiden anderen Drillinge anfingen, seine Streiche zu imitieren. „Nun, Georgie, ich nehme an, wir müssen den Doktor kommen lassen.“
    George fiel das Kinn herunter. „Was meinst du damit?“ „Du scheinst ein Problem zu haben, weil dir immer alles aus den Händen fällt. Daher kann mit ihnen etwas nicht in Ordnung sein. Vielleicht leidest du am Zipperlein. Ich werde den Doktor kommen lassen, damit er dich untersucht. “ „Ich brauche keinen Doktor, Lissy! Wirklich nicht!“ George streckte die Hände über das Treppengeländer. „Siehst du? Mit ihnen ist alles in Ordnung.“
    Tiefe Nachdenklichkeit heuchelnd, klopfte Felicity sich mit dem Zeigefinger auf das Kinn. „Ich weiß nicht. Ein Doktor könnte dein plötzlich aufgetretenes Leiden kurieren. Er könnte mir ein Mittel empfehlen. Klein gehackte Froschaugen oder dergleichen.“
    George wurde grün im Gesicht. „Frosch . . . augen?“ „Oder Lebertran, drei bis vier Mal am Tag. “ Georgie hasste Lebertran.
    „Ehrlich,
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