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Der verbotene Kuss

Titel: Der verbotene Kuss
Autoren: Deborah Martin
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er flüchtig über die Seite blickte.
    „Nein. Er lobt deinen guten Geschmack bei Frauen.“ „Das muss ich mit eigenen Augen sehen.“
    Mit wachsender Ungeduld überflog Ian die moralisierenden Äußerungen des Verfassers über die Presse, die Beschreibung einer skandalösen Szene, die bei Lady Minnot stattgefunden hatte, und die Kritik an den Exzessen des Earls of Bentley, dessen protziges neues Haus „zu einer Zeit, da Soldatenwitwen hungern müssen, ein wahrer Gräuel ist“. Und dann fiel Ians Blick auf seinen Namen. „Viscount St. Clair, über den nach seiner sechsjährigen Abwesenheit sehr viele Gerüchte in Umlauf sind, behandelt seine Liebschaften so diskret, dass selbst durch Klatsch nicht herauszufinden ist, um wen es sich bei seinen Mätressen handelt. Daher war der Unterzeichner überrascht, als er ihn mit einer schönen, geheimnisvollen Dame ein Haus in der Waltham Street betreten sah. Weitere Nachforschungen ergaben, dass es ihm gehört und die Dame dort seit über einem Jahr residiert. Andere Herren würden sich mit einem solchen Schatz brüsten, doch er versteckt ihn. Das beweist ein weiteres Mal, dass Vorsicht besser als Nachsicht ist.“
    Ian las die Stelle ein weiteres Mal. Verdammt! Waltham Street! Er hätte merken müssen, dass alle Leute Miss Greenaway meinten, als sie anfingen, über seine angebliche Geliebte zu reden.
    Aber wie hatte dieser Lord X Kenntnis von ihr bekommen, und wie viel wusste er über sie? Hatte er sie befragt? Leute wie er konnten sehr zudringlich sein, wenngleich Ian glaubte, dass sie wahrscheinlich nichts Peinliches preisgegeben hatte. Er würde sofort mit ihr reden und sicherstellen müssen, dass sie darauf achtete, was sie Fremden gegenüber äußerte.
    Er schaute auf und sah den Freund ihn unverhohlen neugierig betrachten. „Nun? Wer ist sie?“
    Er faltete die Zeitung zusammen und steckte sie in die Innentasche seines Gehrocks. „Ich werde dir sagen, was sie nicht ist. Sie ist nicht meine Geliebte. Lord X hat sich geirrt.“
    Wenn dieser Schreiberling über das Haus in der Waltham Street Bescheid wusste, dann mochten ihm auch andere Einzelheiten bekannt sein. Ian musste ihn zum Schweigen bringen, ehe der Mann sein ganzes Wissen preisgab.
    „Aber du hast in der Waltham Street ein Haus?“ fragte Jordan.
    „Ja“, bestätigte Ian, „doch nicht zu dem Zweck, den dieser Lord X mir unterstellt. Ich habe es einer Freundin unserer Familie überlassen, die in eine Notlage geraten ist. Das ist alles.“
    „Wirklich?“
    „Ja, wirklich“, antwortete Ian fest, „ganz gleich, was in den dummen Gerüchten behauptet wird.“
    Jordan lehnte sich zurück und faltete die Hände auf dem Bauch. „Ist diese Freundin der Familie so hübsch, wie Lord X schreibt?“
    „Wieso willst du das wissen?“ erkundigte Ian sich ärgerlich.
    „Nun, wenn dem so wäre, würde das dein mangelndes Interesse an Miss Hastings körperlichen Vorzügen erklären. Wenn du eine schöne Geliebte versteckt hältst. . .“
    „Verdammt, Jordan, du hast mir überhaupt nicht zugehört!“
    „Tut mir Leid, alter Freund, aber man hilft einer schönen, in eine Notlage geratenen Freundin der Familie nicht, indem man ihr in einem sehr teuren Stadtviertel ein Haus zur Verfügung stellt.“
    „Ich erwarte nicht, dass du mein Verhalten begreifst.“ Erzürnt drückte Ian die Zigarre aus. „Du hast keinen Funken Edelmut in dir! “
    „Gegen diese Behauptung würde Emily sich verwahren! “ erwiderte Jordan schmunzelnd.
    „Wirklich? In den ersten Wochen eurer Bekanntschaft hast du ihren guten Ruf beinahe ruiniert, und das trotz meiner Warnungen, wie ich mich sehr gut erinnere. Erst als du merktest, was für ein Narr du bist, hast du dich entschlossen, sie zu heiraten.“
    „Versuch nicht, mich vom Thema abzulenken“, warf Jordan unwirsch ein.
    „Das tue ich überhaupt nicht.“ Aber genau das hatte Ian versucht, denn diese Taktik funktionierte normalerweise bei Jordan. „Außerdem ist diese Dame nicht meine Geliebte.“ „Lord X ist da anderer Ansicht.“
    „Er ist ein Esel! Ich werde mit ihm reden und ihn dazu zwingen müssen, damit aufzuhören, meine Freundin öffentlich in Misskredit zu bringen. Ich weiß genau, wie man mit solchen Leuten umgehen muss.“
    „Falls du herausfindest, wer er ist, und wo du ihn antreffen kannst. Niemand kennt seine wahre Identität.“ „Irgendjemand muss wissen, um wen es sich bei ihm handelt. Im Allgemeinen gibt es eine Vertrauensperson, einen Bediensteten oder
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